Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
zweiten Angriff machen oder Medina überrumpeln könnten. Am folgenden Tage marschirte er nach dieser Stadt hin, indem er, sich in der Nähe des Feindes hielt und bei der Wiederkehr der Nacht zahlreiche Wachfeuer anzündete. Abu Sofian hatte jedoch Nachricht erhalten, daß Mohammed noch am Leben wäre. Er fühlte sich zu schwach, die Stadt anzugreifen, weil Mohammed noch im Felde stand und ihr zu Hülfe kommen konnte; er fürchtete, daß Letzterer durch die Bewohner derselben verstärkt werden und ihn mit überlegener Anzahl aufsuchen möchte. Deshalb begnügte er sich mit dem frischen Siege, schloß mit den Moslemen einen einjährigen Waffenstillstand und kehrte im Triumphe nach Mekka zurück.
Mohammed suchte wegen dieser demüthigenden Niederlage darin Trost, daß er wiederum ein Weib nahm, nämlich Hend, des einflußreichen Omeya Tochter. Sie war Wittwe und war mit ihrem Gatten unter der Zahl der Flüchtlinge in Abyssinien gewesen. Jetzt zählte sie achtundzwanzig Jahre und hatte einen Sohn Namens Salma, weshalb sie Omm Salma oder Mutter Salma’s gemeiniglich genannt wird. Da sie sich durch Anmuth und Schönheit auszeichnete, so hatte Abu Beker und Omar, doch ohne Erfolg, um sie geworben. Sogar Mohammed stieß auf Schwierigkeiten. »Ach!« sagte sie, »was für ein Glück kann der Prophet Gottes bei mir erwarten? Ich bin nicht länger jung; ich habe einen Sohn und bin eiferfüchtigen Characters.« »Was dein Alter anbelangt«, erwiderte Mohammed, »so bist du weit jünger als ich. Was deinen Sohn betrifft, so will ich ihm Vater sein. In Rücksicht deines eifersüchtigen Characters will ich Gott bitten, daß er ihn aus deinem Herzen vertilge.« Eine besondere Wohnung wurde in der Nähe der Moschee für die Braut eingerichtet. Die Ausstattung zum Haushalte bestand nach dem Berichte eines moslemischen Schriftstellers in einem Sack Gerste, einer Handmühle, einer Pfanne und einem Topf Fett oder Butter. Das waren bis jetzt die beschränkten Mittel des Propheten, oder vielmehr, das war die Einfachheit seiner Sitten und die Schlichtheit des arabischen Lebens.
Einundzwanzigstes Capitel.
Treulosigkeit gewisser jüdischer Stämme; ihre Bestrafung. – Ergebenheit Zeid’s, des Freigelassenen des Propheten; er verstößt sein schönes Weib Zeinab, daß sie das Weib des Propheten werden kann.
Mohammeds Niederlage in der Schlacht von Ohod wirkte eine Zeit lang unter einigen arabischen und jüdischen Stämmen ungünstig für seine Sache, was in gewissen Arten von Treulosigkeit zu Tage trat. Die Bewohner der zwei Städte Adhal und Kara schickten eine Deputation an ihn, welche die Neigung, den Glauben anzunehmen, zu erkennen gab und um Missionäre bat, welche sie in seinen Lehren unterrichten sollten. Demnach schickte er in Begleitung der Deputation sechs Glaubenslehrer ab; aber während sie auf der Reise bei dem Bache Radje (Raddsche) innerhalb der Gränzen der Hodseititen ausruhten, fielen die Deputirten über die arglosen Moslemen her, erschlugen vier von ihnen und führten die zwei übrigen nach Mekka, wo sie dieselben den Koreischiten auslieferten, welche sie tödteten.
Eine ähnliche Verrätherei wurde durch die Leute der Provinz Nadjed (Naddsched) verübt. Unter dem Vorwande, Moslemen zu sein, erbaten sie von Mohammed Hülfe wider ihre Feinde. Er sandte ihnen eine Anzahl seiner Anhänger zur Unterstützung, welche von den Beni Suleim oder den Suleimiten beim Bache Manna, ungefähr vier Tagereisen von Medina, angegriffen und fast bis auf den letzten Mann getödtet wurden. Einer der Moslemen, Amru Ibn Omeya, entkam dem Gemetzel und eilte nach Medina. Unterwegs begegnete er zwei unbewaffneten Juden von den Beni Amir; da er sie entweder irriger Weise für Feinde hielt oder durch den Tod seiner Gefährten zu zügelloser Wuth fortgerissen wurde, so fiel er über sie her und tödtete sie. Der Stamm, welcher mit Mohammed in Frieden lebte, forderte ihn zur Abhülfe auf. Er übertrug die Vermittelung dieser Angelegenheit einem andern jüdischen Stamme, den Beni Nadher, welchen reiche Besitzungen und die Burg Zohra, drei Meilen von Medina, gehörten. Dieser Stamm hatte sich bei Mohammeds Ankunft aus Mekka durch Vertrag verpflichtet, zwischen ihm und seinen Gegnern Neutralität zu beobachten. Der Häuptling desselben wurde jetzt als Vermittler gebraucht und lud Mohammed zu einer Unterredung ein. Von Abu Beker, Omar, Ali und einigen Andern begleitet begab er sich dorthin. Ein Imbiß wurde unter freiem Himmel vor der Wohnung des
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