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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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an die brennende Hitze der Wüste erinnerte. »Grabe für sie einen Brunnen und gieb Wasser dem Durstigen.« Der Mann grub in seiner Mutter Namen einen Brunnen und sagte: »Dieser Brunnen ist für meine Mutter, daß de Vergeltung dafür ihre Seele erreichen mag.«
    Die Liebe im Reden, diese überaus wichtige und am wenigsten geübte Liebeserweisung, wurde gleicher Weise eindringlich von Mohammed eingeschärft. Als Abu Jaraiya, ein Bewohner Basrah’s, nach Medina kam und von dem apostolischen Amte Mohammeds überzeugt wurde; so bat er ihn um eine Hauptregel für sein Verhalten. »Sprich von Niemandem Böses«, antwortete der Prophet. »Seit dieser Zeit«, sagte Abu Jaraiya, »schmähte ich niemals Jemanden, mochte er ein Freier oder ein Sclave sein.«
    Die Verhaltungsregeln des Islamismus erstreckten sich auch auf die Höflichkeiten im Leben. Sage einen Salam (oder Gruß) einem Hause, wenn du es betrittst und verlassest. Erwidere den Gruß von Freunden und Bekannten und Reisenden auf der Straße. Wer reitet, muß zuerst den grüßen, welcher geht; wer geht, zuerst den, welcher sitzt; eine kleinere Anzahl eine größere, und der Junge den Alten.
    Bei der Ankunft Mohammeds in Medina ließen sich einige der Christen in der Stadt unter seine Anhänger unverzüglich einschreiben; sie gehörten jedenfalls zu den Sectirern, welche an der menschlichen Natur Christi festhielten und in dem Islamismus, welcher Christum als den größten unter den Propheten verehrte, nichts Widerstreitendes fanden. Die übrigen Christen, welche sich dort aufhielten, zeigten nur wenig Feindseligkeit gegen den neuen Glauben, indem sie denselben für weit besser hielten als die alte Abgötterei. Die Spaltungen und heftigen Streitigkeiten unter den Christen des Morgenlandes hatten ihre Rechtgläubigkeit verdorben, ihren Eifer geschwächt und sie geneigt gemacht, durch neue Lehren sich irre führen zu lassen.
    Die Juden, von denen reiche und mächtige Familien in Medina und der Nachbarschaft lebten, zeigten eine weniger günstige Stimmung. Mit einigen von ihnen schloß Mohammed Friedensverträge und hoffte zuversichtlich, sie mit der Zeit dafür zu gewinnen, daß sie ihn als ihren Messias oder Propheten annehmen würden. Durch solche Aussichten, vielleicht ohne klares Bewußtsein, geleitet, hatte er manche seiner Lehren nach den Glaubenssätzen ihrer Religion geformt und gewisse Fastenzeiten und Anordnungen derselben beibehalten. Denen, welche zum Islam übertraten, gestattete er, bei der Beobachtung ihres Sabbaths und einiger mosaischen Gesetze und Gebräuche zu bleiben. Es war Sitte der verschiedenen Religionen im Morgenlande, daß jede ein Kebla oder einen heiligen Punct hatte, nach welchem man beim Acte der Anbetung das Gesicht wenden mußte; die Sabäer wendeten sich gegen den Polarstern, die persischen Feueranbeter gegen Osten als die Gegend des Sonnenaufgangs, die Juden gegen ihre heilige Stadt Jerusalem. Bis jetzt hatte Mohammed Nichts der Art vorgeschrieben; aber nun machte er aus Nachgiebigkeit gegen die Juden Jerusalem zum Kebla, wohin alle Moslemen die Gesichter wenden mußten, wenn sie beteten.
    Während unter den Bewohnern Medinas täglich neue Bekenner gewonnen wurden, begannen unter den mekkanischen Flüchtlingen Krankheit und Mißvergnügen die Oberhand zu erhalten. Sie waren nicht an das Klima gewöhnt; viele litten an Fiebern, und in der Krankheit und Schwachheit sehnten sie sich nach der Heimath, aus der sie verbannt waren.
    Um ihnen eine neue Heimath zu geben und sie mit ihren neuen Freunden und Verbündeten eng zu vereinigen, errichtete Mohammed zwischen vier und fünfzig von ihnen und ebenso viel Bewohnern Medinas eine Brüderschaft. Zwei so vereinigte Personen verpflichteten sich, für einander in Glück und Unglück einzustehen; es war ein Band, welches ihre Interessen sogar enger verkettete als das der Verwandtschaft, weil sie einander beerbten und darin vor den Blutsverwandten den Vorzug hatten.
    Diese Einrichtung war von Nutzen und dauerte nur, bis die neuen Ankömmlinge in Medina festen Fuß gefaßt hatten; sie erstreckte sich lediglich auf die Mekkaner, welche wegen der Verfolgung geflohen waren, und es wird darauf Bezug genommen in dem folgenden Verse der achten Sure des Korans: »Diejenigen, welche glaubten und aus ihrem Lande flohen, und ihr Vermögen und ihre Personen im Kampfe für den Glauben opferten, und die, welche dem Propheten unter sich einen Zufluchtsort gaben und ihm beistanden; diese sollen einander für

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