Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Abda’lrahman, einem der frühesten Bekenner des moslemischen Glaubens begleitet. Die Verhaltungsbefehle des Propheten an ihn lauteten dahin, daß er Frieden und Wohlwollen predigen, den Glauben einprägen und sich jeder Gewaltthätigkeit, wofern er nicht angegriffen würde, enthalten sollte. Als er ungefähr zwei Tagereisen weit auf dem Wege nach Tehama sich befand, so hatte er durch das Gebiet des Stammes Jadsima (Dschadsima) zu ziehen. Die meisten Bewohner hatten den Glauben angenommen, aber einige waren noch der sabäischen Religion zugethan. Bei einer früheren Gelegenheit hatte der Stamm einen Oheim Khaleds, auch Abda’lrahmans Vater und mehrere Suleimiten auf einer Rückreise aus dem glücklichen Arabien ausgeplündert und erschlagen. Aus Furcht, daß Khaled und dessen Heer wegen dieser Missethaten Rache nehmen möchten, bewaffneten sie sich bei der Annäherung derselben. Khaled freute sich heimlich, als er sah, daß sie ihm in dieser kriegerischen Verfassung entgegen geritten kamen. Mit gebieterischem Tone sie grüßend fragte er, ob sie Moslemen oder Ungläubige wären? Mit wankender Stimme antworteten sie: »Moslemen«. »Warum kommt ihr uns denn mit Waffen in der Hand entgegen?« »Weil wir Feinde unter einigen Stämmen haben, die uns unversehens angreifen könnten.« Finster befahl ihnen Khaled, abzusteigen und die Waffen niederzulegen. Einige thaten es und wurden augenblicklich ergriffen und gebunden; die Uebrigen flohen. Da er ihre Flucht für ein Schuldbekenntniß hielt, so verfolgte er sie unter vielem Blutvergießen, verwüstete das Land, und in dem Aufbrausen der Hitze erschlug er sogar einige Gefangene. Als Mohammed diese ohne Herausforderung begangene Ungerechtigkeit erfuhr, hob er die Hände gen Himmel und rief Gott zum Zeugen an, daß er an derselben unschuldig wäre. Khaled wurde wegen derselben bei seiner Rückkehr getadelt und würde den Vorwurf gern Abda’lrahman zugeschoben haben; aber mit Unwillen wies Mohammed die Anschuldigung eines der frühsten und würdigsten unter seinen Bekennern zurück. Der edelherzige Ali wurde sofort abgeschickt, um der Bevölkerung von Jadsima (Dschadsima) das, was ihr Khaled entrissen hatte, wieder zuzustellen, und den Verwandten der Erschlagenen eine Vergütung an Geld zu geben. Das war eine mit seinem Charakter zusammenstimmende Sendung, und er führte sie treulich aus. Er erforschte die Verluste und Leiden einer jeden Person und bezahlte sie zu ihrer vollen Zufriedenheit. Als jeder Schade gut gemacht und für alles Blut Entgelt geleistet war: so vertheilte er das übrige Geld unter das Volk, jedes Herz durch seine Güte erfreuend. Daher empfing Ali die Danksagungen und Lobpreisungen des Propheten, aber der rachsüchtige Khaled wurde sogar von denen getadelt, welchen er zu gefallen geglaubt hatte. »Siehe!« sagte er zu Abda’lrahman, »ich habe den Tod deines Vaters gerächt.« »Sage lieber«, erwiderte der Andere mit Unwillen, »du hast den Tod deines Oheims gerächt. Du hast durch eine eines Götzendieners würdige Handlung den Glauben geschändet.«
Einunddreißigstes Capitel.
Feindseligkeiten in den Bergen. – Das feindliche Lager in dem Thale Autas. – Schlacht am Engpasse von Honein. – Wegnahme des feindlichen Lagers. – Mohammeds Zusammenkunft mit der Pflegerin seiner Kindheit. – Theilung der Beute. – Mohammed am Grabe seiner Mutter.
Während die kriegerischen Apostel Mohammeds die Lehren desselben mit der Schärfe des Schwerts verbreiteten, zog sich in den Bergen ein feindliches Ungewitter zusammen. Zwischen den Thakefiten, Hawazinen, Joschmiten, (Dschoschmiten), Saaditen und einigen andern von den kühnen Beduinenstämmen in den Bergen wurde ein Bund errichtet, um eine Macht einzuschränken, die ganz Arabien zu unterjochen drohte. Die hier erwähnten Saaditen oder Beni Sad sind die nämlichen Hirtenaraber, unter denen Mohammed in seiner Kindheit erzogen und in deren Thale sein Herz nach der Sage von einem Engel herausgenommen und gereinigt worden war. Die Thakefiten, welche die Ersten in dem Bunde waren, waren ein mächtiger Stamm, der die feste Bergstadt Tayef und das ergiebige Gebiet derselbe besaß. Sie waren bigotte Götzendiener und unterhielten in ihrer Hauptstadt den fernhin berühmten Altar der Göttin Al Lat. Der Leser wird sich an die schmachvolle Behandlung Mohammeds erinnern, als er in Tayef seine Lehren zu predigen versuchte; er wurde auf öffentlichem Markte gesteinigt und schließlich mit Schimpf aus den Thoren
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