Das Leben kleben
uns, nicht dir!« »Was soll das heißen?«
Von ihrer Nase hängt ein Stück Banane wie ein großer cremiger Popel. Ich muss lachen.
»Wir sind nur unbequeme Menschen, die eurem Traum im Weg stehen.«
Inzwischen lache ich wie hysterisch, biege mich vor Lachen bei dem Gedanken an die Symmetrie von allem, was geschieht.
Dann - das ist gut - kratzt sich die rotmundige Schlampe den Brei vom Gesicht und schmiert Rip damit voll, seine Kleider, seine Haare. Und er sagt: »Ottie! Hör auf! Was ist in dich gefahren?«
Und sie erwidert: »Was ist in
dich
gefahren? Du hast gesagt, es ist okay. Du hast gesagt, es macht ihr nichts aus. Du hast mich angelogen.« Jetzt schreit sie auch. »Du hast gesagt, sie wäre mit einem anderen Kerl durchgebrannt! In einem Jaguar!«
»Das ist sie auch. Wirklich.« Er weicht zurück. »Ihr seid doch vollkommen irre. Alle beide!« Er tut noch einen Schritt zurück und fängt zu rennen an. Sie rennt hinter ihm her, schwankend auf ihren nuttigen Stöckelschuhen. Und ich renne auch. Ich trage meine Fledermausturnschuhe, so dass ich fast mithalten kann. Ich renne ihm nach, die Straße hinunter, weiche erschrockenen Fußgängern aus.
»Aaah! Yaah!«
Aber er ist schnell, Rip, schnell und fit, fädelt sich geschmeidig durch die samstäglichen Massen. Er schüttelt uns beide ab.
Am Ende muss ich aufgeben. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Ich keuche, ringe nach Atem, der Hals tut mir weh vom Schreien. Alles dreht sich um mich herum. Ich bleibe stehen, schnappe nach Luft, beuge mich vor und stütze mich auf den Knien ab. Dann richte ich mich auf und drehe mich um. Auch sie habe ich aus den Augen verloren. Sie hat sich irgendwo verkrochen, in ihrer Nuttenhöhle. Immer noch keuchend gehe ich die Upper Street nach Islington Green zurück. Etwa auf halbem Weg stolpere ich auf dem Bürgersteig über einen hochhackigen schwarzen Wildlederschuh. Ich gebe ihm einen Tritt, und er landet auf der Straße, wo die Nummer 19 ihn platt fährt.
Das Gedränge an der Bushaltestelle ist dünner geworden. Ich suche nach meinen Tüten. Doch sie stehen nicht mehr auf dem Bürgersteig, wo ich sie abgestellt hatte. Jemand hat sie mitgenommen. Die Siedler-Avocados. Die blutgetränkten Orangen. Alles ist weg.
Das war es wert gewesen, dachte ich, als ich in der Küche saß und mir ein Glas Wein einschenkte. Gut, ich hatte mich lächerlich gemacht und meinen wöchentlichen Einkauf verloren. Aber allein den schleimigen Bananenpopel von ihrer Nase hängen zu sehen, war es wert. Und seinen Fischmund zu sehen - o! Ihn rennen zu sehen.
Ich brachte es nicht über mich, noch einmal nach Islington zu fahren, und so kaufte ich ein paar Sachen in Highbury Barn. Als ich nach Hause kam, sah ich, dass der Anrufbeantworter blinkte. Ms. Baddiel hatte eine Nachricht hinterlassen. Es täte ihr leid, dass sie sich nicht früher gemeldet hatte. Sie war bei einem Kurs gewesen (also kein Kussprogramm!). Eigentlich seltsam, dass sie am Samstag anrief, aber vielleicht hatte sie die Nachricht schon vorher hinterlassen und ich hatte es nur nicht gemerkt. Ich rief sie sofort zurück, doch sie war nicht da. Die zweite Nachricht war von Nathan. Er fragte, ob ich Lust hätte, morgen mit ihm und seinem Vater zur Klebstoffmesse in Peterborough zu fahren. Ich drückte auf Löschen. Ich wusste, ich war ein trauriger Fall, aber so traurig auch wieder nicht. Ich schenkte mir noch ein Glas Wein ein und setzte mich vor den Fernseher. Bald kam meine Krankenhausserie.
Als meine Euphorie abflaute, merkte ich, dass nur noch ein Glas in der Flasche war, und wenn ich sie ausgetrunken hätte, würde mich nichts abhalten, morgen Abend wieder eine ganze Flasche zu trinken. Und am nächsten Abend noch eine. Und am nächsten Abend noch eine. Und dann war ich auf dem besten Weg, eine untaugliche Mutter zu werden. Die Krankenhausserie war nicht befriedigend - zu viel Gezänk und Hickhack. Wo waren die heroischen Dramen um Leben und Tod? Was war aus dem schnuckeligen Kwame Kwei-Armah geworden? Ich schämte mich, als ich mich an mein Geschrei und mein schlechtes Benehmen vom frühen Nachmittag erinnerte. Wirklich, die Leute wollen so etwas nicht mit ansehen. Es war nicht zivil, wie meine Mutter sagen würde.
Dann brach die Realität der drei Ben-losen Tage, die vor mir lagen, über mich herein, und ich begann darüber nachzudenken, ob eine Messe in Peterborough nicht genau das war, was ich brauchte. Vielleicht war Nathans Vater nicht so schlimm, wenn er nüchtern
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