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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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Bald fing er wieder an, übers Wochenende »nach Hause« zu fahren. Anfangs dachte ich mir nichts dabei. In meiner Ahnungslosigkeit merkte ich nicht, dass meine erste große Romanze auf ihr Ende zusteuerte. Wieder war es Gogo, die mir die Augen öffnete.
    »Merkst du denn gar nichts?«, fragte sie mit unterschwelliger Empörung in der Stimme.
    Wir saßen bei ihr im Zimmer. Es war Wochenende, und Dieter war nicht da. Verwundert schaute ich sie an.
    »Der ist wieder bei seiner alten Freundin!«, platzte Gogo auf einmal heraus.
    »Du hast mir doch gesagt, er hätte damals, als er sich in mich verliebte, mit ihr Schluss gemacht«, erwiderte ich beklommen. Ich wollte von ihren Verdächtigungen nichts hören. Den Gedanken, dass Dieter mich womöglich nicht mehr liebte, ertrug ich nicht. Rückhaltlos hatte ich mich ihm hingegeben.
    »Hör mir mal zu, Auma«, redete sie weiter auf mich ein. »Ich bin mir sicher, dass er dich mit seiner alten Freundin betrügt. Du musst dagegen etwas tun.«
    Entsetzt schaute ich Gogo an.
    »Was denn?« Plötzlich sah ich alles um mich herum zusammenbrechen.
    »Frag ihn. Er muss dir die Wahrheit sagen.«
    »Ich will es aber nicht wissen, Gogo!«, rief ich verzweifelt.
    »So naiv kannst du nicht sein«, sagte sie ärgerlich. Ich wusste natürlich, dass ihre Wut Dieter galt, trotzdem trafen mich ihre Worte wie Nadelstiche. »Sonst frage ich ihn eben. Ich bin schließlich schuld daran, dass ihr zusammen seid. Ich muss es wiedergutmachen.«
    »Es wird nicht wieder gut werden«, murmelte ich und versuchte mir ein Leben ohne Dieter vorzustellen. Schmerzen breiteten sich in meiner Brust aus.
    Schließlich nahm ich allen Mut zusammen und stellte Dieter selbst zur Rede. Er leugnete nicht, als ich ihn fragte, ob er seine frühere Freundin noch besuche. Er erklärte, dass er ihr gegenüber Verpflichtungen habe. Sie seien schließlich elf Jahre zusammen gewesen und hätten die Verantwortung für ein kleines Kind, das zwar nicht von ihm sei, ihn aber als Vater betrachte. Er könne nicht einfach so aus dem Leben des Sohnes verschwinden.
    Noch während er sich rechtfertigte, wusste ich, dass ich Dieter verloren hatte. Ein Problem, das zur Folge hatte, dass ich in Sachen Liebe zwei Jahre brauchte, um mich ihr wieder zu nähern.
     
     
     
     
     

14
     
    Wenn es etwas gibt, was mein Vater mir beigebracht hat, dann dies: »Sag stets die Wahrheit, welche Folgen es auch immer haben mag.« Was er konkret damit meinte, wurde mir einmal auf einem Flug von London nach Amsterdam klar. Damals trat ich gerade mein zweites Semester an der Universität Heidelberg an. Mein Vater, der sich auf einer Geschäftsreise durch Europa befand, hatte mich eingeladen, ihn nach England und in die Niederlande zu begleiten.
    Das letzte Mal hatten wir uns gesehen, als er auf einer Dienstreise in die Sowjetunion einen Abstecher nach Deutschland machte, um mich nach meiner »Flucht« aus Kenia wiederzusehen.
    Bei dem Gedanken an den damaligen Besuch war die Erinnerung an das schreckliche Gefühlswirrwarr sofort wieder da, das mich bei seinem Anruf erfasst hatte. Jetzt, Monate später, saß ich mit dem zuversichtlichen Gefühl neben meinem Vater, dass er mich auf meinem Weg nicht aufhalten und auch nicht zurück nach Kenia zwingen würde. Wir befanden uns im Flugzeug und waren nach Amsterdam unterwegs.
    Man hatte uns gerade das Mittagessen gebracht. Auf dem Tablett stand ein Glas, das mir sehr gut gefiel. Damals servierten die Fluglinien ihren Gästen die Getränke noch in richtigen Gläsern und nicht in den heute üblichen Plastikbechern. Ich beschloss, mein Glas als Andenken zu behalten und steckte es ohne langes Zögern in meine Tasche, in der Hoffnung, die Stewardess würde es nicht bemerken.
    Leider aber sah mein Vater, was ich tat, und rügte mich mit den Worten: »Du brauchst es nicht heimlich zu tun, Auma. Frag einfach, ob du das Glas haben kannst.« Gleich darauf winkte er eine Stewardess heran und erklärte ihr in seiner charmanten Gentleman-Art, dass seine Tochter – dabei zeigte er auf mich – ein solches Glas gern als Andenken behalten würde. »Geben Sie ihr am besten gleich zwei«, fügte er noch hinzu, ehe sie wieder verschwand.
    Die tiefe Baritonstimme mussten auch andere Passagiere wahrgenommen haben, und in diesem Augenblick hätte ich mir gewünscht, der Boden unter mir – oder vielmehr der weite Himmel um uns – würde mich augenblicklich verschlucken. Die Stewardess hatte vermutlich registriert, wie peinlich mir

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