Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
seiner Rechten befand sich Abu Dudschana, mit Mohammeds Schwerte bewehrt, um den Kopf ein rothes Band, auf welchem geschrieben war: »Hülfe kommt von Gott! der Sieg ist unser!«
Der Feind wurde durch diesen Stoß zum Wanken gebracht. Abu Duddschana schlug gewaltig mitten in sie hinein, tödtliche Streiche nach jeder Seite austheilend mit dem Ausrufe: »Das Schwert Gottes und seines Propheten!« Sieben Standartenträger aus Abd al Dar’s Geschlechte wurden nach einander niedergehauen und das Centrum begann zu weichen. Die moslemischen Bogenschützen, welche den Sieg für gesichert hielten, vergaßen Mohammeds Befehl, verließen ihre Stellung und zerstreuten sich mit dem Geschrei »Beute! Beute!« zur Aufsuchung derselben. Daraus nahm Khaled, seine Reiterei wieder vereinigend, von dem von den Bogenschützen verlassenen Terrain Besitz, griff die Moslemen im Rücken an, trieb einige in die Flucht und brachte die übrigen in Verwirrung. Mitten in dem Wirrwarr drängte sich ein Reiter, Namens Obbij (Obbidsch) Ibn Chalaf, durch den Haufen und schrie: »Wo ist Mohammed? Es ist keine Sicherheit, so lange er lebt.« Aber Mohammed ergriff die Lanze eines Begleiters und stieß sie durch den Hals des Götzendieners, welcher todt vom Pferde fiel. »Auf diese Weise starb«, sagt der fromme Al Jennabi (Dschennabi), »dieser Gottesfeind, welcher einige Jahre vorher dem Propheten gedroht hatte: »Ich werde einen Tag finden, an welchem ich dich tödten werde.« »Nimm dich in Acht!« war die Erwiderung, »wenn es Allah für gut findet, wirst du selbst durch meine Hand fallen.«
Mitten in dem Handgemenge traf ein Stein von einer Schleuder Mohammed an den Mund, spaltete ihm die Lippe und brach ihm einen der Vorderzähne aus; auch im Gesichte wurde er durch einen Pfeil verwundet, dessen eiserne Spitze in der Wunde stecken blieb. Dazu wurde Hamza, während er einen Koreischiten erlegte, von Waksa’s, eines äthiopischen Sclaven Lanze durchbohrt; demselben war die Freiheit versprochen worden, wenn er den Tod seines Herrn, den Hamza in der Schlacht von Beder getödtet hatte, rächen würde. Auch Mosaab Ibn Omair, der Mohammeds Fahne trug, wurde hingestreckt, doch Ali ergriff das heilige Banner und trug es hoch auf mitten im Schlachtensturme.
Da Mosaab dem Propheten an Gestalt glich, so wurde von dem Feinde ein Geschrei erhoben, daß Mohammed getödtet wäre. Bei dieser Verkündigung wurde den Koreischiten doppeltes Kampfesfeuer eingehaucht; die Moslemen flohen in Verzweiflung, Abu Beker und Omar, welche verwundet waren, mit sich tragend. Raab, Malek’s Sohn, sah Mohammed unter den Verwundeten in einem Graben liegen und erkannte ihn an seiner Rüstung. »O ihr Gläubigen!« rief er, »der Prophet Gottes lebt noch. Zur Rettung, zur Rettung!« Man zog Mohammed hervor und trug ihn die Anhöhe hinan auf den Gipfel eines Felsen, wo die Moslemen eine verzweifelte Gegenwehr vorbereiteten. Die Koreischiten ließen jedoch von ihrer Verfolgung ab, weil sie Mohammed für todt hielten, und begnügten sich mit der Plünderung und Verstümmelung der Todten. Henda und deren Gefährtinnen waren die ersten bei dem barbarischen Rachewerke, und die wilde Heldin suchte Hamza das Herz auszureißen und es zu verschlingen. Abu Sofian trug einen Theil des zerfetzten Körpers auf der Lanze und die Anhöhe im Triumphe hinabsteigend, rief er freudetrunken aus: »Der Krieg hat seine Abwechselungen. Die Schlacht von Ohod folgt auf die Schlacht von Beder.«
Nach dem Abzuge der Koreischiten stieg Mohammed vom Felsen herab und besuchte das Schlachtfeld. Als er den Leichnam seines Oheims Hamza, der so unmenschlich zerstückt und verstümmelt war, erblickte: so gelobte er, an siebenzig von den Feinden, wenn sie in seine Gewalt fielen, gleiche Gewaltthat zu verüben. Seinen Kummer milderte, wie uns erzählt wird, der Engel Gabriel, welcher ihm versicherte, daß Hamza mit dem Titel »der Löwe Gottes und seines Propheten« als Bewohner des Himmels eingeschrieben wäre.
Die Leiber der Getödteten wurden an den Stellen, wo sie gefallen waren, je zwei und zwei oder je drei und drei beerdigt. Mohammed verbot seinen Bekennern, die Todten durch Abschneiden des Haares, durch Zerreißen der Gewänder und auf andere unter den Arabern gebräuchliche Arten der Wehklage zu betrauern; doch gestattete er ihnen, dieselben zu beweinen, weil Thränen das belastete Herz erleichtern.
In der nach der Schlacht folgenden Nacht herrschte große Unruhe darüber, daß die Koreischiten einen
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