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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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getrieben. Wahrscheinlich war es Furcht vor Rache durch seine Hände, welche die Thakefiten in der Errichtung eines Bundes wider ihn so thätig machte.
    Malec Ibn Auf, der Häuptling der Thakefiten, führte den Oberbefehl über den Bund. Das Thal Autas, zwischen Honein und Tayef, bestimmte er zum Sammel-und Lagerplatze. Da er den wankelmütigen Charakter der Araber kannte und ihre Geneigtheit, wegen des geringfügigsten Einfalles, nach Hause zurückzukehren: so befahl er, daß sie ihre Familien und Habseligkeiten mit sich brächten. Es kamen demnach aus allen Theilen an viertausend streitbare Männer zusammen; aber das Lager wurde mit Frauen und Kindern überhäuft und mit Schaf-und Rinderheerden belastet.
    Das Mittel Malec Ibn Aufs, das Zusammenhalten der Krieger zu sichern, wurde von Doraid, dem Häuptlinge der Joschmiten (Dschoschmiten), stark gemißbilligt. Das war ein ergrauter Krieger, über hundert Jahre alt, abgemagert wie ein Skelett, fast blind und so schwach, daß er in einer Sänfte auf dem Rücken eines Kameels getragen werden mußte. Noch war er, obgleich unfähig ins Gefecht sich zu mischen, wegen seiner Kriegserfahrung vielvermögend im Rathe. Dieser Veteran machte den Vorschlag, die Frauen und Kinder sofort nach Hause zu schicken und die Armee von allen unnöthigen Belastungen zu befreien. Dieser Vorschlag wurde nicht angenommen, und das Thal Autas glich fortdauernd eher dem Hirtenlager eines Stammes als der vorübergehenden Aufstellung einer Armee.
    Indessen brach Mohammed zufolge der Nachricht, daß sich ein Ungewitter zusammenziehe, an der Spitze von zwölftausend Mann sofort auf; seine Truppen waren theils Flüchtlinge aus Mekka, theils Hülfsvölker aus Medina, theils Araber der Wüste, von denen einige den Glauben noch nicht angenommen hatten.
    Als er ins Feld rückte, trug er einen polirten Harnisch und Helm und ritt sein weißes Lieblingsmaulthier Daldal, indem er nicht oft ein Schlachtroß bestieg, weil er selten an dem wirklichen Gefechte sich betheiligte. Die jüngsten Erfolge und die Ueberlegenheit an Zahl ließ ihn einen leichten Sieg erwarten, weshalb er das Gebirge ohne Vorsicht betrat; er drängte vorwärts nach dem feindlichen Lager bei Mutas und kam in ein tiefes, düsteres Thal auf den Gränzen von Honein. Die Truppen marschirten ohne Ordnung durch einen wilden Engpaß, indem sich jeder seinen eigenen Weg wählte. Plötzlich wurden sie von einem Hagel von Wurfspießen, Steinen und Pfeilen angegriffen, welche zwei oder drei Soldaten Mohammeds zu seinen Füßen todt hinstreckten und mehrere andere verwundeten. Wirklich hatte Malec mit seinen tüchtigsten Kriegern auf diesen Höhen, welche die enge Schlucht beherrschten, Stellung genommen. Jede Klippe und Höhle war mit Bogenschützen und Schleuderern besetzt, und einige stürzten herab, um auf diesem eng geschlossenen Raume zu kämpfen.
    Von plötzlichem Schrecken ergriffen, wendeten sich die Moslemen und flohen. Vergebens bat sie Mohammed als ihr Feldherr; vergebens rief er ihnen zu als der Prophet Gottes. Jeder dachte nur an seine eigne Rettung und an das Entkommen aus diesem schrecklichen Thale. Einen Augenblick lang schien Alles verloren und einige jüngst, aber wider Willen Bekehrte frohlockten über den vermuthlichen Umschwung in dem Glücke des Propheten. »Beim Himmel!« rief Abu Sofian, als er den fliehenden Moslemen nachschaute, »es wird sie Nichts aufhalten, bis sie die See erreichen.« »Gewiß«, rief ein anderer aus, »die magische Gewalt Mohammeds ist zu Ende!« Ein dritter, welcher versteckte Rache wegen des Todes seines Vaters, der in der Schlacht von Ohod von den Moslemen getödtet worden war, nährte, würde den Propheten in der Verwirrung ermordet haben, wenn er nicht von einigen ergebenen Anhängern umgeben und beschützt worden wäre. Mohammed selbst spornte, von Verzweiflung getrieben, sein Maulthier wider den Feind; aber Al Abbas ergriff den Zügel und hielt ihn zurück, daß er nicht einem gewissen Tode entgegenstürzte, und zur nämlichen Zeit stieß er ein Geschrei aus, welches in dem engen Thale widerhallte. Al Abbas war wegen Lungenstärke berühmt und in diesem Augenblicke war sie die Rettung des Heeres. Die Moslemen sammelten sich wieder, als sie seine wohlbekannte Stimme hörten, und da sie erkannten, daß sie nicht verfolgt würden, so kehrten sie zurück zum Gefecht. Der Feind war von den Höhen hinabgestiegen und jetzt folgte ein blutiger Zusammenstoß in dem Engpasse. »Der Ofen glühet,« rief

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