Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
und Beschimpfung nahte, und als er die Thore erblickte, aus denen er einst schmachvoll hinausgetrieben worden war. Die Mauern waren jedoch zu stark, um erstürmt zu werden; auch war ein schützendes Castell daselbst. Daher nahmen sie zum ersten Male zu Catapulten (Wurfmaschinen), Sturmböcken und andern bei Belagerungen gebrauchten, aber in der arabischen Kriegführung unbekannten Maschinen ihre Zuflucht. Diese wurden unter der Leitung des moslemischen Persers Salmân errichtet.
Die Belagerten schlugen jedoch jeden Angriff zurück, ängstigten die Stürmenden mit Wurfspießen und Pfeilen und gossen geschmolzenes Eisen auf die Schilde aus Ochsenhäuten nieder, von denen gedeckt sie den Mauern nahten. Mohammed verwüstete jetzt die Felder, die Obstgärten und Weinberge und verkündigte allen Sclaven, die aus der Stadt fliehen würden, die Freiheit. Zwanzig Tage lang setzte er die Belagerung ohne Ergebniß fort, indem er in der Mitte zwischen den Zelten seiner Frauen Omm Salama und Zeinab, welchen es durchs Loos beschieden worden war, ihn auf diesem Feldzuge zu begleiten, täglich Gebete zu Allah emporschickte. Seine Hoffnungen auf Erfolg begannen zu ermatten, und durch einen von Abu Beker, der wegen seiner Geschicklichkeit in der Auslegung von Nachtgesichten berühmt war, ungünstig gedeuteten Traum wurde er noch mehr entmuthigt. Er würde die Belagerung aufgehoben haben, aber die Truppen murrten; hierauf gab er zum Sturm auf eines der Thore Befehl. Wie gewöhnlich wurde es hartnäckig vertheidigt; Viele wurden auf beiden Seiten getödtet; Abu Sofian, welcher bei dieser Gelegenheit mit Tapferkeit kämpfte, verlor ein Auge, und die Moslemen wurden endlich zurückgeschlagen.
Mohammed brach jetzt das Lager ab, den Truppen versprechend, daß er die Belagerung künftig wieder aufnehmen würde, und begab sich an den Platz, wo die Beute von seinem Kriegszuge aufgespeichert war. Diese belief sich, wie die arabischen Schriftsteller sagen, auf vierundzwanzig tausend Kameele, vierzig tausend Schafe, vier tausend Unzen Silber und sechs tausend Gefangene.
Kurze Zeit darauf erschien eine Deputation der Hawazinen, welche die Unterwerfung ihres Stammes erklärte und um die Rückgabe ihrer Familien und Habseligkeiten bat. Mit ihnen kam Halêma, die nun in Jahren vorgerückte Pflegemutter Mohammeds. Die Erinnerungen an seine Kindheit sprachen wiederum zu seinem Herzen. »Was ist euch das Liebste«, sprach er zu den Hawazinen, »eure Familien oder eure Güter?« Sie antworteten: »Unsere Familien.«
»Genug«, fügte er hinzu, »so viel es Al Abbas und mich betrifft, so sind wir bereit, unsern Antheil an den Gefangenen herauszugeben; aber es sind noch Andere dazu zu bewegen. Kommt nach dem Mittagsgebete zu mir und saget: Wir flehen den Gesandten Gottes an, daß er seine Gläubigen ermahne, uns unsere Frauen und Kinder zurückzugeben, und wir rufen seine Gläubigen an, daß sie sich bei ihm zu unseren Gunsten verwenden.«
Die Abgeschickten thaten, wie er ihnen rieth. Mohammed und Al Abbas verzichteten sogleich auf ihren Antheil an den Gefangenen; ihrem Beispiele folgten Alle mit Ausnahme der Stämme Tamim und Fazara; aber er erlangte ihre Einwilligung dadurch, daß er ihnen den sechsfachen Antheil an den bei dem nächsten Kriegszuge gemachten Gefangenen zusicherte. Auf diese Weise brachte Halêmas Verwendung die Freigebung aller Gefangenen ihres Stammes zu Stande. Eine altherkömmliche Anekdote zeigt die Ehrerbietung, mit welcher Mohammed diese geringe Beschützerin seiner Kindheit behandelte. »Ich saß bei dem Propheten«, sagte einer seiner Schüler, »als sich auf einmal ein Weib zeigte, und er aufstand und seinen Mantel für sie hinbreitete, damit sie sich darauf setzen sollte. Als sie fortging, wurde bemerkt, dieses Weib hat den Propheten gesäugt.«
Mohammed schickte nun an Malec, welcher in Tayef eingeschlossen blieb, einen Gesandten, welcher ihm die Ausantwortung aller zu Honein ihm abgenommenen Beute und ein Geschenk von hundert Kameelen anbot, wenn er sich unterwerfen und den Glauben annehmen wollte. Malec wurde durch dieses großmüthige Anerbieten besiegt und bekehrt und brachte mehrere der verbündeten Stämme mit sich zu der Fahne des Propheten. Sofort wurde er zum Häuptling derselben ernannt und bewies sich in der Folgezeit in der Glaubensangelegenheit als eine scharfe Geißel gegen die Thakefiten, seine ehemaligen Bundesgenossen.
Die Moslemen begannen jetzt zu fürchten, daß Mohammed bei diesen hochherzigen
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