Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
von dem Vater geerbte Feindseligkeit gegen den Propheten an den Tag gelegt hatte. Bei dem Einzuge Mohammeds in Mekka hatte sich Akrema auf ein schnelles Pferd geworfen und war durch ein entgegengesetztes Thor entkommen, seine schöne Gattin Omm Hakem, mit der er seit Kurzem verbunden war, zurücklassend. Sie nahm den Islam an, erfuhr jedoch bald, daß ihr Gatte bei dem Versuche, zur See nach Jemen zu entkommen, wieder in den Hafen zurückgetrieben worden wäre. Sie eilte in die Versammlung bei dem Propheten, warf sich in ungeordneten Kleidern, mit aufgelösten Haaren und unverschleiert vor ihm auf die Kniee und flehte um Gnade für ihren Gatten. Der Prophet, wahrscheinlich mehr durch ihre Schönheit als durch ihren Kummer bewogen, hob sie freundlich von der Erde auf und sagte ihr, daß ihre Bitte bewilligt wäre. Nach dem Seehafen jagend kam sie gerade an, als das Fahrzeug, auf welchem ihr Gatte sich eingeschifft hatte, unter Segel gehen wollte. Sie kehrte, hinter ihm aufsitzend, nach Mekka zurück und brachte ihn, einen wahren Gläubigen, in die Versammlung des Propheten. Bei dieser Gelegenheit war sie jedoch so dicht verschleiert, daß blos ihre schwarzen Augen sichtbar waren. Mohammed hörte Akrema’s Glaubensbekenntniß an, gab ihm den Befehl über ein Bataillon Hawazeniten als Brautgeschenk seiner schönen und ergebenen Gattin und ertheilte dem jungen Paare reichliche Geschenke. Gleichwie viele andere bekehrte Feinde, zeigte sich auch Akrema bei verschiedenen Gelegenheiten als braver Krieger und fiel, von Schwertern und Lanzen zerhauen und durchstochen, in einer Schlacht.
Das gesammte Verhalten Mohammeds nach der Besitzergreifung von Mekka beweiset, daß es mehr ein religiöser als ein kriegerischer Triumph war. Dazu wurde sein Herz gegen die Vaterstadt erweicht, jetzt wo sie in seiner Gewalt war; seine Rachegefühle wurden durch den glücklichen Erfolg ausgelöscht, und alle seine Neigungen gingen auf Vergebung.
Die Ansaren oder Hülfsvölker Medinas, welche ihn bei dem Feldzuge begleitet hatten, begannen zu fürchten, daß der glückliche Ausgang desselben für ihr eigenes Interesse unheilbringend werden könnte. Sie horchten ängstlich, als er eines Tages nach dem Gebete auf dem Hügel Al Safa saß und auf Mekka, den Schauplatz seines früheren Kampfes und seines jetzigen Ruhmes, gedankenvoll niederschauend sagte: »Wahrlich, du bist die schönste unter den Städten und die von Allah geliebteste! Wäre ich nicht von meinem eigenen Stamme aus dir vertrieben worden, so würde ich dich niemals verlassen haben.« Als dies die Ansaren hörten, sagten sie zu einander: »Sehet! Mohammed ist Eroberer und Herr seiner Geburtsstadt; ohne Zweifel will er sich hier niederlassen und Medina aufgeben!« Ihre Worte erreichten sein Ohr, und er wendete sich an sie mit vorwurfsvoller Begeisterung und rief: »Nein! als ihr mir Treue gelobtet, so schwur ich, mit euch zu leben und zu sterben. Ich würde nicht als der Diener Gottes, auch nicht als sein Gesandter handeln, wenn ich euch verließe.« Diesen Worten gemäß handelte er, und Medina, welches seine Zufluchtsstadt gewesen war, blieb seine Residenz bis an seinen Todestag.
Mohammed begnügte sich nicht mit der Reinigung der Kaaba und mit der Verbannung des Götzendienstes aus seiner Vaterstadt; er sandte seine Feldherrn an der Spitze bewaffneter Schaaren aus, um die Götzenbilder der verschiedenen Stämme, welche in den benachbarten Städten und Dörfern aufgestellt waren, niederzuwerfen und die Verehrer derselben zu seinem Glauben zu bekehren. Unter allen diesen militärischen Aposteln war keiner so eifrig wie Khaled, dessen Geist von der frischen Bekehrung noch im Gähren begriffen war. Als er in Naklah ankam, wo sich die götzendienerischen Koreischiten versammelten, um am Altare Uzza’s anzubeten: so drang er in den heiligen Hain, verheerte den Tempel und warf das Götzenbild zu Boden. Eine schreckliche Unholdin, schwarz und nackt, mit aufgelöstem Haar, stürzte kreischend und die Hände ringend hervor; aber Khaled hieb sie mit einem einzigen Schlage seines Säbels mitten auseinander. Er berichtete Mohammed die That, den Zweifel aussprechend, ob es eine Priesterin oder ein böser Geist gewesen wäre. »In Wahrheit«, erwiderte der Prophet, »es war die Uzza selbst, welche du vernichtet hast.«
Bei einer ähnlichen Botschaft in die benachbarte Provinz Tehama hatte Khaled drei hundert und fünfzig Mann, Einige derselben aus dem Stamme Suleim, bei sich, und wurde von
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