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Das Leben und das Schreiben

Das Leben und das Schreiben

Titel: Das Leben und das Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mir.
    Aufgrund seiner Kenntnisse aus LMP und einer Liste mit Agenten in Writer’s Market verschickte Frank zwölf Briefe, alle bis auf die Anrede gleichlautend. Hier das Muster:
    19. Juni 1999
    Sehr geehrte/r …,
    ich bin ein junger Autor von 28 Jahren und suche einen Agenten. Ich fand Ihren Namen in dem Artikel »Agents of the New Wave« im Writer’s Digest und dachte, wir könnten zueinanderpassen. Seit ich mich ernsthaft für diesen Beruf entschieden habe, habe ich die folgenden sechs Erzählungen veröffentlicht:
     
    »The Lady in the Trunk«, Kingsnake , Winter 1996 (25 $ und Belegexemplare)
     
    »Two Kinds of Men«, Jackdaw , Sommer 1997 (15 $ und Belegexemplare)
     
    »Christmas Smoke«, Mystery Quarterly , Herbst 1997 (35 $)
     
    »Big Thumps, Charlie Takes His Lumps«, Cemetery Dance , Januar/Februar 1998 (50 $ und Belegexemplare)
     
    »Sixty Sneakers«, Puckerbrush Review , April/Mai 1998 (Belegexemplare)
     
    »A Long Walk in These’Yere Woods«, Minnesota Review , Winter 1998/1999 (70 $ und Belegexemplare)
     
    Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen gern eine dieser Erzählungen (oder eine von dem etwa halben Dutzend, die ich derzeit zur Veröffentlichung eingereicht habe), damit Sie einen Blick darauf werfen können. Besonders stolz bin ich auf die Kurzgeschichte »A Long Walk in These’Yere Woods«, für die ich den Minnesota Young Writer’s Award erhielt. Die Urkunde macht sich gut an der Wand bei uns im Wohnzimmer, und das Preisgeld von 500 $ machte sich eine Woche lang ganz hervorragend auf unserem Konto (ich bin seit vier Jahren verheiratet; meine Frau Marjorie und ich unterrichten an Schulen).
    Da ich jetzt an einem Roman arbeite, suche ich jemanden, der mich offiziell vertritt. Es handelt sich um einen Psychothriller über einen Mann, der wegen einer zwanzig Jahre zurückliegenden Mordserie in seiner kleinen Stadt verhaftet wird. Die ersten rund achtzig Seiten sehen schon ganz gut aus. Wenn Sie Interesse haben, schicke ich sie Ihnen ebenfalls gern zu.
    Ich würde mich freuen, wenn Sie sich mit mir in Verbindung setzen und mich wissen ließen, ob Sie Textproben von mir lesen möchten. Fürs Erste bedanke ich mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diesen Brief zu lesen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Frank setzte seine Adresse mit Telefonnummer hinzu, und tatsächlich rief sogar einer der angeschriebenen Agenten (nicht Richard Chams) auf einen Plausch an. Drei meldeten sich und baten um die prämierte Geschichte über den Jäger, der sich im Wald verirrt. Sechs baten um die ersten achtzig Seiten seines Romans. Mit anderen Worten: Die Reaktion war umwerfend (nur ein Agent antwortete Frank unter Berufung auf seine übervolle Kartei, er sei nicht interessiert). Und das, obwohl Frank außerhalb seiner unerheblichen Bekanntschaften in der Welt der »kleinen Magazine« wirklich niemanden aus der Verlagswelt kennt und nicht einen einzigen persönlichen Kontakt hat.
    »Es war toll«, sagt er, »einfach klasse. Ich dachte, ich könnte froh sein, wenn mich überhaupt einer nehmen würde, und jetzt kann ich mir sogar aussuchen, wen ich nehmen will.« Er führt diese riesige Ausbeute an möglichen Agenten auf mehrere Faktoren zurück. Erstens war sein Brief höflich und gut formuliert (»Ich habe ihn viermal umgeschrieben und mich zweimal deswegen mit meiner Frau gestritten, bis er genau den richtigen ungezwungenen Tonfall hatte«, sagt Frank). Zweitens konnte er eine recht aussagekräftige Liste von tatsächlich veröffentlichten Erzählungen vorweisen. Zwar ohne großes Honorar, aber in namhaften Zeitschriften. Drittens hatte er den Preis gewonnen. Frank meint, das sei der ausschlaggebende Faktor gewesen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber geschadet hat er sicherlich nicht.
    Schließlich war Frank klug genug, Richard Chams und all die anderen angeschriebenen Agenten um Auskunft über ihre Referenzen zu bitten; keine Liste von Klienten (ich weiß gar nicht, ob das nicht sogar gegen deren Berufsethos verstieße), sondern eine Aufstellung von Verlagen und Zeitschriften, bei denen der Agent Bücher oder Kurzgeschichten unterbringen konnte. Nichts ist leichter, als einen Schriftsteller über den Tisch zu ziehen, der unbedingt vertreten werden möchte. Anfänger sollten sich immer wieder vor Augen führen, dass jeder, der ein paar Hundert Dollar übrig hat, eine Anzeige im Writer’s Digest aufgeben und sich literarischer Agent schimpfen kann – dafür muss man keine Zulassungsprüfung oder so was

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