Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise
einigermaßen bequemes Leben in diesem Land viel Geld. Ich wollte nur in die Heimat zurück, wenn ich meiner Tochter und mir einen gewissen Lebensstandard ermöglichen konnte.
So machte in mich in der Welt der NGO s kundig, der Nichtregierungsorganisationen, denn dort, so schien es mir, könnte es am ehesten eine Chance geben, meine erworbenen Erfahrungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit umzusetzen. Meine Freunde halfen mir bei der Suche, und während einer geplanten USA -Reise zu meinem Bruder und seiner Familie – Thanksgiving war der Anlass –, wollte ich auf dem Rückweg, in New York, verschiedene Organisationen aufsuchen, die ich zuvor kontaktiert hatte.
Akinyi und ich erlebten zum ersten Mal das amerikanische Thanksgivingfest – und staunten über die üppigen Mahlzeiten. Viele Familienmitglieder von Michelle waren anwesend und auch Maya und ihre Familie. Sie war inzwischen verheiratet und hatte eine kleine Tochter. Hauptsächlich vertrieben wir uns die Zeit mit Plaudern und Essen. Akinyi genoss die Zeit mit ihren Cousinen, und ich freute mich, dass die Mädchen jedes Mal so leicht wieder zueinanderfanden, obwohl viele Kilometer zwischen ihnen lagen.
In New York hatte ich als Erstes einen Termin mit einer Vertreterin von CARE , der 1945 gegründeten amerikanischen Hilfsorganisation (Stichwort: Care-Pakete). Das Treffen sollte auf dem Kennedy Airport stattfinden, da die Mitarbeiterin während einer Zwischenlandung einen längeren Stopp haben würde.
Ich buchte Akinyis und meinen Rückflug nach England in zeitlicher Abstimmung mit ihrem New-York-Aufenthalt. Wir wollten uns im Terminalbereich des Flughafens treffen.
Mein Bruder ließ uns von seinem Haus in Chicago in einer Limousine zum O’Hare International Airport bringen und dann in die VIP -Lounge. Akinyi fand diese exklusive Behandlung aufregend. Und während sie das Büfett inspizierte, machte ich es mir am Fenster in einem großen Sessel mit Blick auf die Rollbahn bequem. Der Himmel war grau und es sah nach Regen aus.
»Sie haben noch Zeit, und die Lounge ist auch nur eine Minute vom Gate entfernt«, sagte man mir, als ich mich nach der genauen Startzeit unserer Maschine erkundigte. Zufrieden lehnte ich mich wieder in meinem Sessel zurück. Nach einer ganzen Weile ohne jeglichen Passagieraufruf wollte ich schließlich doch noch einmal hören, wann wir denn an Bord zu gehen hatten.
»Das Flugzeug ist weg, Ma’am«, lautete die Antwort.
»Wie bitte? Es ist schon gestartet?«, fragte ich erschrocken. »Aber wir wurden doch gar nicht aufgerufen!«
»Tut mir leid, Ma’am, das machen wir in der VIP -Lounge nicht. Wir möchten unsere Gäste nicht stören.«
Ich konnte es nicht fassen. Wir hatten soeben unseren Flug verpasst! Ausgerechnet diesen Flug! Was hatte man davon, in dieser feinen Umgebung zu sitzen, wenn man dadurch so leicht seinen Flieger verpasste?
»Was mache ich denn jetzt?«, fragte ich. »Innerhalb der nächsten drei Stunden muss ich unbedingt in New York sein!« Ungläubigkeit und Panik schwangen in meiner Stimme gleichzeitig mit. Die CARE -Mitarbeiterin würde bald auf dem Kennedy Airport auf mich warten, und ich saß hier in Chicago fest.
Die Angestellte schaute konzentriert auf ihren Bildschirm.
»Ma’am, die Maschine ist bereits auf der Rollbahn. Leider kann ich nichts mehr tun.« Nein, das durfte nicht sein.
» Irgendwas müssen Sie doch tun können! Ich muss nach New York. Dringend!«
»Die früheste Möglichkeit ist in einer Stunde, eine Maschine, die in La Guardia landet«, sagte sie, nachdem sie sich unsere Tickets angeschaut und auf ein paar Tasten gedrückt hatte. La Guardia? Also ein anderer New Yorker Flughafen.
»Aber ich muss zum Kennedy Airport. Ich habe dort ein Meeting.« Ich war verzweifelt.
»Eine andere Alternative gibt es leider nicht, Ma’am. Zum Kennedy Airport geht erst nachmittags wieder ein Flieger.«
Also flogen wir nach La Guardia. Zuvor telefonierte ich noch mit der Assistentin meiner Gesprächspartnerin von CARE , um sie über meine veränderte Ankunftszeit in New York zu informieren.
»Keine Sorge«, beschwichtigte mich die Frau am Apparat. »Meine Chefin hat einen langen Aufenthalt, es wird genügend Zeit für Ihr Treffen bleiben.«
Ich hätte die unbekannte Dame am anderen Ende der Leitung umarmen können.
Während des Fluges hämmerte ich Akinyi ein, wie sie sich während des Meetings mit der CARE -Vertreterin zu benehmen hatte. Eigentlich hätte sie die Zeit während
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