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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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dieses affektierte Augenverdrehen: »Was will die denn hier?«

    Ich kann doch nichts für meine Figur, möchte Bianca rufen, ich hab doch wirklich alles versucht. Wie viele Diäten hat sie ausprobiert, wie viele Ratgeber gelesen: »Wege zum Traumgewicht«, »Schön im Schlaf«, »Nie wieder Hunger leiden«, »Schlemmen zur Traumfigur«. Alles Lüge, denkt Bianca. Die führen uns doch alle an der Nase rum.
    Und dann diese Frauenzeitschriften. Die schönsten Frauen in den heißesten Kleidern auf den Titelseiten, die jeden Mann bekommen, erfolgreich im Beruf sind und dann auch noch bildschöne pausbäckige Kinder im Arm haben. Es ist so ungerecht! Klein und hässlich fühlt sie sich daneben. Genauso die Werbung: Fotos von strahlenden Models, wohin du gehst, traumhafte Haut, tolle Maße, super Ausstrahlung. Daneben muss sich eine Frau wie Bianca wie ein Aschenputtel fühlen. Bianca trägt Größe 36. Und das wird im Jahr 2020 bestraft.
    Bianca ist einfach zu dünn, seit die Gesellschaft Frauen mit üppigen weiblichen Rundungen zum Schönheitsideal erklärt hat! Sie ist aus dem Fokus gefallen, weil plötzlich Dick das neue Dünn geworden ist. Und sie schafft es einfach nicht, dicker zu werden. Sie hat wirklich alles versucht. Sie ist eine Versagerin! Und sie hasst sich dafür.«
    Das ist natürlich reine Fantasie. Nein, keine Angst, oder besser, keine vorschnelle Hoffnung, so schnell wird sich die Mode nicht drehen. Die Geschichte zeigt nur, dass Körper und Gewicht zum Spielball werden, wenn die Gesellschaft, sprich Medien und Meinungsmacher, sich auf ein Idealbild einigen. Und wehe, du entsprichst diesem Bild nicht.

    In einer Werbeanzeige von 1912 konnte man etwas anderes lesen. Es werden Nahrungsergänzungsmittel für »magere, knochige« Frauen angepriesen. Aus der Anzeige: »Sargol ist eine Offenbarung für alle Frauen, die wegen ihrer Eckigkeit niemals anmutig sind, mögen sie auch anziehen, was sie wollen. Alle Männer sind Liebhaber einer schönen Figur. Drum heraus aus der Klasse der Vogelscheuchen.«
    Das ist gerade mal hundert Jahre her. Übrigens: In den USA wurden die Gründer der Sargol Company, Wylie B. Jones und Herbert E. Woodward, 1917 wegen Betrugs verurteilt. 23 Das Gerichtsverfahren dauerte zwölf Wochen und es wurden 200 Zeugen gehört. Die Verurteilten hatten mit ihrem Anti-Dünn-Mittelchen 1200 Dollar pro Tag verdient!
    Der Kummer um die Figur war also immer schon ein Feld für Geschäftemacher. Es ist Zeit, dass wir Frauen uns tatsächlich befreien - und unser eigenes Körperbild entwickeln, die Souveränität über unsere Lebensweise und unsere Ernährung zurückgewinnen. Das heißt, vom Trotzalter ins Alter der Selbstbestimmung wechseln. Wie das geht, dazu kommen wir bei den »L«-Lösungen. Jetzt geht es erst mal weiter mit möglichen Ursachen des Dickseins. Das dritte »T« steht für Trance, sprich Erziehung, Gewohnheit, Trott.

Trance: Die Macht der Gewohnheiten
    Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ich habe genauso Vorurteile gegen Dicke wie die meisten anderen Menschen auch. Ich will es nicht, aber sie sind tief in meinem Hirn vergraben. Und tauchen reflexartig auf, wenn ich einen dicken Menschen sehe. Das hat mit Gewohnheit zu tun. Was wir einmal gelernt haben, sitzt. Was das mit Dicksein zu tun hat, erfahren Sie in diesem Kapitel.
    Ich saß heute früh mit meinem Mann im Hotel beim Frühstück, da geht ein ziemlich dicker Mann mit einem vollen Teller vom Buffet an uns vorbei auf die gut besetzte Terrasse. Wir schauen ihm nach. Fünf Minuten später trägt ein Ober ein Glas Weißbier hinaus, und ich sage spontan: »Bestimmt ist das für den Dicken.« Und schäme mich gleich darauf. Himmel noch mal, da schreibe ich ein Buch über Vorurteile gegen Dicke. Und dann denke ich selbst so. Mein Mann will es wissen, er geht hinaus und kommt gleich darauf grinsend wieder herein. »Bingo!«, sagt er, »du hast recht gehabt.«
    Ja, manchmal essen und trinken wir Dicken ordentlich, okay, sagen wir üppig. Manchmal sind wir wie in Trance, wenn wir essen, greifen, ohne nachzudenken, zu Schokolade oder Kuchen. Denken nicht mehr daran, dass wir nur einen Riegel Schokolade oder nur zwei Kekse essen wollten, und werfen später beschämt die leere Packung weg. Wir »vergessen«, dass wir ja eigentlich am Abend nichts mehr essen wollten. »Vergessen«, was wir tagsüber so alles in uns hineingefuttert haben. Nehmen eine zweite Portion, essen den Teller leer, obwohl es gar nicht so super schmeckt.
    »Und das ist

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