Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
welcher die Sage berichtet, daß daselbst in den Tagen der Vorzeit, als ihre Bewohner Juden waren, die alten Männer in Schweine und die jungen in Affen verwandelt wurden, weil sie am Sabbath gefischt hatten, ein Gericht, welches im Koran feierlich erzählt wird. Der Fürst von Eyla schloß mit Mohammed einen Friedensvertrag, in welchem er bewilligte, einen jährlichen Tribut von drei tausend Denaren in Gold (6000 Thlr.) zu zahlen. Die Form dieses Vertrags wurde das Muster für die Unterhandlung mit andern Mächten.
Unter den arabischen Fürsten, welche sich zum Christenthum bekannten und Mohammed zu huldigen sich weigerten, war Okaïder Ibn Malec von dem Stamme Kenda. Er residirte in der Mitte seines Gebietes in einem Schlosse am Fuße eines Berges. Khaled wurde mit einem Trupp Reiter abgeschickt, um ihn zu unterwerfen. Da er sah, daß das Schloß zu stark war, um mit Sturm genommen zu werden, so nahm er seine Zuflucht zur List. Als in einer mondhellen Nacht Okaïder und sein Weib auf dem platten Dache des Schlosses an der frischen Luft sich erquickten: so gewahrten sie ein grasendes Thier, welches sie für einen wilden Esel von den benachbarten Bergen hielten. Okaïder, welcher ein begieriger Jäger war, ließ sich Roß und Lanze bringen und sprengte in Begleitung seines Bruders Hassan und einiger von seinen Leuten hinaus auf die Jagd. Der wilde Esel erwies sich als Lockspeise. Sie waren nicht weit geritten, als Khaled und seine Mannen aus dem Hinterhalte hervorbrachen und sie angriffen. Sie waren zu leicht bewaffnet, um viel Widerstand zu leisten. Hassan wurde an Ort und Stelle getödtet und Okaïder gefangen genommen; die Uebrigen flohen in das Schloß zurück, welches jedoch bald übergeben wurde. Der Fürst wurde schließlich in Freiheit gesetzt, indem er ein schweres Lösegeld zahlte und tributpflichtig wurde.
Als ein Siegeszeichen schickte Khaled das von Hassans Leibe genommene Gewand an Mohammed. Es war von Seide, reich mit Gold gestickt. Die Moslemen sammelten sich ringsum und prüften es mit Bewunderung. »Bewundert ihr dieses Gewand?« sagte der Prophet. »Ich schwöre bei dem, in dessen Hand Mohammeds Seele ist, das Gewand, welches Saad, der Sohn Maadi’s in diesem Augenblicke im Paradiese trägt, ist weit köstlicher.« Dieser Saad war der Richter, welcher am Schlusse eines früheren Feldzugs über siebenhundert gefangene Juden in Medina das Todesurtheil fällte.
Da sich die Truppen durch den Aufenthalt bei Tabuc erholt hatten und das benachbarte Land zur Unterwerfung gebracht war: so war Mohammed entschlossen, das Ziel seines Feldzugs zu verfolgen und in das Herz von Syrien vorzudringen. Sein Eifer wurde jedoch von seinen Begleitern nicht getheilt. Die Nachricht von ungeheuern Truppenmassen, welche sich auf den syrischen Gränzen sammelten, hatten die Begeisterung des Heeres gedämpft. Mohammed bemerkte die allgemeine Entmuthigung, dennoch war er abgeneigt, den nur zur Hälfte ausgeführten Feldzug aufzugeben. Er berief einen Kriegsrath und legte demselben die Frage vor, ob vorwärts marschirt werden sollte oder nicht? Darauf entgegnete Omar trocken: »Wenn du den Befehl von Gott zum Vorrücken hast«, und Mohammed bemerkte, »so würde ich dich nicht um Rath gefragt haben.« Omar fühlte den Vorwurf. Hierauf zeigte er ihm in ehrerbietigem Tone, wie unklug es wäre, Angesichts einer überlegenen Macht, welche auf der syrischen Gränze zusammengezogen wäre, vorzurücken; er stellte auch vor, wie viel Mohammed in diesem Feldzuge bereits ausgeführt hätte. Dem gedrohten Angriff der kaiserlichen Waffen hätte er Einhalt gethan; die Huldigung und Unterwerfung verschiedener Stämme und verschiedenen Volkes von dem Ufer des rothen Meeres bis zum Euphrat hätte er erhalten; er riethe ihm daher, sich für das gegenwärtige Jahr mit dem, was er vollendet, zu begnügen und die Durchführung des Unternehmens auf einen künftigen Feldzug zu verschieben.
Der Rath desselben wurde angenommen. Denn Mohammed war allemal, wenn er nicht in heftiger Aufregung war oder unter eingebildeter Eingebung stand, ziemlich geneigt, in militärischen Angelegenheiten seine Meinung der seiner Feldherrn aufzuopfern. Daher ließ er nach ungefähr zwanzigtägigem Aufenthalte bei Tabuc das Lager abbrechen und führte die Armee nach Medina zurück.
Vierunddreißigstes Capitel.
Siegeseinzug in Medina – Bestrafung derjenigen, welche sich geweigert hatten, an dem Feldzuge theilzunehmen. – Wirkungen des Bannes – Tod Abdallah Ibn
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