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Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Titel: Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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Sie einfach fest: ein Gedanke – und lassen ihn wieder ziehen. Denken Sie beim Einatmen: » Einatmend weiß ich, dass ich einatme« und beim Ausatmen: »Ausatmend weiß ich, dass ich ausatme.« Damit ist Ihr Geist beschäftigt und tut dennoch nichts anderes als wahrnehmen.
    Gehmeditation
    Eine ausgezeichnete Achtsamkeitsübung für den Alltag ist die Gehmeditation. Wir gehen jeden Tag viel, aber meistens ist dies ein Eilen und Hetzen.
    In der Gehmeditation ist unser Ziel nur das Gehen selbst, nicht das Ankommen. Im Sanskrit gibt es den Begriff »apranihita«, der so viel wie Wunschlosigkeit oder Ziellosigkeit bedeutet, im Sinne von »nicht irgendwelchen Vorstellungen nachlaufen«. So soll die Gehmeditation sein. Erfreuen Sie sich einfach am Gehen, ohne bestimmtes Ziel oder Absicht. Sie gehen allein um des Gehens willen.
    Eine Gehmeditation können Sie überall praktizieren. Tun Sie dabei jeden Schritt ganz bewusst. Gehen Sie langsam. Beobachten Sie Ihren Atem. Wie viele Schritte passen auf Ihr Einatmen und wie viele auf Ihr Ausatmen? Bleiben Sie dabei in Ihrem natürlichen Atemrhythmus und zählen Sie achtsam Ihre Schritte, zum Beispiel: zwei Schritte beim Einatmen und drei Schritte beim Ausatmen.
    Das achtsame Gehen macht Ihr Leben wirklich und erfüllt es mit Frieden. Warum sollten Sie immer eilen? Erfreuen Sie sich mit jedem Schritt an Ihrem Leben. Jeder Schritt bringt Sie ganz ins Hier und Jetzt.
Alternativen jenseits des Verstandes
    Wie Sie sehen, bietet der Buddhismus einen gut gangbaren Weg, dem Grundrauschen zu entkommen, das unser Kopf und unsere Gedanken unentwegt produzieren. Dieser rastlose, pausenlos quatschende Geist, der ständig wertet, urteilt und kommentiert, legt einen Schleier über unsere Wahrnehmung. Wir können dann die Stimme unseres Bauches nicht mehr hören, sind nicht mehr bei uns, sind nicht mehr im Hier und Jetzt.
    Meditation oder Qi Gong (siehe Kapitel 5) sind gute Methoden, um den Geist zur Ruhe zu bringen und wieder in Fluss zu kommen.
    Leider muss bei vielen Menschen erst eine Katastrophe eintreten, bevor sie das tiefe Bedürfnis nach Klarheit und Authentizität wahrnehmen. Dieses Bedürfnis, das uns zeigt, was und wer wir wirklich sind, was wir wirklich wollen.
    Ich kenne kaum einen Menschen, dem sein Lebensentwurf nicht irgendwann einmal entglitten ist. Das liegt unter anderem daran, dass Entwürfe oder Zielsetzungen für ein sogenanntes geglücktes Leben oft nur im Kopf entstehen und nur auf den intellektuellen Fähigkeiten dieser Instanz gründen.
    Die Geschichte von Sybille M.
    Sybille M., 57 Jahre : Bei mir war es ein langer Weg zur regelmäßigen Meditationspraxis. Ich war Lehrerin für Deutsch und Französisch am Gymnasium. Auch mein damaliger Lebensgefährte war Lehrer, und wir wurden von den Schülern und im Kollegium sehr geschätzt. Die Beziehung ging nach sieben Jahren auseinander, da ich mich nicht mehr wohlfühlte und mich in einen jüngeren Theaterregisseur verliebte. Es blieb bei einer kurzen Affäre; danach hatte ich zwei längere Beziehungen mit verheirateten Kollegen.
    Beruflich ging es mir weiterhin gut, ich wurde befördert und lebte ein gutes Leben mit schönen Reisen, kulturellen Events und einem anregenden Freundeskreis. Was jahrelang fehlte, war jedoch die große Liebe. Die traf ich dann in einem Urlaub mit Freunden. Er war ein wohlhabender Geschäftsmann, der in Singapur lebte. Wir sahen uns an Wochenenden und in einem Kurzurlaub. Es war herrlich, ich träumte mich in eine wunderbare Beziehung an aufregenden Orten in einem exquisiten Umfeld. Als ich mich zum Umzug bereit machte und mich am Goethe-Institut in Singapur bewarb, beendete er die Beziehung. Ich hatte schon vorher regelmäßig Alkohol getrunken: zum Mittagessen ein, zwei Gläser Wein, dann am Schreibtisch ein Bier, vor dem Abendessen einen Aperitif und so fort. Nach der Trennung begann ich schon morgens zu trinken, hatte überall in der Wohnung, auch in der Schule Depots, um mich zu versorgen, wenn der Pegel sank. Die Schüler bemerkten das bald; zuerst ging man rücksichtsvoll mit mir um, dann begann das Mobbing. Kollegen waren genervt, da sie mich oft vertreten mussten. Ich kam mit den Korrekturen nicht mehr hinterher, Eltern beschwerten sich bei der Schule, wenn ihre Kinder mich als Fachlehrerin bekamen. Nach einem Nervenzusammenbruch vor einer Klasse ging ich in eine Klinik zur Entgiftung. Hier nahm ich an einer Gruppentherapie teil und lernte zu meditieren.
    Nach dem Klinikaufenthalt blieb

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