Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Beschützer dieses jüdischen Stammes war, trat zu ihrem Gunsten vermittelnd ein und verhinderte es, daß sie nicht über die Klinge springen durften; ihre Güter wurden jedoch eingezogen, und sie selbst, sieben hundert an der Zahl, wurden nach Syrien verbannt.
Die Waffen und Reichthümer, welche aus dieser Einziehung Mohammed und seinen Anhängern zufielen, waren von großem Vortheil in den nachfolgenden Glaubenskriegen. Unter den Waffen, welche auf Mohammeds Antheil fielen, werden drei Schwerter aufgeführt, nämlich Medham, der Scharfe, Al Battar, der Schneidende und Hatef, der Todbringer; ferner zwei Lanzen, Al Monthari, der Zerstreuer, und Al Monthawi, der Zerstörer; ein silberner Harnisch, Al Fadha, und ein anderer Al Saadia genannt, soll von Saul dem David gegeben worden sein, als er im Begriffe war mit Goliath zu kämpfen; dazu kam ein Bogen, Al Catum oder der Feste geheißen, der aber seinem Namen nicht entsprach, denn in der ersten Schlacht, in welcher er sich desselben bediente, zog er ihn mit solcher Gewalt auf, daß er in Stücke zerbrach. Ueberhaupt gebrauchte er die arabischen Bogen mit geeigneten Pfeilen und Lanzen und untersagte seinen Anhängern den Gebrauch der persischen.
Mohammed suchte jetzt nicht länger die Juden zu gewinnen; sie wurden im Gegentheile Gegenstand seiner religiösen Feindseligkeit. Er widerrief die Anordnung, nach welcher er Jerusalem zum Kebla oder zum Gebetspuncte gemacht hatte, und setzte Mekka an dessen Stelle; dahin wenden seitdem die Mohammedaner stets das Gesicht, wenn sie ihre Andacht verrichten.
Der Tod Rokaia’s, der Tochter des Propheten, war von ihrem Gatten Othman geziemend betrauert worden. Um den Letzteren wegen seines Verlustes zu trösten, bot ihm sein Waffenbruder Omar im Laufe des Jahres seine Tochter Hafza zum Weibe an. Sie war die Wittwe Habasch’s, eines Suhamiten, achtzehn Jahre alt und von reizender Schönheit; dennoch wich Othman der Partie aus. Omar war über die Geringschätzung, welche seiner Tochter und ihm widerfuhr, aufgebracht und beklagte sich darüber bei Mohammed. »Bekümmere dich nicht deshalb, Omar,« entgegnete ihm der Prophet, »ein besseres Weib ist für Othman bestimmt und ein besserer Gatte für deine Tochter.« Er gab wirklich die eigene Tochter Omm Kolthum dem Othman und nahm die schöne Hafza sich zum Weibe. Durch diese politischen Verbindungen fesselte er Beide, Othman und Omar, fester an seine Seite, während er die eigene Neigung für weibliche Schönheit befriedigte. Hafza war nächst Ayescha die begünstigste unter seinen Frauen und hatte den Koffer mit den Suren und Versen des Korans, wie sie geoffenbaret wurden, in Verwahrung.
Zwanzigstes Capitel.
Henda reizt Abu Sofian und die Koreischiten auf, den Tod ihrer in der Schlacht von Beder gefallenen Verwandten zu rächen. – Die Koreischiten rücken aus, von Henda und deren Genossinnen begleitet. – Schlacht von Ohod. – Henda’s wilder Triumph. – Mohammed tröstet sich durch Verheirathung mit Hend, der Tochter Omeya’s.
Da Mohammeds Macht in Medina wuchs, so stieg auch die Feindschaft der Koreischiten an Heftigkeit. Abu Sofian führte den Oberbefehl in der heiligen Stadt und wurde unaufhörlich zum Kriegszuge von seiner Gattin Henda gedrängt, da der ungestüme Geist derselben keine Ruhe finden konnte, bis an denen, welche ihren Vater und Bruder erschlagen hatten, Blutrache geübt worden war. Auch Akrema, Abu Jahls Sohn, der des Vaters Haß gegen den Propheten geerbt hatte, schrie nach Rache. Im dritten Jahre der Hegira, im Jahre nach der Schlacht von Beder, rückte Abu Sofian ins Feld; er stand an der Spitze von drei tausend Mann, von denen die meisten Koreischiten waren, obschon sich auch Araber der Stämme Kanana und Tehama dabei befanden. Sieben hundert trugen Brustharnische und zwei hundert waren beritten. Akrema war einer der Hauptleute, wie auch Khaled Ibn al Waled, ein Krieger von unbezwinglicher Tapferkeit, der nachher zu großem Ruhme aufstieg. Die Banner trug Abd al Dar’s Geschlecht, ein Zweig des Stammes Koreisch, welcher auf den obersten Platz in der Versammlung, auf den ersten Rang in der Schlacht und auf das Tragen der Fahnen beim Auszuge der Armee ein Erbrecht hatte.
In der Nachhut des Heeres folgte die rachgierige Henda mit fünfzehn vornehmen Frauen aus Mekka, Anverwandte der in der Schlacht von Beder Erschlagenen; bald erfüllten sie mit Jammern und Klagen um die Gefallenen die Luft, bald feuerten sie durch den Schall der Pauken und
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