Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
kriegerische Gesänge die Truppen an. Als sie durch das Dorf Abwa zogen, wo Mohammeds Mutter Amina begraben lag, so konnte Henda nur mit Mühe abgehalten werden, daß sie die modernden Gebeine nicht aus dem Grabe riß.
Als Al Abbas, Mohammeds Oheim, welcher noch in Mekka wohnte und für einen Feind des neuen Glaubens gehalten wurde, sah, daß seinem Neffen Verderben drohte, wenn dieses Heer sich durch Ueberrumpelung auf ihn stürzte: so sandte er heimlich einen Eilboten ab, um ihn von der Gefahr zu unterrichten. Mohammed war in dem Dorfe Koba, als ihn die Botschaft erreichte. Sogleich eilte er nach Medina zurück und berief eine Versammlung seiner vorzüglichsten Anhänger. Indem er die Unzulänglichkeit ihrer Streitkräfte, um zu Felde ziehen zu können, darstellte, sprach er seine Meinung dahin aus, daß sie in Medina, wo ihnen sogar Frauen und Kinder durch Steinwürfe von den Gipfeln der Häuser beistehen könnten, einen Angriff abwarten sollten. Die ältern unter seinen Bekennern schlossen sich seiner Meinung an; aber die jungen Leute, voll hitziger Tapferkeit zu allen Zeiten und trunken von dem letzten Siege am Beder, stimmten für ein redliches Gefecht im offenen Felde.
Mohammed gab ihrem Geschrei nach, aber seine Streitkräfte betrugen, als er sie musterte, kaum tausend Mann; blos hundert hatten Harnische und nur zwei waren beritten. Die Herzen derjenigen, welche vor Kurzem den Ausmarsch schreiend verlangten, erfüllten sich jetzt mit bangen Ahnungen, und sie wollten den Kampf gern innerhalb der Mauern erwarten. »Nein,« erwiderte Mohammed, »es ziemt sich nicht für einen Propheten, das Schwert in die Scheide zu stecken, wenn er es einmal gezogen hat, noch, wenn er einmal ausgezogen ist, zurückzukehren, bis Gott zwischen ihm und dem Feinde entschieden hat.« So sprechend führte er die Armee vorwärts. Ein Theil derselben bestand aus Juden und Khazraditen, welche Abdallah Ibn Obba Solûl führte. Mohammed lehnte den Beistand der Juden ab, wofern sie nicht den Islam annähmen, und da sie sich weigerten, so hieß er sie nach Medina zurückgehen; darauf wendete sich auch ihr Beschützer Abdallah mit den Khazraditen rückwärts; auf diese Weise verminderte sich die Armee ungefähr bis auf sieben hundert Mann.
Mit dieser geringen Streitmacht stellte sich Mohammed auf dem Hügel Ohod, ungefähr sechs Meilen von Medina, auf. Seine Stellung wurde durch Felsen und durch andere Ortsschwierigkeiten theilweise vertheidigt, und die Bogenschützen wurden so gestellt, daß sie ihn in Flanke und Rücken deckten. Er war mit einem Helme und zwei Panzerhemden bekleidet; auf seinem Schwerte stand die Inschrift: »Furcht bringt Schimpf, vorwärts liegt Ruhm; Feigheit errettet keinen Menschen von seinem Geschicke.« Da er nicht geneigt war, an der Schlacht thätigen Antheil zu nehmen, so vertraute er sein Schwert dem tapfern Krieger Abu Duddschana an, welcher schwur, es so lange zu schwingen, als es Schärfe und Härte hätte. Was ihn selbst betrifft, so nahm er einen Platz ein, wo er das Feld wegen des Commandos überblicken konnte.
Die Koreischiten marschirten mit fliegenden Bannern im Vertrauen auf ihre Anzahl an den Fuß der Anhöhe. Abu Sofian führte das Mitteltreffen; hundert Reiter befanden sich auf jedem Flügel; der linke wurde von Akrema, dem Sohne Abu Jahls, der rechte von Khaled Ibn al Waled befehligt. Als sie vorrückten, schlugen Henda und ihre Gefährtinnen die Pauken und sangen ihr Kriegslied, die Namen derjenigen, welche in der Schlacht von Beder getödtet worden waren, von Zeit zu Zeit ausschreiend. »Muth, ihr Söhne Abd al Dar’s!« riefen sie den Standartenträgern zu. »Vorwärts zum Gefecht! packet den Feind! schlagt darauf los und schonet nicht! Scharf seien eure Schwerter und mitleidslos eure Herzen!«
Mohammed zügelte die Ungeduld seiner Truppen, indem er ihnen befahl, das Gefecht nicht anzufangen, sondern fest zu stehen und den Vortheil des aufsteigenden Terrains zu wahren. Vornämlich wurden die Bogenschützen angewiesen, ihren Posten zu halten und die Schlacht gehen zu lassen wie sie wollte, damit ihn die Reiterei nicht im Rücken anfallen könnte.
Die von Akrema geführten Reiter des linken Flügels versuchten jetzt, die Moslemen in der Flanke zu fassen, wurden jedoch von den Bogenschützen zurückgeworfen und wichen in Verwirrung. Hierauf erhob Hamza das moslemische Kriegsgeschrei: Amit! Amit! (Tod! Tod!) und stürzte mit seinen Streitkräften auf das Centrum (Mitteltreffen) hinab. Zu
Weitere Kostenlose Bücher