Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Mohammed frohlockend, als er das Glänzen der Waffen und das Blitzen der Wehren sah. Sich aus dem Sattel niederbeugend ergriff er eine Hand voll Staub und streute ihn gegen die Feinde in die Luft. »Verwirrung falle auf ihre Gesichter!« rief er; »mag dieser Staub sie blenden!« Sie wurden demnach geblendet und flohen in Verwirrung, sagen die moslemischen Schriftsteller, obgleich eher der moslemischen Ueberlegenheit an Streitkräften und der Begeisterung, welche ihnen die Ausrufungen des Propheten einflößte, die Niederlage derselben zugeschrieben werden mag. Malec und die Thakefiten suchten Zuflucht in der entfernten Stadt Tayef; die Uebrigen zogen sich in das Lager im Thale Autas zurück.
Während Mohammed im Thale Honein blieb, schickte er Abu Amir mit einer starken Streitmacht ab, um das Lager anzugreifen. Die Hawazinen leisteten tapfern Widerstand. Abu Amir wurde getödtet; aber sein Neffe Abu Musa übernahm den Befehl und errang einen vollständigen Sieg, nachdem er viele Feinde erlegt hatte. Das Lager bot große Beute und viele Gefangene zufolge der unklugen Maßregel Malec Ibn Auf’s, nach welcher er es mit den Familien und Habseligkeiten, mit dem kleinen und großen Vieh der Verbündeten anfüllte, und zufolge der Mißachtung des weisen Rathes, welchen der ergraute Doraid ertheilte. Das Schicksal dieses hochbetagten Kriegers der Wüste ist der Erwähnung würdig. Während die moslemischen Truppen, die durch das Lager sich zerstreut hatten, auf Beute bedacht waren, so bemerkte der junge Suleimite Rabia Ibn Rafi eine Sänfte, die ein Kameel auf dem Rücken trug, und verfolgte sie in der Vermuthung, daß sie irgend ein schönes Frauenzimmer berge. Als er sie einholte und die Gardine hinwegzog, bemerkte er die skelettartige Gestalt des greisen Doraid. Verdrießlich und getäuscht hieb er mit dem Schwerte nach ihm, aber die Waffe zerbrach in seiner Hand. »Deine Mutter«, sagte der alte Mann spöttisch, »hat dich mit armseligen Waffen versehen; du wirst die, welche hinter meinem Sattel hängt, besser finden.« Der Jüngling ergriff sie; aber da er sie aus der Scheide zog, bemerkte Doraid, daß es ein Suleimite war, und rief aus: »Sage deiner Mutter, du habest Doraid Ibn Simma erschlagen, welcher viele Frauen ihres Stammes am Schlachttage gerettet habe.« Die Worte waren wirkungslos; der Schädel des Veteranen wurde mit seinem eigenen Säbel gespalten. Als Rabia bei der Rückkehr nach Mekka seiner Mutter von der That erzählte, so sagte sie vorwurfsvoll: »Du hast wirklich einen Wohlthäter unseres Geschlechtes erschlagen. Drei Weiber deiner Familie hat Doraid Ibn Simma aus der Gefangenschaft befreit.«
Abu Musa kehrte im Triumphe zu Mohammed zurück, und machte mit der Beute aus dem Lager von Autas und den Frauen und Kindern, welche er gefangen genommen, ein großes Gepränge. Eine der Gefangenen warf sich dem Propheten zu Füßen und flehte ihn um Barmherzigkeit an, da sie seine Milchschwester Al Schima, die Tochter Halêmas wäre, welche ihn im saaditischen Thale aufgezogen hatte. Vergeblich suchte Mohammed in den verwelkten Zügen die reizende Gespielin seiner Kindheit zu erkennen, sie aber entblößte den Rücken und zeigte da eine Narbe, wo er sie bei ihren luftigen Streichen gebissen hatte. Er zweifelte nicht länger, sondern behandelte sie mit Freundlichkeit, ihr die Wahl lassend, bei ihm und unter seinem Schutze zu bleiben, oder in ihre Heimath und zu ihren Verwandten zurückzukehren.
Eine Bedenklichkeit stieg rücksichtlich der weiblichen Gefangenen unter den Moslemen auf. Konnten sie von solchen, welche verheirathet waren, Gebrauch machen, ohne die Sünde des Ehebruchs zu begehen? Die Offenbarung in einem Spruche des Korans machte der Schwierigkeit ein Ende. »Ihr sollt nicht freie Frauenzimmer, welche verehelicht sind, zu Ehegattinnen nehmen, es sei denn, daß eure rechte Hand sie zu Sclavinnen gemacht hat.« Diesem gemäß konnten alle im Kriege weggenommenen Frauenspersonen zu Eheweibern der Gefangennehmer gemacht werden, wenn schon die früheren Ehemänner derselben noch am Leben waren. Die Sieger von Honein ermangelten nicht, unmittelbaren Vortheil aus diesem Gesetze zu ziehen.
Die Gefangenen und die Beute an einem sicheren Platze und angemessen bewacht zurücklassend, verschritt jetzt Mohammed zur Verfolgung der Thakefiten, welche sich nach Tayef geflüchtet hatten. Ein Rachegefühl mischte sich in die fromme Inbrunst, als er der abgöttischen Stadt, dem Schauplatze früherer Beleidigung
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