Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Boreida Ibn Hoseib, nebst siebenzig Genossen, sämmtlich dem Stamme Saham angehörig. Diese legten das Glaubenskenntniß in Mohammeds Hände ab.
Ein anderer berühmter Bekenner des Islams, welcher in diesem Flecken zu dem Propheten kam, war Salman al Parsi (oder der Perser). Es wird erzählt, daß er aus einem kleinen Orte bei Ispahan gebürtig gewesen sei, und daß er, als er eines Tages bei einer christlichen Kirche vorbei ging, von der Andacht dieser Leute und von der Feierlichkeit der Anbetung so sehr ergriffen wurde, daß er vor dem abgöttischen Glauben, in welchem er erzogen worden war, einen Ekel bekam. Hierauf zog er gegen Osten, von Stadt zu Stadt, von Kloster zu Kloster, um eine Religion aufzusuchen, bis ihm ein ehemaliger Mönch, von Jahren und Schwachheit niedergebeugt, von einem Propheten erzählte, welcher in Arabien aufstehen würde, um den reinen Glauben Abrahams wieder herzustellen.
Dieser Salman erhob sich in spätem Jahren zu Macht und Ansehen und wurde von den Ungläubigen Mekkas für den gehalten, welcher Mohammed in der Zusammenstellung seiner Lehren Beistand geleistet hätte. Darauf wird in der sechzehnten Sure des Korans hingewiesen. »Wahrlich, sagen die Götzendiener, ein gewisser Mann unterstützte ihn bei der Abfassung des Korans; aber die Sprache dieses Mannes ist Ajami (oder persisch), der Koran jedoch ist in der reinen arabischen Sprache niedergeschrieben.« Als die Moslemen Mekkas, welche einige Zeit vorher in Medina eine Zufluchtsstätte gefunden hatten, hörten, daß Mohammed in der Nähe wäre, so kamen sie heraus, um ihn in Koba aufzusuchen. Unter ihnen befand sich auch der neulich bekehrte Talha und Zobeir, Kadidschahs Neffe. Diese sahen, daß Mohammeds und Abu Bekers Kleider von der Reise befleckt waren, und gaben ihnen weiße Mäntel, damit sie in denselben den Einzug in Medina hielten. Viele Ansaren oder Hülfsvölker Medinas, welche im vorigen Jahre einen Vertrag mit Mohammed geschlossen hatten, beeilten sich jetzt, das Gelübde der Treue zu erneuern.
Von diesen erfuhr er, daß die Zahl der Gläubigen in der Stadt reißend schnell wüchse, und daß es allgemeine Stimmung wäre, ihn günstig aufzunehmen. Daher bestimmte er den Freitag, den moslemischen Sabbath, den sechzehnten Tag des Monats Rabi, zu seinem öffentlichen Einzuge.
Demnach versammelte er am Morgen dieses Tages alle seine Anhänger zum Gebet; nach einer Predigt, in welcher er die Hauptlehren seines Glaubens auseinander setzte, bestieg er sein Kameel Al Kaswa und brach nach der Stadt auf, welche in den nachfolgenden Zeitaltern als seine Zufluchtsstadt berühmt werden sollte.
Boreida Ibn al Hoseib nebst siebenzig Reitern von dem Stamme Saham begleitete ihn als Leibwache; einige seiner Schüler machten es sich zum Geschäft, einen Baldachin von Palmblättern über seinem Haupte zu halten; an seiner Seite ritt Abu Beker. »O Apostel Gottes!« rief Boreida, »ohne Standarte darfst du in Medina nicht einziehen.« Bei diesen Worten breitete er seinen Turban auseinander, band das eine Ende desselben an die Spitze seiner Lanze und trug sie hoch erhebend vor dem Propheten her.
Die Stadt Medina machte in der Nähe einen günstigen Eindruck, da sie wegen der Schönheit der Lage, der Heilsamkeit des Klimas, der Fruchtbarkeit des Bodens, der Ueppigkeit der Palmbäume, des Wohlgeruchs der Sträucher und Blumen gepriesen wurde. In einer kleinen Entfernung von der Stadt kam ein Haufe neuer Bekenner des Glaubens in Sonnenhitze und Staub einher, um sich der einziehenden Schaar anzuschließen. Die Meisten von ihnen hatten Mohammed niemals gesehen und bezeigten Abu Beker aus Irrthum ihre Ehrfurcht; der Letztere jedoch beugte den Schirm von Palmblättern seitwärts und zeigte ihnen die wirkliche Person der Verehrung, welche mit lauten Zurufen willkommen geheißen wurde.
In dieser Weise hielt Mohammed, der neulich aus seiner Vaterstadt geflohen war und auf dessen Kopf man einen Preis gesetzt hatte, seinen Einzug in Medina eher wie ein Eroberer im Triumph, als wie ein Verbannter, welcher ein Asyl sucht. In dem Hause des Khazraditen Abu Ayub stieg er ab; dieser war ein frommer Moslem und außerdem stand er mit ihm in entfernter Verwandtschaft; hier wurde er gastfreundlich aufgenommen und schlug seine Wohnung im untern Stockwerke auf.
Kurz nach seiner Ankunft traf der treue Ali bei ihm ein. Dieser war aus Mekka geflohen und hatte die Reise zu Fuß gemacht; am Tage hatte er sich verborgen und war nur des Nachts gereist, um nicht
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