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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Mohammed wendete sich wohlwollend zu ihr. »Es sei also,« sagte er, und setzte sie nicht nur in Freiheit, sondern gab ihr auch Kleidung und ein Kameel und schickte sie mit der ersten nach Syrien bestimmten Karavane ab. Als sie bei dem Bruder ankam, so machte sie ihm Vorwürfe, daß er sie verlassen hatte. Er erkannte seinen Fehler und erhielt Vergebung. Nun drang sie in ihn, sich mit Mohammed auszusöhnen; »er ist wahrlich ein Prophet«, sagte sie, »und wird bald die Weltherrschaft haben; daher eile, um bei Zeiten seine Gunst zu gewinnen.«
    Der staatskluge Adi hörte auf den Rath der Schwester, eilte nach Medina und begrüßte den Propheten, welcher in der Moschee war. Die eigene Erzählung desselben von der Zusammenkunft zeigt uns ein treffendes Gemälde von der einfachen Haltung und Lebensweise Mohammeds, jetzt, wo er sich in der vollständigen Ausübung unbeschränkter Macht und auf der Bahn zu schnellen Eroberungen befand. »Er fragte mich«, sagt Adi, »nach meinem Namen, und als ich ihn angab, lud er mich ein, ihn in seine Wohnung zu begleiten. Unterwegs redete ihn ein schwächliches, abgemagertes Weib an. Er blieb stehen und sprach mit ihr von ihren Angelegenheiten. Dies, dachte ich bei mir, ist nicht sehr königlich. Als wir in seiner Behausung ankamen, gab er mir ein ledernes, mit Palmblättern ausgestopftes Kissen, um mich darauf zu setzen, während er auf dem bloßen Boden saß. Dies, dachte ich, ist nicht sehr fürstlich! Hierauf bat er mich drei Mal, den Islam anzunehmen. Ich erwiderte, ich habe meinen eigenen Glauben. »Ich kenne deinen Glauben besser als du selbst«, sagte er. »Als Fürst nimmst du ein Viertel der Beute von deinen Leuten. Ist das christliche Lehre?« An diesen Worten merkte ich, daß er ein Prophet wäre, der mehr als andere Menschen wüßte. »Du hast keine Neigung zum Islam«, fuhr er fort, »weil du siehst, daß wir arm sind. Die Zeit ist nahe, wo wahre Gläubige ein größeres Vermögen haben werden, als sie zu verwalten verstehen. Vielleicht wirst du zurückgeschreckt, weil du siehst, daß die Zahl der Moslemen im Vergleich mit den Heeren ihrer Feinde geringfügig ist. Bei Allah! in kurzer Frist wird ein moslemisches Weib im Stande sein, von Kadesia bis in den Tempel Gottes in Mekka auf ihrem Kameel allein und furchtlos eine Wallfahrt zu machen. Du glaubst wahrscheinlich, daß die Macht in den Händen der Ungläubigen ist; wisse, daß die Zeit nicht fern ist, wo wir unsere Standarten auf den weißen Schlössern von Babylon aufpflanzen werden.«
    Der kluge Adi glaubte an die Prophezeihung und nahm sofort den Glauben an.

Dreiunddreißigstes Capitel.
Rüstungen zu einem Feldzuge gegen Syrien. – Ränke Abdallah Ibn Obba’s. – Beiträge der Treuen. – Ausmarsch der Armee. – Die verfluchte Gegend Hajar (Hadschar). – Lager bei Tabuc. – Unterjochung der benachbarten Provinzen. – Khaled überfällt Olaider und dessen Castell. – Rückkehr der Armee nach Medina.
    Mohammed hatte sich jetzt entweder durch Bekehrung oder durch Eroberung zum Oberherrn von fast ganz Arabien gemacht. Die zerstreuten Stämme, vormals einander gefährlich, aber infolge ihrer Entzweiung machtlos gegen die übrige Welt, hatte er zu einer Nation vereinigt und dadurch zu auswärtigen Eroberungen befähigt. Sein prophetischer Charakter gab ihm über die furchtbare, in der Wüste also heraufbeschworne Macht unumschränkte Gewalt, und jetzt war er gerüstet, sie zur Verbreitung des Glaubens und zur Ausdehnung der moslemischen Herrschaft in fremde Länder hinauszuführen.
    Die zahlreichen Siege und das neuliche Gefecht bei Muta hatten endlich, wie erzählt wird, die Aufmerksamkeit des Kaisers Heraklius erregt, welcher im Begriffe stand, auf Syriens Gränzen ein Heer zusammenzuziehen, um den neuen Feind zu zermalmen. Mohammed entschloß sich, den Feindseligkeiten desselben zuvorzukommen und die Fahne des Glaubens sogar in das Herz Syriens zu tragen.
    Bisher hatte er die Kriegszüge im Geheimen unternommen, indem er Niemandem als den vertrautesten Officieren seine Pläne und Absichten mittheilte und seine Getreuen unvermerkt in gefährliche Unternehmungen führte. Der gegenwärtige Feldzug, so verschieden von den kurzen, räuberischen Streifereien der Araber, erforderte große Vorbereitungen; eine ungewöhnliche Streitkraft mußte zusammengebracht und alle Arten von Proviant mußten für weite Märsche und eine lange Abwesenheit beschafft werden. Daher verkündigte er öffentlich den Gegenstand und die

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