Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
seine Gefährten, wie er selbst, Mekka verpflichtete Pilger wären. Außerdem war es der heilige Monat Raddschab, wo die Wüste sicher bereist werden konnte. Kaum waren sie jedoch an einen Halteplatz gekommen, als Abdallah mit seinen Waffenbrüdern über sie herfiel, Einen tödtete und zwei gefangen nahm; der vierte entfloh. Hierauf kehrten die Sieger mit den Gefangenen und der Beute nach Medina zurück.
Ganz Medina war über den Bruch des heiligen Monats empört. Da Mohammed merkte, daß er sich zu weit gewagt hatte, so gab er vor, über Abdallah erzürnt zu sein, und weigerte sich, den ihm angebotenen Theil der Beute anzunehmen. Im Vertrauen auf die Vieldeutigkeit seiner Instruktion bestand er darauf, daß er Abdallah nicht befohlen hätte, Blut zu vergießen oder irgend eine Gewaltthat während des heiligen Monats zu begehen.
Das dennoch fortdauernde Geschrei, welches bei den Koreischiten Mekkas Wiederhall fand, veranlaßt folgenden Ausspruch im Koran: »Sie werden dich über den heiligen Mond befragen, ob sie innerhalb desselben Krieg führen dürfen. Antworte: Zu kriegen in demselben ist abscheulich; doch Gott zu verleugnen, den Weg Gottes vor seinem Volke zu verschließen, die wahren Gläubigen aus seinem heiligen Tempel zu vertreiben und Götzenbilder anzubeten, sind weit schrecklichere Sünden als in dem heiligen Monde zu tödten.«
Da Mohammed auf diese Weise die göttliche Bestätigung der That verkündigt hatte, so säumte er auch nicht länger, seinen Antheil an der Beute in Empfang zu nehmen. Einen von den Gefangenen entließ er gegen Lösegeld, der andere trat zum Islam über.
Die angeführte Stelle des Korans jedoch, mag sie auch den eifrigen Moslemen Genüge geleistet haben, wird kaum ausreichen, um ihren Propheten in den Augen der Profanen zu entschuldigen. Abdallah Ibm Jasch’s Expedition war eine beklagenswerte practische Erläuterung der neuen Religion des Schwertes. Sie wird nicht allein als ein Act der Plünderung und Rache, – eine in den Augen der Araber erlaubte und, weil gegen die Feinde des Glaubens gerichtet, durch die neuen Lehren gerechtfertigte Handlung –, sondern auch als eine grobe Verletzung des heiligen Monats betrachtet, welcher Zeitraum gegen Gewalttätigkeit und Blutvergießen seit undenklichen Zeiten gesichert war, und den in Ehren zu halten Mohammed selbst bekannte. Die Schlauheit und Heimlichkeit auch, mit welcher das Ganze ausgesonnen und geleitet wurde, die versiegelte Instruction Abdallahs, welche erst am Schlusse dreier Tage, auf dem Schauplatze des beabsichtigten Vergehens eröffnet werden durfte, und in unbestimmter, doppelsinniger, dennoch für den Beauftragten in hinlänglich deutlicher Sprache abgefaßt war: Alles dies stand in geradem Widerspruche mit Mohammeds Verhalten in der früheren Zeit seiner Laufbahn, als er es wagte, öffentlich den Weg der Pflicht zu verfolgen, »wenn auch die Sonne zu seiner Rechten und der Mond zu seiner Linken wider ihn aufgestellt sein würde«; Alles zeigt, daß er sich der Schimpflichkeit der Handlung, welche er gut hieß, bewußt war. Daß er die von Abdallah begangene Gewaltthat verwarf, daß er dennoch den Koran zu seiner Hülfe herbeizog, um sich in den Stand zu setzen, von derselben mit Straflosigkeit Nutzen zu ziehen; das wirft noch dunklere Schatten auf den Vorgang. Dieses zusammengenommen beweist, wie plötzlich und weit er irre ging in dem Augenblicke, wo er von dem wohlwollenden Geiste des Christenthums, mit welchem er anfänglich zu wetteifern suchte, abwich. Weltliche Leidenschaften und weltliche Interessen erhielten über die religiöse Begeisterung, welche ihn erst beseelte, die Oberhand. In dieser Beziehung ist schön bemerkt worden: »Der erste Tropfen Blut, welcher in seinem Namen in der Heiligen Woche vergossen worden ist, zeigte ihn als einen Mann, in welchem der Schlamm der Erde die heilige Flamme der Prophetie ausgelöscht hatte.
Siebenzehntes Capitel.
Das Treffen von Beder.
Im zweiten Jahr der Hedschra erhielt Mohammed Nachricht, daß sein Erzfeind Abu Sosian mit einer Bedeckung von vierzig Reitern eine Karavane von tausend Kameelen, die mit Waaren aus Syrien beladen waren, nach Mekka zurückführte. Ihr Weg führte zwischen der Bergkette und dem Meere durch das Gebiet von Medina. Mohammed beschloß, sie wegzunehmen. Ungefähr um die Mitte des Monats Ramadan zog er mit drei hundert und vierzehn Mann aus, von denen drei und achtzig Mohadscheren oder mekkanische Flüchtlinge, Ein und sechzig Awsiten und
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