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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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Anwesenden besser verstehen konnten, um was es bei unserer Arbeit ging, gab ich ihnen ein Beispiel:
    »Moving the Goalposts (›Bewege die Torpfosten‹) ist eine Organisation, die an der kenianischen Küste angesiedelt ist, in einem Gebiet mit vorwiegend islamischer Bevölkerung. Besonders zeichnet sie aus, dass hier Mädchen Fußball spielen. Mädchen, die normalerweise nicht ohne männliche Begleitung das Haus verlassen dürfen, erleben durch das Ballspiel einen neuen Umgang mit ihrem Körper, sie lernen ihn schätzen und schützen. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, sie erfahren, dass sie sich durchsetzen und genauso viel erreichen können wie Jungen. In ihrem ländlichen, islamisch geprägten Umfeld vermitteln sie eine geradezu revolutionäre Botschaft: Auch Frauen können große Leistungen erbringen! Auch Frauen spielen Fußball!«
    Wir diskutierten nun über dieses interessante Konzept, und im Grunde war allen klar, dass, wenn sich Mädchen im Sport durchsetzen, dies weit mehr bewirkt als ein Vortrag über Gleichberechtigung.
    »Das Motto von Moving the Goalposts lautet nicht umsonst ›Yes we can!‹ ,« erzählte ich, »und zwar schon lange, nicht erst seitdem mein Bruder es in den USA zum Wahlkampfslogan gemacht hat. Und weil sie es können , lernen die Fußball spielenden Mädchen ohne Furcht und Zögern auch, nein zu sagen.«
     
    Wenn ich bei meiner Arbeit an meine eigene Jugend denke, ist mir natürlich durchaus bewusst, dass die meisten Mädchen in Kenia nicht die schützende Umgebung genießen, in der ich mich durch meine schwierigen Teenagerjahre gekämpft habe. Die Mehrzahl ist vor wesentlich größere Herausforderungen gestellt. Viele arbeiten auf dem Feld, betreiben kleine Geschäfte, mit denen sie sich und ihre Familie versorgen, während sie gleichzeitig versuchen, weiter zur Schule zu gehen und einen Abschluss zu erlangen. Immer wieder bin ich beeindruckt, wie viele Mädchen allen Widrigkeiten zum Trotz und mit einem reifen, realistischen Blick auf ihre Möglichkeiten irgendwie zurechtkommen und ihre begrenzten Chancen nutzen.
    Und bei allem, was ich tue, ist es mir wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen, mit denen ich arbeite und auch schon vor meiner Rückkehr nach Kenia gearbeitet habe, nicht Opfer von Klischees werden. Seien es die englischen Kinder, die allzu oft erleben, dass die Erwachsenen in ihnen nur Störenfriede der Gesellschaft sehen, oder die ostafrikanischen Kinder, die häufig als Puzzlesteine eines herrschenden Afrikabilds herhalten müssen, in dem es nur um Armut, wilde Tiere, schöne Strände und ein paar Spitzensportler geht. Durch das, was ich mache, versuche ich ihnen zu zeigen, dass es auch ein anderes, ein positives Bild gibt, welches sie selbst mitgestalten können.
     
     
     
     
     

29
     
    »Sie sind doch …!?«
    Ich ließ die Frau nicht zu Ende reden, die aufgeregt an unserem Tisch stand. Schon die ganze Zeit hatte sie zu uns herübergeschaut. Nicht weit entfernt von uns saß sie in Begleitung eines Mannes, der sich, seitdem sie uns bemerkt hatte, erfolglos um ihre Aufmerksamkeit bemühte. Nun war sie auf dem Weg zum Ausgang an unserem Tisch stehen geblieben, ebenso der Mann.
    »Ich sehe ihr nur ähnlich«, erklärte ich mit wissendem Lächeln und so, als würde es mich selbst immer wieder verblüffen. Die Frau betrachtete mich weiterhin eindringlich, wenn auch jetzt etwas verunsichert. Doch sie schien zu jenen Menschen zu gehören, die sich, wenn sie von etwas überzeugt sind, nur schwer davon abbringen lassen.
    »Aber … aber … Sie sind doch Auma Obama! Ich weiß es! Den ganzen Abend habe ich es schon zu meinem Mann gesagt, nicht wahr?« Dabei drehte sie sich zu ihrem Begleiter um, in Erwartung einer Zustimmung. Der aber stand nur stumm neben ihr und nickte verlegen.
    »Komm, lass uns gehen«, sagte der Mann schließlich mit gedämpfter Stimme. »Wir stören die Leute nur.« Er wirkte jetzt noch befangener und sah aus, als wäre er am liebsten weit weg. »Bitte komm«, murmelte er nochmals und zog die Frau leicht am Arm. Sie aber rührte sich nicht vom Fleck.
    »Nein, wirklich, ich werde ständig mit ihr verwechselt.« Ich versuchte es noch einmal mit gespieltem Mitgefühl.
    Ich spürte, wie Akinyi neben mir das Lachen unterdrückte. Unter dem Tisch gab ich ihr einen leichten Schubs.
    Marvins Gesicht ließ keine Regung erkennen. Auf ihn war Verlass, das wusste ich.
    Als ich sah, wie sich Akinyis Miene unter der Anstrengung der Selbstkontrolle sonderbar

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