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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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gesagt wird – dass sie in ihren Schränken lebendige Hühner halten. Du liebe Güte, was für ein Gedanke.«
    Bob stand auf, tastete nach dem Telefon in seiner Manteltasche. »Entschuldigen Sie, aber ich geh mal kurz eine rauchen.«
    »Ja, ja, machen Sie nur.«
    Unter dem Spitzahorn, der seine gelben Blätter über ihn wölbte, zündete Bob sich eine Zigarette an und sah mit zusammengekniffenen Augen auf sein Handy.

5
    Jim, sonnenverbrannt, schweißglitzernd, stand in der Zimmermitte und führte Helen vor, was seine Überlegenheit beim Golf ausmachte. »Es kommt alles aus dem Handgelenk, schau.« Er ging leicht in die Knie, winkelte beide Ellenbogen an, schwang einen unsichtbaren Golfschläger. »Siehst du das, Hellie? Siehst du, was ich mit meinem Handgelenk mache?«
    »Ja«, behauptete sie.
    »Es war perfekt. Das musste sogar dieser Vollpfosten von Arzt zugeben, der mit uns gespielt hat. So ein widerlicher kleiner Stumpen. Texaner. Aber was Texas Tea ist, hat er nicht gewusst. Also hab ich ihn aufgeklärt.« Jim zeigte mit dem Finger auf Helen. »Ich hab ihm gesagt, das ist das Zeug, mit dem ihr die Leutchen ins Jenseits befördert, seit ihr sie nicht mehr röstet wie Kartoffelchips. Thiopentalnatrium, Pancuroniumbromid, Kaliumchlorid. Da hat er nichts mehr gesagt. Nur gelächelt wie ein Hornochse.« Jim fuhr sich mit der Hand über die Stirn, stellte sich dann in Positur für den nächsten Schlag. Die Glastür zur Terrasse stand halb offen, und Helen ging an ihrem Mann und der Schale mit den Zitronen vorbei, um sie zu schließen. »Siehst du das? Perfekt. Ich hab dem Sackgesicht gesagt«, fuhr Jim fort, indem er sich das Gesicht mit dem Golfhemd abwischte, »wenn ihr in Texas schon an der Todesstrafe festhaltet, die ein erstklassiger Gradmesser für die Brutalisierung der zivilisierten Gesellschaft ist, warum bringt ihr eurer Neandertalertruppe dann nicht wenigstens bei, wie man’s richtig macht? Damit sie die nächste arme Sau nicht auch wieder in den Muskel spritzen und dann einfach da liegen lassen … Und rate, was für ein Arzt er war? Ein Dermatologe. Gesichtslifter. Fettabsauger. Ich geh duschen.«
    »Jim, Bob hat angerufen.«
    Jim, schon auf dem Weg ins Bad, blieb stehen, drehte sich um.
    »Zach ist wieder in der Arbeit. Sie haben zweihundert Dollar Kaution festgesetzt. Und Susan war auch in der Arbeit. Die Anklageerhebung wird erst in ein paar Wochen sein, und Bob hat gesagt, Charlie Tibbetts dampft das zu einem Bußgeld ein. Oder so. Ich habe nicht alles verstanden, tut mir leid.« Helen zog die Kommodenschublade auf, um Jim die kleinen Geschenke zu zeigen, die sie den Kindern schicken wollte.
    »So wird das da oben gehandhabt«, sagte Jim. »Es geht nach dem Alphabet. Muss Zach vor Gericht erscheinen?«
    »Weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht.«
    »Wie klang Bob?«
    »Wie Bob.«
    »Was soll das heißen, wie Bob?«
    Bei seinem Tonfall schob Helen die Schublade zu und drehte sich zu ihm um. »Wie, was soll das heißen? Du hast gefragt, wie er klang. Wie Bob. Er klang wie Bob.«
    »Süße, du bringst mich gerade ein bisschen zur Verzweiflung. Ich versuche herauszufinden, was in diesem Drecksnest da oben los ist, und zu erfahren, dass er wie Bob geklungen hat, hilft nicht wesentlich weiter. Was meinst du damit, ›wie Bob‹? Klang er optimistisch? Klang er ernst?«
    »Jetzt kein Kreuzverhör, bitte. Du hast schließlich einen angenehmen Vormittag auf dem Golfplatz hinter dir. Ich dagegen durfte mich mit der muffeligen Dorothy rumschlagen, die mich gezwungen hat, einen Artikel über Flüchtlingslager in Kenia zu lesen, und das ist nicht so lustig wie Golfspielen. Und dann klingelt mein Handy – Beethovens Fünfte, die mir die Kinder als Klingelton für Bob eingerichtet haben, so dass ich gleich wusste, dass er es ist – , und ich saß da und durfte die Sekretärin für dich spielen, weil er so schlau war, dich nicht zu behelligen.«
    Jim setzte sich aufs Bett und starrte auf den Teppich. Helen kannte diesen Blick. Sie waren schon lange genug verheiratet. Jim verlor bei Helen sehr selten die Beherrschung, was sie zu schätzen wusste, denn sie wertete es als ein Zeichen von Respekt. Aber wenn er ein Gesicht machte, als müsste er sich mit aller Macht zusammenreißen, um ihr kindisches Benehmen zu ertragen, war das kein schönes Gefühl.
    Sie versuchte es mit einem Scherz. »Patient zeigt keine Reaktion.« Ihre Stimme klang nicht spaßig. »Vergiss es«, fügte sie hinzu.
    Jim starrte immer noch auf

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