Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
desselben ans Licht zu bringen, Moses, um seine Milde und Fürsehung; Salomo, um seine Weisheit, Majestät und Herrlichkeit; Jesus Christus, um seine Gerechtigkeit, Allwissenheit und Macht zu offenbaren; seine Gerechtigkeit nämlich durch die Reinheit des Wandels, seine Allwissenheit durch die Kenntniß, welche er von den Geheimnissen aller Herzen entfaltete, seine Macht durch die Wunder, welche er vollbrachte. Keine dieser Eigenschaften ist jedoch ausreichend gewesen, um Ueberzeugung zu erzwingen, und die Wunder Mosis und Jesu sind sogar mit Unglauben behandelt worden. Ich, der letzte unter den Propheten, werde daher mit dem Schwerte gesendet! Diejenigen, welche meinen Glauben ausbreiten, sollen sich weder auf einen Beweis, noch auf eine Auseinandersetzung einlassen, sondern Alle tödten, welche dem Gesetze den Gehorsam verweigern. Wer nur für den wahren Glauben kämpft, mag er fallen oder siegen, wird sicherlich eine herrliche Vergeltung empfangen.«
»Das Schwert«, fügte er hinzu, »ist der Schlüssel zu Himmel und Hölle; Alle, welche es in der Glaubensangelegenheit ziehen, werden mit zeitlichen Vortheilen belohnt werden; jeder Tropfen ihres Blutes, den sie vergießen, jede Gefahr und Beschwerde, die sie ertragen, wird in der Höhe eingezeichnet werden als verdienstlicher, denn sogar Fasten und Beten. Wenn sie in der Schlacht fallen, so werden ihre Sünden auf einmal ausgelöscht und sie selbst in das Paradies versetzt, um daselbst im Genusse ewiger Freuden in den Armen schwarzäugiger Houris zu jubeln.«
Die Prädestination wurde aufgestellt, um diese kriegerischen Lehren zu unterstützen. Jedes Ereigniß ist nach dem Koran von Ewigkeit vorherbestimmt und kann nicht vermieden werden. Niemand kann früher oder später sterben als zu seiner bestimmten Stunde, und wenn sie herbeikommt, so ist es einerlei, ob der Todesengel ihn auf seinem Ruhebette oder mitten im Schlachtensturme findet.
Das waren die Lehren und Offenbarungen, welche den Islamismus aus einer Religion der Sanftmuth und Menschenfreundlichkeit zu einer der Gewalt und des Schwertes umformten. Den Arabern waren sie besonders angenehm, weil sie mit ihren Gewohnheiten harmonirten und ihre räuberischen Neigungen bestärkten. Sie waren kräftige Räuber der Wüste, und daher darf man sich nicht darüber wundern, daß sie nach dieser offenen Verkündigung der Religion des Schwertes sich haufenweise um die Fahne des Propheten schaarten. Noch keine Gewaltthat wurde von Mohammed gegen diejenigen gut geheißen, welche im Unglauben verharrten, wenn sie sich seiner zeitlichen Herrschaft bereitwillig unterwarfen und Tributzahlung bewilligten; und hier sehen wir, wie das erste Zeichen weltlichen Ehrgeizes und ein Verlangen nach zeitlicher Gewalt in seinem Gemüthe aufsteigt. Noch wird gefunden werden, daß der so erhobene Tribut seiner leitenden Leidenschaft diente und von ihm auf die Ausbreitung des Glaubens hauptsächlich verwendet wurde.
Die ersten kriegerischen Unternehmungen Mohammeds verriethen die versteckte Rachgier, welche wir angedeutet haben. Sie waren gegen mekkanische Karavanen gerichtet, welche seinen unversöhnlichen Feinden, den Koreischiten, gehörten. Die drei ersten befehligte Mohammed in Person, aber ohne irgend ein materielles Ergebniß. Die vierte wurde einem Moslemm, Namens Abdallah Ibn Iasch (Dschasch), anvertraut, wacher mit acht oder zehn entschlossenen Gläubigen auf die Straße nach Südarabien abgeschickt wurde. Da es gerade der heilige Monat Raddschab war, welcher durch Gewaltthätigkeit und Räuberei nicht entweiht werden durfte: so erhielt Abdallah versiegelte Befehle, welche bis an den dritten Tag nicht geöffnet werden sollten. Diese Befehle waren unbestimmt, jedoch bedeutsam abgefaßt. Abdallah war beauftragt, nach dem Thale Naklah zwischen Mekka und Tayef (demselben, wo Mohammed die Offenbarung der Genien hatte) sich zu begeben, um daselbst einer erwarteten Karavane der Koreischiten aufzulauern. »Vielleicht«, fügte die Instruction schlau hinzu, »vielleicht vermagst du uns einige Botschaft darüber zu bringen.«
Abdallah verstand den wahren Sinn des Schreibens und verfuhr demselben gemäß. Bei der Ankunft im Thale Naklah erspähte er die Karavane, welche aus mehreren mit Waare beladenen Kameelen bestand und von vier Mann geführt wurde. Er folgte ihr in einiger Entfernung und schickte Einen von seinen Leuten, als Pilger verkleidet, voran, um sie einzuholen. Aus den Worten des Letzteren schlossen die Koreischiten, daß
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