Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Obba’s – Zwistigkeiten im Harem des Propheten.
Mohammeds Einzüge in Medina bei der Rückkehr von den kriegerischen Triumphen trugen das Gepräge der Einfachheit und Prunklosigkeit, welche alle seine Handlungen auszeichneten. Wenn bei der Annäherung an die Stadt seine Familie mit der Menge hinausging, um ihm entgegenzukommen: so pflegte er anzuhalten, um sie zu begrüßen und die Kinder des Hauses hinter sich aufs Pferd zu nehmen. In dieser einfachen Weise war es auch, daß er bei der Rückkehr aus dem Feldzuge wider Tabuc in Medina einzog.
Die Ankunft einer mit Beute beladenen Armee, welche auf der weitesten, von den Soldaten des Islams jemals unternommenen Expedition zusammengerafft worden war, war ein Ereigniß von zu großer Bedeutung, um von der Bürgerschaft nicht mit triumphirendem Jauchzen begrüßt zu werden. Niedergeschlagenen Geistes waren blos diejenigen, welche sich mit der Armee auszuziehen geweigert oder dieselbe auf dem Marsche verlassen hatten. Alle diese wurden zuerst mit dem Banne belegt, indem Mohammed seinen treuen Begleitern verbot, irgend einen Verkehr mit ihnen zu unterhalten. Durch ihre Zerknirschung und ihre Entschuldigungen jedoch erweicht, vergab er allmälig dem größten Theile derselben. Sieben von denen, welche unter dem Banne verblieben, geriethen in Verzweiflung, weil sie sich von der Gemeinschaft mit ihren Bekannten abgeschnitten und mitten in der jauchzenden Bürgerschaft geschändet sahen, und fesselten sich an die Mauern der Moschee, schwörend, daß sie daselbst bleiben würden, bis sie Verzeihung erlangt hätten. Andererseits schwur Mohammed, sie dort zu lassen, wenn nicht Anderes von Gott befohlen würde. Glücklicherweise empfing er in einem geoffenbarten Verse des Korans den Befehl; aber er verlangte, indem er sie aus den selbst angelegten Fesseln befreite, von ihnen ein Drittheil ihrer Besitzungen, um es im Dienste des Glaubens zu verwenden.
Zu den noch unter dem Banne Befindlichen gehörten Kaab Ibn Malec, Murara Ibn Rabia und Hilal Ibn Omeya. Diese waren ehedem unter den eifrigsten der öffentlich lehrenden Moslemen gewesen, und daher erschien der Abfall derselben in den Augen des Propheten zehn Mal verruchter als der ihrer Genossen, deren Glaube lau und zweifelhaft war. Deshalb dauerte gegen sie die Unversöhnlichkeit fort. Vierzig Tage blieben sie im Banne, und dieser erstreckte sich sogar auf den Umgang mit ihren Frauen.
Die Erzählung, welche von Kaab Ibn Malec über seine Lage während des Ausschlusses von der Gemeinschaft mitgetheilt wird, liefert uns von Mohammeds Macht über die Gemüther seiner Anhänger ein lebensvolles Bild. Kaab versicherte, daß ihn Jedermann floh, oder mit veränderter Miene betrachtete. Seine zwei Gefährten in der Ungnade verließen die Wohnungen nicht, er jedoch ging umher von einem Platze zum andern, aber Niemand sprach mit ihm. Er besuchte die Moschee, setzte sich neben dem Propheten nieder und grüßte ihn, aber sein Gruß wurde nicht erwidert. Am einundvierzigsten Tage kam der Befehl, daß er sich von seiner Frau trennen sollte. Jetzt verließ er die Stadt und errichtete auf dem Hügel Sala ein Zelt, entschlossen, sich der ihm zugemessenen Strafe in ihrer größten Strenge zu unterziehen. Jedoch sein Herz verschmachtete; die weite Welt schien, wie er sagte, für ihn eng zu werden. Am einundfünfzigsten Tage kam ein Bote, welcher die Hoffnung auf Verzeihung aussprach. Er eilte nach Medina und suchte in der Moschee den Propheten auf, welcher ihn mit strahlendem Gesichte empfing und ihm sagte, daß ihm Gott vergeben hätte. Kaabs Seele erhob sich aus den Abgründen der Verzweiflung, und in der Entzückung der Dankbarkeit gab er einen Theil seines Vermögens zum Sühnopfer für seinen Irrthum.
Nicht lange nach der Rückkehr der Armee nach Medina erkrankte der Khazradite Abdallah Ibn Obba, das Oberhaupt der Heuchler, so daß man sein Leben aufgab. Obgleich Mohammed von der Treulosigkeit dieses Mannes und den geheimen Ränken, welche er gegen ihn unaufhörlich geschmiedet hatte, wohl unterrichtet war: so besuchte er ihn doch wiederholt während seiner Krankheit, war bei ihm in der Sterbestunde und begleitete seinen Leib zum Grabe. An demselben verrichtete er auf dringendes Bitten des Sohnes des Abgeschiedenen Gebete, daß Gott ihm die Sünden vergeben möchte.
Omar machte Mohammed wegen des Betens für einen Heuchler im Stillen Vorstellungen, indem er ihn erinnerte, wie oft er von Abdallah verleumdet worden wäre; aber mittels
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