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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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er erreichen wollte, und einen Teil davon hatte er noch geschafft. Er hatte seine Sachen an einen anderen Ort gebracht. Er hatte eine wahnsinnige Menge Geld an mich überwiesen. Garantiert war das noch nicht einmal gesetzlich erlaubt, was sollte ich mit all dem Geld anfangen? Offenbar sollte ich Rechnungen davon bezahlen, aber warum? Der Gedanke, dass er mich verlassen wollte, war naheliegend, und ergab doch keinen Sinn. Das Haus gehörte ihm. Steckte eine Frau dahinter? Die Wahnsinnige im Wald? Oder Pernille? Ich ging zu meinem Schreibtisch und suchte den Zettel mit ihrer Nummer und wartete lange mit dem Telefonhörer am Ohr, bis ich begriff, dass die Leitung tot war.
    Wenn ich nachgedacht hätte, hätte ich wohl das Auto genommen, aber allem Anschein nach war ich nicht in der Lage zu denken. Ich schwang mich aufs Rad und fuhr bei Gegenwind und Nieselregen in Richtung Wald. Nieselregen. Platzregen. Sprühregen. Silberregen. Goldregen. Damit ich eine Fahrradfahrt mit Gegenwind durchstand, bedurfte es einer Aufzählung. Derjenige, der die Hecke gepflanzt hatte, in der sich Flieder und Goldregen abwechselten, verdiente eine Medaille, wenn er noch lebte. Aber das war wohl kaum der Fall.
    Stine war zu Hause. Ich setzte mich auf die Bank vor der Fassade und stellte fest, dass sie besser Klavier spielte als andere Wahnsinnige, wenn sie es denn war, die da spielte. Ich lauschte. Als es still wurde, stand ich auf und ging die Treppe hinauf zur Tür, konnte durch das kleine Fenster hineinsehen und erblickte ein paar Füße. Stand sie Kopf? Meine Hand war erhoben und bereit, anzuklopfen, doch der Mut verließ mich. Falls Halland Pläne gehabt hatte, hierherzuziehen, wollte ich das lieber gar nicht wissen. Ich schlich mich davon, schob mein Fahrrad in gemächlichem Tempo. Es regnete nicht mehr. Ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Ob das wohl Schwalben waren, die dort auf der Telefonleitung saßen? Gab es zu dieser Jahreszeit überhaupt Schwalben? Sahen sie nicht eher aus wie Mauersegler, nein, sie hockten ja nur aufgereiht da. War Halland also ein Mauersegler, der niemals landete und immer durch die Lüfte schwebte? Ich verstand mich nicht auf die Analyse von Gedichten, nur darauf, sie zu mögen – genauso wenig verstand ich mich allerdings auf Fachliteratur. Die klügste Lösung wäre wohl, einfach nur zu lesen, was dort stand. Normalerweise unterbricht ein Mauersegler seinen Flug nur, um zu brüten . Ich sah Halland vor mir, wie er im Garten tanzte. »Komm!«, rief er. Ging ich dorthin?
    Als ich den Platz erreichte, ging der Hausmeister von der anderen Seite her kommend zu seinem Auto. Er hob seine Hand zum Gruß. Ich hob meine. Dann behielt ich sie oben und fuchtelte damit herum, damit er begriff, dass ich mit ihm reden wollte. Er kam mir entgegen. »Hallo!«, sagte ich. Er sah beschämt aus. Ich umklammerte den Lenker. »Was haben Sie Halland eigentlich genau sagen hören?«, fragte ich. Er holte tief Luft. Er überlegte. »Meine Frau hat mich umgebracht«, sagte er. »Nein«, sagte ich. »Das hat er doch nicht gesagt. Hat er das gesagt?« Er runzelte die Stirn. »Doch, hat er doch?« »Und das haben Sie der Polizei erzählt?« »Ja, oder nicht?« Jetzt wurde ich gereizt. »Sie können doch nicht einfach so etwas sagen, ohne es zu wissen?« »Aber langsam ist es ja auch schon ganz schön lange her«, sagte er. »Ich meine, er hätte gesagt, was ich sagte.« Ich schüttelte den Kopf und schob das Fahrrad zum Tor. »Haben Sie Lust, im Gasthof zur Post essen zu gehen?«, rief er.
    »Ich esse montags abends immer dort«, sagte er, als wir den Hügel hinabgingen. Das hatte ich noch nie getan. Ich hatte schon lange nichts mehr getan, was so alltäglich war, wie den Hügel zum Gasthof zur Post hinabzugehen.
    Das Tagesgericht war eine gute, altmodische Mahlzeit mit Kartoffeln und Soße und Schweinefleisch mit Fettschwarte. Wir unterhielten uns nicht, während wir auf das Essen warteten, und als es kam, stürzte ich mich darauf. Als ich wieder aufsah, deutete er auf meinen Teller. »Sie haben alles aufgegessen!« Er hingegen hatte das Fett abgeschnitten und eine große Kartoffel übrig gelassen. »Ich hatte Hunger«, sagte ich und ging zur Toilette. Musste ich mich nun schon wieder übergeben? Ich hatte vergessen nachzusehen, ob noch immer Spuren von mir auf Stines Treppe zu sehen waren. Mir trat der Schweiß auf die Stirn, wie war ich in jener Nacht zu dieser Treppe gelangt? Und das Fahrrad? Sie hatte ja kein Auto. Hatte

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