Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
besichtigen. Er brachte die Nachricht zurück, daß er ungefähr drei hundert Mann stark wäre; dies erhöhte das Verlangen derjenigen, welche für einen Kampf waren. Die Anderen machten Gegenvorstellungen. »Bedenket doch«, sagten sie, »daß dies Männer sind, welche Nichts zu verlieren haben; sie besitzen Nichts als ihre Schwerter; nicht Einer von ihnen wird fallen, ohne seinen Mann zu tödten. Außerdem haben wir unter ihnen Verwandte; wenn wir siegen, werden wir nicht im Stande sein, einander ins Angesicht zu sehen, da Einer dem Andern die Verwandten erschlagen hat.« Diese Worte brachten ihre Wirkung hervor; aber die Brüder des Koreischiten, welcher im Thale Naklah gefallen war, wurden von Abu Jahl aufgereizt, nach Rache zu schreien. Dieser feurige alte Araber unterstützte ihre Aufforderung. »Vorwärts!« schrie er; »laßt uns aus dem Bache Beder Wasser holen zu dem Feste, an welchem wir über das Entkommen unserer Karavane jubeln wollen.« Die Hauptmasse der Truppen erhob die Fahnen und trat den Marsch wieder an, obschon eine beträchtliche Anzahl nach Mekka sich zurück wendete.
Die Spione Mohammeds brachten ihm Kunde von der Annäherung dieser Kriegsmacht. Einige unter seinen Anhängern verloren den Muth; in der Erwartung eines kurzen Gefechts und einer großen Beute waren sie ausgezogen und erschraken bei dem Gedanken an ein solch überlegenes Heer; aber Mohammed bat sie, gutes Muths zu sein, denn Allah hätte ihm einen leichten Sieg verheißen.
Die Moslemen stellten sich auf einer Anhöhe, an deren Fuße sich Wasser befand, in Schlachtordnung. Für Mohammed war ein Zelt oder Schirmdach aus Baumzweigen eiligst auf dem Gipfel errichtet worden, und ein Dromedar stand vor ihm, auf welchem er im Fall einer Niederlage nach Medina fliehen konnte.
Die Vorhut des Feindes, lechzend vor Durst, betrat das Thal und eilte an den Bach, um zu trinken; aber Mohammeds Oheim Hamza griff sie mit einer Anzahl seiner Mannschaften an und tödtete den Führer mit eigener Hand. Von der Vorhut entkam nur Einer, welcher sich nachher zum Glauben bekehrte.
Die Hauptmasse des Feindes näherte sich jetzt unter Trompetenschalle. Drei koreischitische Krieger traten vor die Fronte und forderten die tapfersten unter den Moslemen zum Zweikampfe heraus. Zwei dieser Kämpfer waren Otha, Abu Sofians Schwiegervater, und Al Walid, sein Schwager; der dritte war Shaiba, Otha’s Bruder. Diese waren, wie man sich erinnern wird, von Henda, Abu Sofians Weibe, angespornt worden, aus Mekka mit auszuziehen. Sie waren alle Männer von Rang in ihrem Stamme.
Drei Krieger Medinas traten heraus und nahmen die Herausforderung an; aber man schrie: »Nein! Lasset die Abtrünnigen unsrer eigenen Stadt Mekka vorschreiten, wenn sie Muth haben.« Hierauf unterzogen sich Hamza und Ali, Oheim und Neffe Mohammeds, und Obeidah al Hareth dem Kampfe. Nach einem hitzigen und hartnäckigen Gefechte erlegten Hamza und Ali ihre Gegner; dann gingen sie Obeidah zu Hülfe, welcher schwer verwundet war und von Otha beinahe überwältigt wurde. Sie tödteten den Koreischiten und trugen ihren Streitgenossen hinweg, aber er starb alsbald an seinen Wunden.
Jetzt wurde das Gefecht allgemein. Die Moslemen, ihrer Minderzahl sich bewußt, hielten sich anfänglich rein auf der Defensive (Verteidigungslinie), indem sie ihre Stellung auf dem erhöheten Puncte behaupteten und die Feinde durch Bogenschüsse ängstigten, wenn sie etwa den unerträglichen Durst im Bache unter ihnen zu löschen suchten. Mohammed verweilte in dem Zelte auf dem Hügel; Abu Beker war bei ihm, und er selbst war in brünstiges Gebet versunken. Im Laufe des Gefechts verfiel er in eine Verzückung. Als er zur Besinnung kam, erklärte er, daß ihm Gott den Sieg verheißen hätte. Er stürzte aus dem Zelte hinaus, ergriff eine Hand voll Staub und warf ihn gegen die Koreischiten in die Luft mit dem Rufe: »Mag Verwirrung auf ihre Gesichter fallen!« Hierauf befahl er den Seinigen, sich auf den Feind zu werfen, und schrie: »Kämpfet und fürchtet euch nicht, die Thore des Paradieses sind unter dem Schatten der Schwerter. Gewißlich findet der, welcher im Kampfe für den Glauben fällt, augenblicklichen Einlaß in dasselbe.«
In der Verwicklung der Schlacht, welche folgte, erhielt Abu Jahl, der sein Pferd in das dickste Handgemenge drängte, einen Säbelhieb in den Oberschenkel, welcher ihn auf den Boden warf, Abdallah Ibn Masoud setzte ihm den Fuß auf die Brust, und hieb ihm, während der feurige Veteran noch
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