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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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kehrte sein Zimmer aus, zündete sein Feuer an, besserte seine Kleider aus und war thatsächlich sein eigener Diener. Für jede seiner zwei Frauen richtete er eine an die Moschee stoßende Wohnung ein. Er wohnte wechselsweise bei ihnen, aber Ayescha blieb seine Favoritin (Lieblingsfrau).
    Mohammed ist wegen der Keuschheit in seinem früheren Leben von moslemischen Schriftstellern gepriesen worden, und es ist merkwürdig,, daß er bei aller Vielweiberei, welche von den Arabern gestattet wurde, und bei aller jener temperamentsmäßigen Zärtlichkeit, welche er gegen das andere Geschlecht an den Tag legte, in der Ergebenheit gegen Kadidschah allein bis zu deren Sterbetag verblieb, indem er weder in seinem Hause noch in seinem Herzen ihr eine Nebenbuhlerin gab. Sogar Ayeschas frische und blühende Reize, welche bald eine so große Herrschaft über ihn ausübten, konnten das tiefe, aus Liebe und Dankbarkeit gemischte Gefühl gegen seine ehemalige Wohlthäterin nicht verwischen. Ayescha fühlte sich eines Tages verletzt, als sie hörte, wie er den übertrieben zärtlichen Erinnerungen nachhing. »O Apostel Gottes«, fragte die jugendliche Schönheit, »war nicht Kadidschah in den Jahren vorgeschritten? Hat dir Allah an ihrer Stelle nicht ein besseres Weib gegeben?«
    »Niemals!« rief Mohammed mit gerechter Entrüstung aus, »niemals gab mir Gott eine bessere! Als ich arm war, bereicherte sie mich; als man mich als Lügner verschrie, glaubte sie an mich; als mich die ganze Welt anfeindete, blieb sie mir treu!«

Sechzehntes Capitel.
Das Schwert wird als das Instrument des Glaubens angekündigt. – Erster Zug gegen die Koreischiten. – Ueberfall einer Karavane.
    Wir kommen jetzt zu einem wichtigen Abschnitte in der Laufbahn Mohammeds. Bis hieher hatte er sich, um Bekenner zu gewinnen, auf Beweis und Ueberzeugung gestützt; er hatte dasselbe seinen Schülern aufgetragen. Seine Ermahnung an dieselben, die Gewaltthätigkeit der Feinde mit Geduld und Langmuth zu ertragen, wetteiferte fast mit der sanften Lehre unsers Erlösers: »Wenn man dich auf den einen Backen schlägt, so biete ihnen den andern auch dar.« Jetzt gelangte er auf einen Punct, wo er von dem himmlischen Geiste der christlichen Lehren vollständig abwich und seine Religion mit dem Zusatze trüglicher Menschlichkeit versetzte. Seine menschliche Natur war nicht fähig, die erhabene Geduld, welche er bis hieher empfohlen hatte, auszuüben. Vierzehn Jahre sanftmüthiger Ausdauer waren durch Nichts als durch verstärkte Beleidigung und Beschimpfung vergolten worden. Seine ärgsten Verfolger waren die Genossen seines eigenen Stammes, die Koreischiten, gewesen, besonders die Glieder der Linie Abd Schems, deren rachgieriges Oberhaupt Abu Sofian jetzt in Mekka die Herrschaft besaß. Durch ihre giftige Feindschaft war sein Vermögen vernichtet, seine Familie erniedrigt, in Armuth gestoßen und zerstreut, und er selbst in die Verbannung gejagt worden. Alles dieses hätte er ferner mit unwillkürlicher Sanftmuth ertragen mögen, hätten sich ihm nicht Mittel der Wiedervergeltung unerwartet in seinem Bereiche dargeboten. Als ein Flüchtling, welcher ein Asyl suchte und nur um eine ruhige Heimath dringend bat, war er nach Medina gekommen. In geringer Frist und wahrscheinlich zu seiner eigenen Ueberraschung fand er eine Armee zu seinem Befehle. Denn unter den vielen Neubekehrten, welche täglich in Medina gemacht wurden, unter den Flüchtlingen aus Mekka, welche sich um ihn schaarten, und unter den neuen Bekennern aus den Stämmen der Wüste, waren Männer entschlossenen Geistes, geübt im Gebrauche der Waffen und eingenommen für freibeuterischen Kriegsdienst. Menschliche Leidenschaften und Gefühle tödtlicher Rache wurden durch diesen plötzlichen Zuwachs von Macht geweckt. Sie mischten sich mit jenem Eifer für religiöse Reform, welche noch sein vorherrschender Beweggrund war. In der Aufwallung seines enthusiastischen Geistes suchte er sich zu überreden, und that es vielleicht wirklich, daß die innerhalb seines Bereiches also aufgestellte Macht zum Mittel bestimmt wäre, seinen großen Plan auszuführen, und daß ein göttlicher Befehl ihn berufen hätte, sich derselben zu bedienen. Das ist wenigstens der Sinn des denkwürdigen Manifests, welches er auf diesem Wendepuncte ergehen ließ, und welches den ganzen Ton und das Geschick seines Glaubens änderte.
    »Verschiedene Propheten«, sagte er, »sind von Gott gesendet worden, um die verschiedenen Eigenschaften

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