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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Beschaffenheit des Unternehmens. Die gewöhnliche Bereitwilligkeit, sich um seine Fahne zu schaaren, war nicht vorhanden. Viele gedachten des verhängnißvollen Kampfes von Muta und fürchteten, mit den geschulten römischen Truppen abermals ins Gefecht zu kommen. Auch die Jahreszeit war solch einem weiten und langwierigen Zuge ungünstig. Es war die Zeit der Sommerhitze; das Land war versengt und die Brunnen und Bäche waren ausgetrocknet. Dazu stand die Dattelernte bevor, wo die Männer zur Einsammlung der Frucht vielmehr daheim als draußen auf Raubzügen sein sollten.
    Alle diese Umstände brachte der Khazradite Abdallah Ibn Obba schlauerweise unter das Volk; er blieb Mohammeds verdeckter Feind und ergriff jede Gelegenheit, die Pläne desselben zu durchkreuzen. »Eine schöne Jahreszeit das«, pflegte er zu schreien, »um trotz des Mangels und der Dürre und der glühenden Hitze der Wüste solch einen weiten Marsch zu unternehmen! Mohammed scheint einen Krieg mit Griechen blos für eine Vergnügungspartie zu halten; verlaßt euch auf mich, ihr werdet ihn von einem Kriege der Araber unter einander ganz verschieden finden. Bei Allah! mich dünkt, ich sehe euch Alle schon in Ketten.« Durch diese und ähnliche Spöttereien und Einflüsterungen wirkte er auf die Befürchtungen und Gesinnungen der Khazraditen, seiner Parteigänger, ein und machte das Unternehmen im Allgemeinen unpopulär. Mohammed nahm, wie gewöhnlich, seine Zuflucht zur Offenbarung. »Diejenigen, welche zurückbleiben wollen«, sagte ein zeitgemäßes Capitel des Korans, »führen die Sommerhitze als Entschuldigungsgrund an. Saget ihnen, das Feuer der Hölle ist heißer! Sie mögen sich in dem Genüsse gegenwärtiger Sicherheit gütlich thun, aber unaufhörliche Thränen werden ihre Strafe nachher sein.
    Einige von seinen ergebenen Anhängern offenbarten in dieser lauen Zeit ihren Eifer. Omar, Al Abbas und Abda’lrahman gaben große Summen Geldes; einige fromme Frauen brachten ihre Schmucksachen und Juwelen; Othman überlieferte Mohammed Ein tausend, Manche sagen zehn tausend Denare und wurde von seinen vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Sünden losgesprochen; Abu Beker gab vier tausend Denare. Mohammed zögerte das Anerbieten anzunehmen, da er wußte, daß es Alles war, was er besaß. »Was wird für dich und deine Familie bleiben?« fragte er. »Gott und sein Prophet«, war die Antwort.
    Diese Beispiele von Ergebenheit hatten eine mächtige Wirkung; dennoch war es mit viel Schwierigkeit verbunden, eine Armee von zehn tausend Reitern und zwanzig tausend Fußgängern aufzustellen. Jetzt ernannte Mohammed Ali zum Statthalter in Medina während seiner Abwesenheit und zum Hüter ihrer beiden Familien. Mit großem Widerstreben nahm er dieses Amt an, da er gewohnt gewesen war, den Propheten stets zu begleiten und alle seine Gefahren zu theilen. Als alle Anordnungen getroffen waren, brach Mohammed zu dieser wichtigen Unternehmung von Medina auf. Ein Theil des Heeres bestand aus Khazraditen und deren Verbündeten; sie wurden von Abdallah Ibn Obba geführt. Dieser Mann, welchen Mohammed zum Befehlshaber »der Heuchler« ernannt hatte, lagerte sich Nachts mit seinen Anhängern abgesondert, in einiger Entfernung hinter der Hauptarmee, und als die letztere früh weiter marschirte, so blieb er zurück und führte seine Truppen wieder nach Medina. Er begab sich zu Ali, dessen Oberbefehl in der Stadt ihm und seinen Anhängern zuwider war, und suchte ihn zur Unzufriedenheit mit seiner Stellung zu reizen, indem er anführte, daß ihn Mohammed zur Bewachung Medinas lediglich deshalb zurückgelassen hätte, um sich selbst von einer Last zu befreien. Durch diese Einflüsterung aufgestachelt, eilte Ali Mohammed nach und fragte ihn, ob das, was Abdallah und dessen Leute sagten, wahr wäre?
    »Diese Menschen«, entgegnete Mohammed, »sind Lügner. Sie sind die Partei der Heuchler und Zweifler, welche einen Aufstand in Medina hervorrufen möchten. Ich ließ dich zurück, um über sie zu wachen und der Hüter unserer beiden Familien zu sein. Ich wollte haben, daß du mir das wärest, was Aaron dem Moses war, ausgenommen, daß du nicht gleich ihm ein Prophet sein kannst, da ich der letzte der Propheten bin.« Durch diese Erklärung befriedigt, kehrte Ali nach Medina zurück. Viele haben aus dem Vorhergehenden gefolgert, daß Mohammed Ali zu seinem Kalifen oder Nachfolger haben wollte, weil dies die Bedeutung des arabischen Wortes wäre, welches gebraucht wurde, um

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