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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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werden krank. Wo sind die Politiker, die dagegen angehen? Wo die Bürgerinitiativen, die für das Leben ihrer Töchter und Schwestern kämpfen? Wo ist der Aufschrei?
    Wo sind die emanzipierten Journalistinnen, die sich gegen den Mode-Terror mit gesichtslosen Hungerkörper-Mädchen auf den Laufstegen wehren? Heimlich retuschieren sie ihren Titelbildern Hüften hinzu, weil die Mädels so dürr sind, dass selbst sie es nicht mehr als schön empfinden. Aber sie lassen es zu, dass die Vorführkleider von Modemachern (und ich bin sicher - Frauenhassern) in Extrem-0-Größen zugeschnitten werden. Wo bleibt der Protest?

    Stattdessen wird die Hexenjagd auf die Dicken eröffnet. Das ist Körper-Faschismus! Meinungsmacher in dieser Gesellschaft: Ihr habt euch die neuen Untermenschen gewählt - die Dicken, die man drangsalieren kann und die einem das tolle Gefühl vermitteln, etwas Besseres zu sein. »Untermenschen«, weil diese Tendenz Menschen gestattet, auf andere hinabzuschauen, die nach offizieller Meinung noch weiter unten stehen als sie selbst.
     
    Schluss mit der Hexenjagd auf Dicke!
     
    Ihr ruft die Religion der Schlankheit und Gesundheit aus. Das moderne Goldene Kalb sind goldene Turnschuhe, um die Ihr herumjoggt. Ihr erzeugt mit der neuen Gesundheitsreligion Massen von Sündern, auf die ihr herabsehen und die ihr gleichzeitig missionieren könnt. Und ganz nebenbei ist es ein tolles Geschäft!
    Heulend schreibe ich diese Zeilen. Aber ich habe es satt, ständig beweisen zu müssen, dass man auch als Dicke ein Mensch ist! Glücklich sein kann! Wertvoll für die Gesellschaft ist!
    So, Nase geputzt und durchgeatmet. Ich lese die letzten Absätze noch einmal. Ja, genauso wollte ich es schreiben. Genau den Finger in diese Wunde legen. Plötzlich wird mir eins klar: Ich habe keine Lust mehr, im stillen Protest gegen die Diskriminierung von Dicken irgendwann zu platzen. Deshalb habe ich mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben. »Doktor, friss deine eigene Medizin«, sagt mein Mann, wenn er meint, »du weißt doch, was richtig ist. Du sagst es doch den anderen auch.« Okay! Wie Sie wissen, arbeite ich ja schon seit Jahren als Trainerin und Coach. Und was sage ich anderen immer: Natürlich haben wir als Kinder eine Menge Gebote und Verbote bekommen. Wir können uns
fügen, wir können trotzig sein, oder wir können erwachsen und souverän handeln. (Warum hört man sich nur so selten beim Reden zu?)
Von der Barbiepuppe zur Trotzgurke
    Manche Frauen sind trotzig, weil man dem kleinen Mädchen gesagt hat: Sei lieb. Manche sind trotzig, weil man ihnen gesagt hat: Sei bescheiden. Manche, weil man ihnen gesagt hat: Das kannst du nicht. Manche: Sei vorsichtig. Oder: Halt den Mund.
    Es gibt tausend Gründe, trotzig zu reagieren. Ich kenne eine Frau, nennen wir sie Doris, die läuft, seit sie 15 ist, in »Kutten« herum, also in überweiten Klamotten überwiegend in Schlammfarben. Und warum? Weil ihre Mutter sie bis dahin herausgeputzt hat wie eine Barbie-Puppe. Doris ist ständig auf der Hut, mag sich nicht anpassen, wechselt alle zwei Jahre ihren Job, will sich bloß nicht verbiegen. Ähnlich geht es ihr mit der Liebe. Der Trotz hat sie auch heute mit Mitte 40 noch voll im Griff - sie nennt sich selbst eine »Trotzgurke« -, und er raubt ihr leider immer wieder gute Chancen, die sie hat. Doris schlägt auf die Hand, die sich ihr entgegenstreckt. Bloß nicht abhängig werden von jemandem.
    Eine andere Frau, nennen wir sie Franziska, ist, bis sie Ende 30 war, nicht aus ihrem Trotz-Speck herausgekommen. Neulich hat sie mir erzählt, dass ihre Mutter ihr jedes Jahr zu Weihnachten wunderschöne Designerkleider geschenkt hat, die aber immer zwei Nummern zu klein waren. Und die Mama hat jedes Jahr mit unschuldigem Augenaufschlag versichert: »Liebling, dieses Jahr schaffst du es bestimmt abzunehmen. Guck mal, es gibt so schöne Sachen.« (Man kann das wohl Designerfolter nennen.) Erst vor Kurzem
hat Franzi sich getraut, ihrer Mutter zu sagen: »Hör damit auf. Setz mich nicht unter Druck. Es ist meine Sache, wie dick oder dünn ich bin! Und außerdem kaufe ich mir meine Klamotten selbst.«
    Und Margarete hat als Jugendliche von ihrem Vater ständig gehört: »Du hast einen Hintern wie ein Brauereipferd!« Seither trägt sie nur noch schwarz, 26 Jahre lang schwarz. Schwarze Hose, schwarzer Rock, schwarze Bluse, schwarzes T-Shirt, schwarze Jacke, die über den Brauereipferdhintern fällt. Denn schwarz macht bekanntlich schlank.
     
Es

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