Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
Vom Netzwerk:
erhob, als bis es den letzten Tropfen Wasser eingesogen hatte; aber alsdann gab es bei seiner Rückkehr Milch genug, um den ganzen Stamm zu versorgen. Als es jedoch die andern Kameele von der Weide verscheuchte, so wurde es bei den Thamuditen ein Gegenstand des Aergernisses; sie fingen und tödteten es. Hierauf geschah ein fürchterliches Geschrei vom Himmel und ein ungeheurer Donnerschlag, und am Morgen wurden alle Uebelthäter todt, auf den Gesichtern liegend, gefunden. So wurde der ganze Stamm von der Erde vertilgt und sein Land wurde nachher für immer mit dem Fluche des Himmels belegt.
    Diese Geschichte machte einen mächtigen Eindruck auf Mohammeds Gemüth, so daß er in der Folgezeit seine Leute in der Nachbarschaft kein Lager aufschlagen ließ, sondern ihnen gebot, von dort als aus einer verfluchten Gegend wegzueilen.
    Eine andere Sage, welche er auf dieser Reise kennen lernte, bezog sich auf die am rothen Meere gelegene Stadt Eyla. Dieser Platz, erzählte man ihm, wurde in alten Zeiten von einem Judenstamme bewohnt; dieser fiel in Abgötterei und entweihte den Sabbath, indem er am heiligen Tage fischte, weshalb die alten Leute in Schweine und die jungen in Affen verwandelt wurden.
    Wir haben diese zwei Sagen besonders erwähnt, weil beide von Mohammed als Zeugnisse des göttlichen Gerichts über das Verbrechen der Abgötterei angeführt werden und beweisen, daß sein jugendliches Gemüth schon diesen wichtigen Grundbegriff auffaßte.
    Die moslemischen Schriftsteller erzählen uns, wie gewöhnlich, von wundervollen Vorkommnissen, welche dem Jünglinge während dieser Reise angeblich begegneten und den Beweis von der beständigen Obhut des Himmels lieferten. Zu einer Zeit schwebte über ihm, als er den glühenden Sand der Wüste durchschritt, ungesehen ein Engel, welcher ihn mit seinen Flügeln beschirmte; das ist jedoch ein Wunder, welches offenbar nicht auf der Aussage eines Augenzeugen beruht; ein anderes Mal wurde er von einer Wolke bedeckt, welche während der Mittagshitze über seinem Haupte hing, und als er bei noch einer andern Gelegenheit den spärlichen Schatten eines verwelkten Baumes suchte, so trieb dieser plötzlich Blätter und Blüthen.
    Die Karavane kam endlich in Bosra oder Bostra an, einer Stadt auf der Gränze Assyriens in dem Gebiete des Stammes Manasse jenseits des Jordans. In der biblischen Zeit war es eine Stadt der Leviten gewesen, aber jetzt wurde sie von nestorianischen Christen bewohnt. Es war ein großer Handelsplatz, welcher von den Karavanen alljährlich besucht wurde. Hier gelangten unsere Reisenden zu einem Haltepunkte und schlugen neben einem Kloster nestorianischer Mönche das Lager auf. Von dieser Brüderschaft wurden Abu Taleb und sein Neffe mit großer Gastfreundschaft bewirthet. Einer der Mönche, von Einigen Sergius, von Andern Bahira [Fußnote: Einige behaupten, dass diese zwei Namen zwei Mönche bezeichnen, welche mit Mohammed Unterredungen hielten.] genannt, erstaunte bei der Unterhaltung mit Mohammed über dessen frühe Verstandesreife und wurde durch sein heftiges Verlangen nach Belehrung, welche sich hauptsächlich auf Religionsgegenstände bezogen zu haben scheint, angezogen. Sie hatten über solche Dinge häufige Unterredungen mit einander, in deren Verlauf die Bemühungen des Mönches vorzüglich gegen die Abgötterei in welcher der junge Mohammed bisher erzogen worden war, gerichtet gewesen sein müssen. Denn die nestorianischen Christen berurtheilten streng nicht allein die Anbetung, sondern sogar die zufällige Aufstellung der Bilder; ja sie trieben die Bedenklichkeiten in diesem Punkte so weit, daß sogar das Kreuz, dieses allgemeine Sinnbild der Christenheit, in dieses Verbot eingeschlossen war.
    Viele haben die Kenntniß der Grundlehren und Geschichte des christlichen Glaubens, welche Mohammed im nachherigen Leben bewies, jenen früheren Unterredungen mit diesem Mönche zugeschrieben; es ist jedoch wahrscheinlich, daß er, im Laufe nachfolgender Reisen, welche er nach Syrien machte, weiteren Verkehr mit dem Letzteren hatte. Moslemische Schriftsteller behaupten, daß der Antheil, welchen der Mönch an dem jungen Fremdlinge nahm, daraus entstanden wäre, daß er zwischen dessen Schultern das Siegel des Prophetenthums zufällig bemerkt hätte. Er ermahnte Abu Taleb, sagen sie, daß er, wenn er im Begriffe wäre, sich auf den Rückweg nach Mekka zu machen, Sorge trüge, daß sein Neffe nicht in die Hände der Juden fiele; denn er sah die Anfeindung und den

Weitere Kostenlose Bücher