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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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vielen Jahren nicht mehr gewesen war. »Ach, Bobby«, sagte sie mehrmals traurig, während er erzählte.
    Schließlich setzte sie sich aufrecht hin. »Mein lieber Mann.« Noch eine Runde, zeigte sie an, als der Barkeeper herschaute. »Okay. Erst mal eine ganz dumme Frage: Warum hat er das getan?«
    »Gar keine dumme Frage.« Bob nickte. »Ich wüsste auch gern, was dahintersteckt. Er scheint selber total überrascht, dass die Sache so ernst ist. Ehrlich, ich habe keine Ahnung.«
    Pam strich sich das Haar hinters Ohr. »Gut. Zweitens, er braucht medikamentöse Behandlung. Er weint allein in seinem Zimmer? Das ist klinisch, und da muss eine Therapie her. Und drittens: Scheiß auf Jim!« Ted, Pams Mann, mochte es nicht, wenn sie fluchte, und als sie das Wort ausspie, war das ein Gefühl, als würde sie einen Tennisball schmettern. »Scheiß auf ihn. Ich würde ja sagen, der Wally-Packer-Prozess hat ihn versaut, aber im Grunde war er da schon längst ein Arschloch.«
    »Stimmt schon.« Niemand sonst hätte so über Jim reden dürfen. Aber Pam konnte sich das erlauben. Pam war Familie, seine älteste Freundin. »Hast du dem Barkeeper gerade zugeschnipst ?«
    »Die Finger bewegt. Keine Panik. Du fährst also zu dieser Kundgebung wieder rauf?«
    »Muss ich noch sehen. Ich mache mir Sorgen um Zach. Susan sagt, er ist fast durchgedreht vor Angst in dieser Arrestzelle, und sie weiß nicht mal, wie so ein Ding von innen aussieht. Ich würde sterben in so einer Arrestzelle, und Zach, diese halbe Portion … « Bob trank, den Kopf in den Nacken gelegt.
    Pam tippte mit einem Finger auf den Tresen. »Moment. Könnte er denn ins Gefängnis kommen dafür?«
    Bob drehte die Handfläche nach oben. »Weiß ich nicht. Ein Problem könnte die Bürgerrechtlerin in der Generalstaatsanwaltschaft sein. Ich hab ein bisschen recherchiert heute. Die Frau heißt Diane Dodge. Arbeitet seit ein paar Jahren für den Generalstaatsanwalt, hat vorher bei allen einschlägigen Stellen Bürgerrechtsarbeit gemacht. Ein harter Knochen, vermute ich. Wenn die einen Bürgerrechtsverstoß zusammenbastelt, und Zach wird schuldig gesprochen – und dazu muss er nur eins der Kriterien erfüllen – , dann könnte er bis zu einem Jahr aufgebrummt kriegen. Völlig ausschließen kann man es jedenfalls nicht. Und wer weiß, was die Bundesanwaltschaft im Schilde führt. Ziemlich absurd, das Ganze.«
    »Kann es nicht sein, dass Jim diese Frau kennt? Er muss die Leute da oben doch kennen.«
    »Na ja, er kennt den Chef selbst, Dick Hartley. Diane Dodge dürfte etwas zu jung sein. Ich frag ihn, wenn er wieder da ist.«
    »Jim kam doch prima zurecht in dem Laden.«
    »Er war auf dem Weg nach ganz oben.« Bob ließ die Eiswürfel im Glas klingeln. »Dann ist Mom gestorben, und er konnte nicht schnell genug aus Maine abhauen.«
    »Ich weiß. Es war fast schon unheimlich.« Pam schob ihr Glas nach vorn, und der Barkeeper schenkte es voll.
    Bob sagte: »Aber Jim kann da nicht einfach reinspazieren und ein paar Strippen ziehen. So läuft das nicht.«
    Pam durchwühlte ihre Handtasche. »Sicher. Trotzdem. Wenn sich einer aufs Strippenziehen versteht, dann Jim. Da merken die Leute nicht mal, dass sie dranhängen.«
    Bob trank sein Glas leer und schob es zum Barkeeper, der ihm ein volles hinstellte. »Was machen die Jungs?«
    Pam schaute hoch, ihr Blick wurde weich. »Denen geht’s phantastisch, Bob. Ein Jahr noch, fürchte ich, dann hassen sie mich und kriegen Pickel. Aber im Moment sind es die süßesten, lustigsten Jungs, die du dir vorstellen kannst.«
    Er wusste, dass sie an sich hielt. Er und Pam hatten bis zur Erschöpfung versucht, ein Kind zu zeugen, waren jahrelang zu keinem Spezialisten gegangen (als hätten sie geahnt, dass es das Aus für ihre Beziehung sein würde), hatten einander in ausweichenden Formulierungen versichert, dass eine Schwangerschaft von allein kommen musste und würde, bis Pam – deren Anspannung von Monat zu Monat zunahm – diese Einstellung auf einmal provinziell fand. »Es gibt einen Grund , dass es nicht klappt«, schluchzte sie. Und fügte hinzu: »Bestimmt liegt es an mir.« Bob, dem der wissenschaftliche Ansatz seiner Frau fehlte, widersprach nicht, weil ihm Frauen in dieser Hinsicht komplizierter erschienen als Männer; in seiner unklaren Vorstellung sah er Pam zu einer Art Inspektion gehen, sich die Eileiter durchspülen, alles andere blankputzen lassen, als könnte man Eierstöcke polieren.
    Aber es lag an Bob.
    Es hatte ihm

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