Das Leben kleben
beim Abschied ein kleines Lächeln oder einen Witz versuchte. Der Gedanke bereitete mir Übelkeit.
Oben konnte ich die jungen Männer hören - sie hatten es geschafft, den CD-Player anzuschließen, und Fetzen wilder, klimpernder Musik drifteten herunter. Sie machten einen Krach, als würden sie tanzen, aber wahrscheinlich gingen sie nur hin und her. Ben, der ziemlich schmal war, stampfte auch immer herum wie ein Elefant.
»Keine Sorgen um Ihren Sohn, Mrs. George. Bald ist er erwachsen. Ismael und Nabil haben auch über solche Dinge geredet, als sie noch unter Besatzung lebten. Jetzt sie reden von Fußball.«
Aus dem Stampfen wurde ein Poltern auf der Treppe, und ein paar Sekunden später tauchten die Nichtsnutze im Flur auf. Sie sagten etwas auf Arabisch zu Mr. Ali, und er übersetzte es für mich.
»Sie wollen danke sagen. Ist sehr schöne Ort.«
Seine Augen funkelten wieder.
»Da ist noch etwas, das sie tun müssen«, sagte ich. »Sie müssen die Katzen füttern.«
Ich zeigte ihnen den Schrank in der Küche, wo das Katzenfutter stand. Sie nickten begeistert. »Und sie müssen den Dreck wegmachen.«
Ich führte sie zurück in die Halle und zeigte auf ein kleines Häufchen, das der Phantomscheißer schon vor einer Weile an seinem gewohnten Platz hinterlassen hatte. Ich war bisher nicht dazugekommen, es wegzumachen. Der größere der beiden - ich glaube, Mr. Alis Neffe Ismael - schüttelte sich und drückte sich die Hand auf Nase und Mund. Ich zuckte die Schultern und lächelte ihn mitfühlend an, doch ich dachte, das ist noch gar nichts - wartet, bis ihr einen der großen frischen findet. Der andere, Nabil, sagte etwas Lautstarkes auf Arabisch. Mr. Ali sagte etwas Lautstarkes zurück. So ging es ein paarmal hin und her. Dann ging Ismael weg, kam mit einem Stück Küchenrolle zurück und fing an, an dem Haufen herumzuwischen. Er schaffte es nur, ihn in einem größeren Radius auf dem Boden zu verteilen. Mr. Ali schüttelte den Kopf.
»Zu nichts nutze.«
Doch schließlich war der Haufen weg, und für mich war es Zeit zu gehen. Ich nahm die Schlüssel, die ich hatte nachmachen lassen, aus der Tasche.
»Wenn irgendjemand kommt, jemand, den ihr nicht kennt - ihr dürft niemanden hereinlassen.«
Mr. Ali übersetzte, und sie nickten nachdrücklich.
»Nein herein. Nein herein.«
Sie machten mit den Händen wedelnde »Kein Zutritt«-Gesten. Ich gab ihnen die Schlüssel. Ich muss zugeben, dass ich von einer höchst unguten Ahnung überfallen wurde. Das Harmloseste, das passieren konnte, war, dass die Reparaturen mehr oder weniger nutzlos waren und das ganze Haus mit weißem PVC ausgestattet wurde. Das Schlimmste wollte ich mir nicht einmal vorstellen. Wer waren diese jungen Männer? Ich wusste nichts von ihnen. Sie konnten illegale Einwanderer sein. Sie konnten Terroristen sein. Mr. Ali konnte der Führer einer Terrorzelle sein. Ein Terrorist, als Hamster verkleidet. Er lächelte.
»Keine Sorge, Mrs. Georgie. Alles wird gut repariert. Ich werde aufbassen.«
32 - Avocados und Erdbeeren
Am folgenden Samstagnachmittag machte ich mich auf den Weg zu Sainsbury's in Islington, um den wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen. Auch wenn der Sainsbury's in Dalston näher war, der in Islington war besser mit dem Bus zu erreichen. Im letzten Gang sah ich eine Menschentraube - es war die Rabatt-Dame, die ihre Aufkleber verteilte -, und aus Gewohnheit schloss ich mich ihnen an. Ohne Mrs. Shapiro ging es viel gesitteter zu, es wurde höchstens ein klein wenig mit den Einkaufswagen geschubst, wenn etwas Aufregendes dran war. Eine Frau half der Rabatt-Dame, indem sie die Waren, deren Ablaufdatum fast erreicht war, für sie aus dem Regal nahm, so dass sie selbst ganz vorn stand und sich als Erste bedienen konnte. Wie dreist. Selbst Mama hätte das nicht getan. Trotzdem schaffte ich es, ein paar Schnäppchen beim Käse zu machen und eine Plastikschale mit drei Avocados für 79 Pence zu ergattern, die bis auf eine Delle im Deckel wie neu waren. Ich erinnerte mich an den Brief aus dem Klavierhocker in Canaan House -»Avo-Kado« hatte sie sie genannt. Wahrscheinlich waren sie damals gerade erst entdeckt worden. Mama nannte sie Advocados. Bei ihrer Abneigung gegen alles Exotische war ich überrascht, dass sie Avocados in ihren Speiseplan integriert hatte. Sie servierte sie mit aufgetauten Tiefkühlshrimps und jeder Menge Salatmayonnaise. Sogar mein Vater aß sie.
Es gab reichlich reduzierte Ware beim Obst und Gemüse. Bananen
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