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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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letztes Gespräch über ihn war sehr schmerzhaft gewesen, und ich wollte nicht noch mehr leiden, als ich es ohnehin tat. Aber ich hatte die Büchse der Pandora geöffnet, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Außerdem spürte ich deutlich, dass meine Tante über meinen Vater reden wollte. Und so sprach sie einfach drauflos:
    »Vier Tage lang wurde in Nairobi getrauert. Es kamen sehr, sehr viele Leute, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auch Mwai Kibaki, der damalige Finanzminister und heutige Präsident, war darunter. Er war ja im Finanzministerium sein Chef gewesen. Am fünften Tag fuhren wir mit der Leiche nach Hause, nach Alego. In einem langen Konvoi aus Autos, Bussen und Minibussen.«
    »Und ich, wo war ich?«, fragte ich, langsam neugierig geworden. Sie hatte recht. Ich konnte mich absolut nicht mehr daran erinnern, was in der Zeit bis kurz vor der Beerdigung passiert war.
    »Du warst vollkommen niedergeschmettert. Wir saßen zusammen in einem kleinen Pkw. Als wir in Alego auf dem Hof ankamen und du aus dem Wagen aussteigen wolltest, bist du ohnmächtig geworden.«
    Zuerst wollte ich ihr nicht glauben, aber ich sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie nicht log.
    »Du wurdest in das kleine Zimmer im Haupthaus getragen.« Das Zimmer hieß damals »Bobbys Zimmer« (Bobby war früher Abongos Spitzname gewesen), heute wird es »Zimmer von Barack junior« genannt, weil dieser bei seinem letzten Besuch in Alego, bevor er berühmt wurde, dort geschlafen hat.
    »Du bist wieder zu dir gekommen. Aber in den Tagen bis zur Beerdigung deines Vaters bist du in dem Zimmer geblieben.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, aber alles blieb im Dunklen.
    »Es wimmelte von Leuten, die zum Trauern erschienen waren«, fuhr meine Tante fort. »Tag und Nacht trafen Menschen ein. Auch deine Mutter war da.«
    Doch selbst an sie konnte ich mich nicht entsinnen.
    »In Nairobi wohnte sie vorübergehend, wie viele andere Verwandte auch, in dem Haus deines Vaters in Upper Hill, nachdem sie von seinem Tod erfahren hatte. Sie begleitete dann die Leiche auch nach Alego.«
    Das erschien mir folgerichtig, denn nach Luo-Brauch musste sie als erste Frau meines Vaters bei der Beerdigung anwesend sein.
    »Es kamen viele wichtige Persönlichkeiten, Kollegen deines Vaters, Minister wie Robert Ouko, Oloo Aringo und Olum Gondi. Alles Leute, die seinen Werdegang mitbestimmt haben.«
    Von all den Personen, die sie aufzählte, sah ich niemanden vor mir.
    »Ich kann mich an keinen von ihnen erinnern«, stellte ich frustriert fest.
    »Die paar Male, die du versucht hast, das Zimmer zu verlassen, wurdest du von so großer Trauer überwältigt, dass du keine Luft mehr bekamst und wieder in Ohnmacht fielst.«
     
    An der Beerdigung hatte auch mein jüngerer Bruder Opiyo teilgenommen. Nur knapp zwei Jahre vor dem Tod seines Vaters war Opiyo als Vierzehnjähriger wieder in die Familie Obama zurückgekehrt, nachdem er als Dreijähriger von seinem leiblichen Vater getrennt worden war – das war, als Ruth und mein Vater sich scheiden ließen.
    Opiyos Mutter, die sich nach der Scheidung von allem trennen wollte, was sie an meinen Vater erinnerte, hatte sogar die Namen ihrer Söhne geändert. Sie nannte sie nur noch bei ihren jüdischen Vornamen, und den Nachnamen ließ sie in den ihres zweiten Mannes umändern. So wurde aus Opiyo David Obama und aus Okoth Mark Obama Mark Ndesandjo bezeihungsweise David Ndesandjo. Damit sollte ein endgültiger Schnitt zwischen Kindern und Vater vollzogen und jegliche Assoziation mit dem Namen Obama verhindert werden.
    Opiyo wollte das als Vierzehnjähriger nicht mehr akzeptieren. Er suchte seinen Vater auf und hatte das Glück, als Heranwachsender noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen zu können.
    Der Gedanke, dass er von sich aus die Verbindung zu unserem Vater wieder aufgenommen hat, ist ein großer Trost für mich. Trotz allem, was er über ihn gehört hatte, wollte er seinen Vater kennenlernen und ihm und sich eine Chance geben. So bekam auch mein jüngerer Bruder die Liebe zu spüren, die mein Vater trotz der Fehler, die er machte, für seine Kinder empfunden hat. Opiyos Teilnahme an seiner Beerdigung ist für mich ein deutliches Zeichen der Zuneigung eines zurückgekehrten Sohnes, der förmlich in letzter Minute die Möglichkeit erhielt, von seinem Vater umarmt zu werden, bevor dessen plötzlicher Tod sie jäh trennte.
    Was ich bis heute an meinem damaligen Gedächtnisverlust am meisten bedaure, ist, dass er auch die Erinnerung an

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