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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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ich rappelte mich kurz wieder auf und fiel auf den Gang. Als ich auf dem Boden aufkam, piepste mein Handy erneut. Ich blieb sitzen und öffnete die Mitteilung. Sie war von Halland. Der Text war derselbe. Wo bist du? Ich rief ihn an, blieb sitzen und atmete wie nach einem langen Lauf. Es tutete und tutete, ich sah ihn vor mir, im Auto, vielleicht in dem schmalen Bett bei Pernille, wo er lag und das Bild von Martin Guerre betrachtete, das wie ein Altarbild über ihm hing, zu Hause im Wohnzimmer mit dem Fernglas am Fenster. Er ging nicht ran.

29
    »Ich muss es mit eigenen Auge
sehen«, sagte Schahriyar, »ich muss
es mit eigenen Augen sehen.«

Tausendundeine Nacht
    Funder sagte, beruhigen Sie sich, denken Sie doch mal nach, Funder war nicht so entsetzt wie ich, ich bekam wieder Luft und stellte das Handy aus. Ich fuhr sehr beherrscht vom Bahnhof nach Hause, ohne zu singen, mit einem Gefühl im Körper, als ob ich überhaupt nicht lebendig sei, wie in Watte gepackt, meine Vernunft war jedoch auch der Meinung, dass ich nicht tot war und auch nicht dabei war zu sterben, dass Halland tot war und derjenige, der die Mitteilung geschickt hatte, nicht Halland war. Mein Zustand wechselte zwischen in Watte gepackt und einer Hitze, die in mir aufwallte. Wenn die Hitze kam, wurde ich schwerelos und hätte genauso gut tot sein können. Dann folgte die Atemnot. Doch ich fuhr beherrscht vom Bahnhof nach Hause, mit dem Gefühl, dass ich mich in einem Niemandsland befand und überhaupt nicht existierte.
    Wie mein Gehirn funktionierte, weiß ich nicht. Alle paar Jahre hatte ich einen Band mit Erzählungen geschrieben, das war alles, was ich tat. Wie es mir gelungen war, sie zu schreiben, weiß ich nicht mehr. Ich las viel, ging oft spazieren, war häufig allein, weil Halland auf Reisen war. Manchmal reisten wir auch gemeinsam, aber nicht, wenn er arbeitete. Ich lebte hauptsächlich von seinem Geld, hatte mir darüber aber nie Gedanken gemacht. Und tat es auch jetzt nicht. Ich saß im Auto auf dem Platz und fühlte mich zu schwer, um aufzustehen und ins Haus hineinzugehen. Bei Brandt war es dunkel. Bei mir war es dunkel. »Ach!«, sagte ich.
    Ich nahm das Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Während ich wartete, hielt ich den Atem an. Keine Nachricht von Halland. Es zeigte sechs unbeantwortete Anrufe von Funder an und eine SMS . Der klar denkende Funder schrieb: »Schalten Sie Ihr Handy nicht aus. Rufen Sie uns sofort an, wenn die Nummer Sie erneut kontaktiert.« Die Nummer. Funder war sehr korrekt. Und sonnengebräunt. Ich rief Brandt an. Niemand ging ran. Dort drüben war es dunkel, wo war er, wo war der Gast? Abby war in England. Halland lag auf dem Friedhof. Ich schaltete das Telefon aus und legte es weg, zog den Umschlag und die Fotokopie aus der Tasche, öffnete die Tür, jetzt brannte Licht. Es genügte, den Titel zu lesen und die erste Seite zu überfliegen. Wundervolle Entgleisung . Das hatte ich geschrieben. Ich erinnerte mich daran und erkannte es ohne Schwierigkeiten wieder. Der Haufen. Das Abstellgleis. Ich war dabei. Das war doch ich.
    »Ach!«, sagte ich.
    Inzwischen hatte ich acht Mal Ach gesagt. Dabei konnte es nicht bleiben. Es war zu wenig. Jedenfalls half es nichts. Vielleicht sollte ich mir ein Haustier anschaffen. Vielleicht sollte ich umziehen. Ja, ich sollte umziehen. Nein, ich wollte ein Tier haben, eine Katze. Grau. Nein, ich konnte Tiere nicht ausstehen. Das Haus mochte ich, warum sollte ich es verlassen. Und jetzt wollte ich hinein und auf dem Sofa liegen und fernsehen. Glauben Sie nicht, ich würde nie fernsehen. Endlich konnte ich den Fernseher wieder einschalten, jetzt hatte der Alltag begonnen, sobald ein Krimi lief, war ich glücklich, und es liefen viele. Die Überschaubarkeit tat gut. Ein Mord, nicht zu bestialisch, danach: Detektiv, vielleicht ein paar seiner persönlichen Probleme, doch ansonsten: Opferdetails, Rätsel, Unregelmäßigkeiten, Aufgaben, Spuren, falsche Fährten, Aufklärung, Lösung. Nie wie im eigenen Leben. Ich sah erst einen Krimi, dann noch einen. Sobald die Lösung sich näherte, sobald es dämmerte, verlor ich das Interesse. Mich lockte die Verworrenheit, die Aufklärung ließ mich kalt. Nie wie im eigenen Leben. Wenn ich das Interesse verlor, weil die Geschichte abgeschlossen werden musste, verließ ich häufig das Wohnzimmer, um etwas zu essen zu holen oder auf die Toilette zu gehen, kam ich anschließend zurück, stellte sich meistens heraus, dass der Detektiv die

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