Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
hundert und siebenzig Khazraditen waren. Jede Rotte hatte ihr eigenes Banner. Es gab nur zwei Pferde in dieser kleinen Armee, [Fußnote: »Die Araber der Wüste«, sagt Burckhardt, »sind nicht reich an Pferden. Unter den großen Stämmen am rothen Meere, zwischen Akaba und Mekka, und im Süden und Südosten von Mekka bis Jemen, sind Pferde sehr selten, besonders unter den Bewohnern der gebirgigen Districte. Die Bewohner von Hedjaz (Heddschas) und Jemen, welche feste Wohnplätze besitzen, haben es nicht sehr in der Gewohnheit, Pferde zu halten. Die an Pferden reichsten Stämme sind die, welche sich in den vergleichungsweise fruchtbaren Ebenen von Mesopotamien, an den Ufern des Euphratstromes und in den syrischen Ebenen aufhalten.«] aber siebenzig schnelle Kameele, welche die Kriegerschaar wechselsweise bestieg, so daß sie einen Eilmarsch ohne große Ermattung machten. Othman Ibn Affan, Mohammeds Schwiegersohn, war jetzt mit seinem Weibe Rokaia aus der Verbannung in Abyssinien zurückgekehrt, und würde sich dem Unternehmen angeschlossen haben, wenn nicht sein Weib fast bis zum Tode krank danieder gelegen wäre, so daß er gezwungen war, wider Willen in Medina zurückzubleiben
Mohammed zog einige Zeit die Hauptstraße nach Mekka, hierauf wendete er sich, diese zur Linken lassend, nach dem rothen Meere und trat in ein fruchtbares Thal ein, welches von dem Bache Beder bewässert wird. Hier legte er sich auf die Lauer neben einer Furt, welche die Karavanen zu passiren pflegten. Er ließ seine Mannschaften einen tiefen Graben ausstechen und das Wasser hinein leiten, so daß sie hieher zurückkehren konnten, um außerhalb des Bereiches des Feindes den Durst zu löschen.
Da Abu Sofian frühzeitig Kunde erhalten hatte, daß Mohammed ausgezogen war, um ihm mit einer überlegenen Streitmacht den Weg zu verlegen: so entsendete er in der nämlichen Zeit einen Eilboten, Namens Omair, auf einem flüchtigen Kameele, um augenblickliche Hülfe aus Mekka zu fordern. Entstellt und athemlos kam der Bote in der Kaaba zu Mekka an. Abu Jahl bestieg das Dach und blies Waffenlärm. Ganz Mekka war in Verwirrung und Bestürzung. Henda, Abu Sofians Gattin, ein Weib heftigen und unerschütterlichen Characters, rief ihren Vater Otha, ihren Bruder Al Walid, ihren Oheim Shaiba, und sämmtliche Krieger ihrer Verwandtschaft auf, sich zu rüsten und ihrem Gatten zu Hülfe zu eilen. Außerdem ergriffen die Brüder des Koreischiten, welcher von Abdallah Ibn Jasch im Thale Naklah erschlagen worden war, zu den Waffen, um seinen Tod zu rächen. Vermögensrücksichten mischten sich mit der Begierde nach Rache, denn die meisten Koreischiten hatten Eigenthum bei der Karavane. In kurzer Frist eilte eine Streitmacht von hundert Pferden und sieben hundert Kameelen auf der Straße nach Syrien vorwärts. Abu Jahl führte dieselbe. Er zählte jetzt siebenzig Jahre; ein ergrauter Krieger der Wüste, besaß er noch das Feuer und beinahe die Kraft und Behendigkeit der Jugend, womit er den bittersten Groll des hohen Alters vereinigte.
Während Abu Jahl mit seinen Streitkräften in der einen Richtung schleunigst vorwärts drang, näherte sich Abu Sofian in der andern. Bei der Ankunft in der Gegend der Gefahr ging er der Karavane in beträchtlicher Entfernung voran, indem er jede Spur und jeden Fußtritt sorgfältig beobachtete. Endlich kam er auf die Spur von Mohammeds kleiner Armee. Er erkannte sie an der Form der Dattelkerne, welche die Truppen beim Marsche auf die Seite geworfen hatten, – die von Medina sind nämlich wegen der Kleinheit bemerkenswerth. Auf solch winzige Zeichen verlassen sich die Araber, wenn sie den Feinden durch die Wüste nachspüren.
Da Abu Sofian den von Mohammed eingeschlagenen Weg wahrnahm, so änderte er seine Marschroute und zog an der Küste des rothen Meeres hin, bis er sich außer Gefahr erachtete. Er schickte hierauf einen andern Boten ab, um mit den Koreischiten, welche vorwärts gedrungen sein könnten, zusammen zu treffen und sie wissen zu lassen, daß die Karavane in Sicherheit wäre und sie nach Mekka zurückkehren möchten.
Der Bote traf die Koreischiten in vollem Marsche. Bei der Nachricht, daß die Karavane in Sicherheit wäre, kamen sie an einen Halteplatz und hielten eine Berathung. Einige waren für das weitere Vorrücken und für die Vollziehung einer Hauptzüchtigung Mohammeds und seiner Anhänger, Andere stimmten für die Rückkehr. Bei dieser Unentschiedenheit sandten sie einen Kundschafter ab, um den Feind zu
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