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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Mohammed und seine Anhänger niemals wieder die Waffen ergreifen wollten. Die übrigen wurden mit Arrest belegt, bis die Lösegelder von ihren Freunden eingingen.
    Zu den wichtigsten Gefangenen gehörte Al Abbas, Mohammeds Oheim. Er war von Abu Yaser, einem Manne von kleiner Statur, übermannt worden. Als sich die Nebenstehenden über die Ungleichheit der Gestalt lustig machten, so behauptete Al Abbas, daß er sich einem Reiter von riesenmäßiger Größe und auf einem Kampfrosse, wie er niemals zuvor eins gesehen, in Wirklichkeit ergeben hätte. Abu Yaser würde das Wahre seiner Gefangennehmung beständig behauptet haben, aber Mohammed, welcher seinem Oheim die Demüthigung ersparen wollte, gab zu verstehen, daß der Besieger vom Engel Gabriel unterstützt worden wäre.
    Al Abbas wollte sich von Bezahlung des Lösegeldes frei machen, indem er anführte, daß er im Herzen ein Moslem wäre und nur gezwungen an der Schlacht Theil genommen hätte; aber seine Entschuldigung half ihm Nichts. Viele glaubten, daß er mit seinem Neffen ein geheimes Einverständniß hätte und von demselben als Spion in Mekka verwendet würde, sowohl vor als nach der Schlacht von Beder.
    Ein anderer Gefangener von großer Wichtigkeit für Mohammed war Abul Aaß, der Ehemann seiner Tochter Zeinab. Der Prophet würde mit Freuden seinen Schwiegersohn an sich gezogen und ihn unter seine Schüler aufgenommen haben, aber Abul Aaß verblieb hartnäckig im Unglauben. Hierauf bot ihm Mohammed die Freilassung unter der Bedingung an, daß er ihm seine Tochter zurückgäbe. Darauf ging der Ungläubige ein; Zeid, der treue Freigelassene des Propheten, wurde mit mehreren Gefährten nach Mekka gesendet, um Zeinab nach Medina zu holen; ihr Gatte Abul Aaß blieb als Leibbürge für die Erfüllung des Vertrags während dieser Zeit zurück.
    Bevor die Armee wieder nach Medina zog, wurde eine Theilung der Beute vorgenommen. Denn wiewohl die Karavane Abu Sofians entkommen war, so war der Gewinn an Waffen und Kameelen, welchen man in der Schlacht gemacht hatte, noch beträchtlich, und eine große Summe Geldes mußte außerdem für die Auslösung der Gefangenen hinzukommen. Bei dieser Gelegenheit verordnete Mohammed, daß das Ganze unter alle Moslemen, welche bei der Unternehmung betheiligt wären, gleichmäßig vertheilt werden sollte; und wiewohl es unter den Arabern eine uralte Gewohnheit war, dem Oberhaupte ein Viertel der Beute zu geben, so begnügte er sich doch mit demselben Antheil wie die Uebrigen. Unter den Beutestücken, welche auf sein Loos fielen, befand sich auch ein Schwert von bewundernswerther Härte, Dhul Fakar oder der Durchstecher genannt. Dies trug er nachher stets in der Schlacht, und sein Schwiegersohn Ali erbte es bei seinem Tode. Diese gleichmäßige Vertheilung erregte unter den Truppen großes Murren. Diejenigen, welche die Hitze des Gefechtes ausgestanden hatten und bei der Plünderung am thätigsten gewesen waren, beklagten sich, daß sie mit denen, welche fern von dem Handgemenge gestanden, und mit den alten Männern, welche zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben wären, ebenmäßig theilen sollten. Der Streit gleicht, wie man bemerkt, dem der Kriegsleute Davids rücksichtlich des Raubes, welchen sie den Amalekitern abgenommen hatten; die, welche im Gefechte gewesen waren, drangen darauf, daß die, welche beim Gepäcke blieben, keinen Theil an der Beute haben sollten. Die Entscheidung war dieselbe – nämlich gleichmäßig zu theilen (1. Sam. 30, 21 – 25). Mohammed mag zufolge seiner Kenntniß der biblischen Geschichte von dieser Entscheidung geleitet worden sein. Die Vertheilung der Beute war für einen Anführer, der im Begriffe stand, die Bahn des Raubkrieges zu betreten, ein wichtiger Ordnungspunct. Glücklicherweise hatte er kurz nach seiner Rückkehr nach Medina eine baldige Offenbarung, welche die Theilung aller Beute, welche im Kampfe für den Glauben gewonnen wurde, für die Zukunft regelte.
    Das sind die Einzelheiten der berühmten Schlacht von Beder, des ersten Sieges der Saracenen unter Mohammeds Fahne; er ist vielleicht unbeträchtlich an sich, aber erstaunlich in seinen Folgen, da er der Anfang einer Reihe von Siegen war, welche die Geschicke der Welt veränderten.

Achtzehntes Capitel.
Tod Rokaia’s, der Tochter des Propheten – Zurückführung seiner Tochter Zeinab. – Erfüllung des Fluches, welchen der Prophet gegen Abu Lahab und dessen Familie aussprach. – Wahnsinnige Wuth Henda’s, des Weibes von Abu

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