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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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habe mitgezählt! Am Anfang unserer Beziehung habe ich gedacht, ich muss bekloppt werden. Jedes Kauen habe ich als Provokation empfunden. Und er hat einige Monate gebraucht, um zu merken, dass Erziehungsversuche bei mir nur Trotz wecken. Heute unterdrückt er klugerweise Bemerkungen wie: »Man kann auch zwei Mal nehmen.« Oder »Langsam essen, wir sind nicht auf der Flucht!«
    Am Anfang (als ich noch einen guten Eindruck machen wollte) war es mir unangenehm, schon wieder fertig zu sein, wenn er noch den halben Teller voll hatte (kein Wunder, bei
40 Mal Kauen). Ich habe dann einige Tricks ausprobiert, ich war sehr pfiffig: Wenn ich selber gekocht habe, habe ich meinen Teller gleich mal voller gemacht als seinen (und gehofft, dass er es nicht merkt). Zur Nachahmung nicht empfohlen - diese Lösung ist nicht sehr figurfreundlich.
    »Gegen Ihr Übergewicht hilft leichte Gymnastik«, sagt der Arzt.
     
    »Sie meinen Liegestütze und sowas?«
     
    »Nein, nur ein leichtes Kopfschütteln, wenn Ihnen etwas zu essen angeboten wird.«
    Dann habe ich mir angewöhnt, nach jedem Bissen das Besteck wegzulegen. Hinlegen, kauen, runterschlucken, Gabel wieder aufnehmen... Meditation im Alltag. Sehr empfehlenswert, man isst tatsächlich langsamer. Ich habe meine Essgeschwindigkeit um 30 Prozent verringert, schätze ich. Immerhin. Und irgendwann habe ich mich entschlossen, dazu zu stehen, dass ich immer noch schneller esse als er. Wir kommen nicht nur in verschiedenen Größen, sondern auch mit verschiedenen Geschwindigkeiten.
    Dazu gibt es einen interessanten wissenschaftlichen Versuch: Walter Mischel von der Stanford University und sein Team haben in den Sechzigerjahren einer Gruppe von 30 Kindergartenkindern jeweils einen Teller mit einem Marshmallow (wir sagen Mäusespeck) hingestellt. Und dazu gesagt: »Wenn ihr den innerhalb von fünf Minuten nicht aufesst, dann bekommt ihr als Belohnung einen zweiten dazu.«
    Was ist passiert? Bei einem Drittel der Kinder war der Reiz, das süße Zeug zu essen, stärker als jedes Versprechen.
Was dachten die Kinder wohl: Wer weiß, ob die Erwachsenen ihr Versprechen einhalten, was ich hab, das hab ich. Schwupps, sofort war der Marshmallow weg. Und sie konnten weiterspielen.
    Das zweite Drittel wollte durchhalten, wirklich. Es hat gebannt auf den Teller gestarrt, »nein, den esse ich nicht, nein«. Aber diese Kinder konnten auf Dauer doch nicht widerstehen, und nach ein, zwei, drei Minuten schwupps, weg war der Marshmallow. Dann waren sie traurig. Manche haben geweint.
    Die Kinder aus dem dritten Drittel (Sie wissen, das sind die, die wir in der Schule schon gehasst haben, weil sie eine so ordentliche Schrift hatten und uns immer als Beispiel vorgeführt wurden), die haben brav gewartet, bis die fünf Minuten vorbei waren, und haben als Belohnung einen zweiten Marshmallow bekommen. Blöde Streber! Die Studie mit den Marshmallow-Kindern hat übrigens ergeben, dass die Kinder der dritten Gruppe nach 17 Jahren die erfolgreichsten Erwachsenen geworden waren!
    Wenn Sie mal sehen wollen, wie es in Ihnen arbeitet, wenn Sie sich vorgenommen haben, nichts Süßes zu essen, dann schauen Sie sich in Internet auf you-tube mal den lustigen Film mit der nachgestellten Studie über Kinder und Marshmallows an. So etwas Süßes! ( www.you-tube.com ; »Kids & The Marshmallow Test« eingeben.)
    Meinen zurückhaltenden Äußerungen konnten Sie vielleicht schon entnehmen, dass ich mich nicht zu dieser dritten Gruppe zähle. Ich bin eindeutig zweites Drittel. Ich will ja, aber ich halte nicht durch. Wie 90 Prozent aller Dicken, die eigentlich abnehmen wollen. Kurz vorher haben sie sich vorgenommen, ihre Ernährung grundlegend zu ändern und schon streichen sie sich gedankenverloren ein Leberwurstbrot. Und essen es mit schlechtem Gewissen (aber sie essen es).

    In einem Test in dem schon mehrfach erwähnten Buch »Lizenz zum Essen« kam bei mir heraus: »Sie lassen sich von anderen ein schlechtes Gewissen machen. Das führt aber über Stresseffekte zur Gewichtszunahme. Wenn Sie sich davon befreien und vor allem Ihr Essen wieder unvoreingenommen genießen können, kann es sogar sein, dass Sie abnehmen.«
Ein schlechtes Gewissen macht dick
    Habt Ihr gehört, Leute?! Lasst mich in Ruhe. Hört auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Hast du es gehört, Sabine? Lass dich in Ruhe. Mach dir kein schlechtes Gewissen. Ein schlechtes Gewissen macht dick. Hm. Man muss mir gar kein schlechtes Gewissen machen, ich habe es schon.

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