Das Leben und das Schreiben
Freunde zu finden. Eigentlich geht es nur darum, das Leben derer, die Ihre Bücher lesen, und Ihr eigenes Leben zu bereichern. Es geht darum, sich aufzuraffen, klarzukommen und loszulegen. Es geht darum, glücklich zu werden, okay? Glücklich zu werden. Ein Teil dieses Buches, vielleicht ist er zu lang, schildert, wie ich das Schreiben lernte. Ein großer Teil handelt davon, wie Sie es besser machen können. Der Rest, und vielleicht das Beste, ist nichts anderes als eine Genehmigung: Sie können es, Sie sollen es, und wenn Sie genug Mut für den Anfang aufbringen, dann schaffen Sie es auch . Schreiben ist Magie, ist das Wasser des Lebens, genau wie jede andere kreative Kunst auch. Das Wasser ist umsonst. Trinket also.
Trinket und erquicket euch.
Ein Nachtrag, Teil I: Geschlossene Tür, geöffnete Tür
Als ich weiter vorn im Buch von meiner kurzen Karriere als Sportreporter für die Weekly Enterprise in Lisbon berichtete (genau genommen stellte ich die gesamte Sportredaktion dar; Howard Cosell für die Kleinstadt), zeigte ich an einem Beispiel, wie Texte redigiert werden. Den Umständen entsprechend war es ein kurzer Ausschnitt und ein Sachtext. Der nun folgende Textausschnitt ist Prosa. Es ist die rohe Art von Text, die ich bei geschlossener Tür verfasse: die nackte Geschichte, mit nichts anderem als Socken und Unterhose bekleidet. Ich empfehle Ihnen, sie sich aufmerksam anzusehen, bevor Sie die überarbeitete Fassung lesen.
Die Hotel-Geschichte
Mike Enslin war noch in der Drehtür, als er Ostermeyer, den Direktor des Hotels Dolphin, in einem der dick gepolsterten Sessel in der Hotelhalle sitzen sah. Mike zögerte ein wenig. Vielleicht hätte ich den Anwalt doch wieder mitbringen sollen, dachte er. Nun, dafür war es jetzt zu spät. Und auch falls Ostermeyer beschlossen haben sollte, ein oder zwei weitere Steine zwischen Mike und Zimmer 1408 zu legen, wäre das nicht nur schlecht; im Ganzen würde es die Geschichte bereichern, wenn er sie schließlich erzählte.
Als Mike aus der Drehtür trat, entdeckte ihn Ostermeyer, stand auf und durchquerte mit vorgestreckter pummeliger Hand die Halle. Das Dolphin lag in der Sixty-first Street, gleich um die Ecke von der Fifth Avenue – klein, aber elegant. Ein Mann und eine Frau in Abendkleidung kamen an Mike vorbei, als er Ostermeyers Hand ergriff, indem er dazu seinen kleinen Koffer von der rechten in die linke Hand nahm. Die Frau war eine Blondine, die natürlich Schwarz trug, und der leichte, blumige Duft ihres Parfüms schien ganz New York zusammenzufassen. In der Bar im Mezzanin spielte jemand auf dem Klavier »Night and Day«, wie um diese Zusammenfassung zu unterstreichen.
»Mr. Enslin. Guten Abend.«
»Mr. Ostermeyer. Gibt es ein Problem?«
Ostermeyer wirkte schmerzgeplagt. Er sah sich einen Augenblick wie Hilfe suchend in der intimen, eleganten Hotelhalle um. Vor dem Tisch des Portiers diskutierte ein Mann mit seiner Frau über Theaterkarten, während der Portier den beiden mit einem kleinen, geduldigen Lächeln zusah. An der Rezeption besprach ein Mann in dem verknitterten Look, den man nur von langen Business-Class-Flügen bekommt, seine Reservierung mit einer Frau in einem eleganten schwarzen Kostüm, das auch als Abendkleidung hätte dienen können. Im Hotel Dolphin lief das Geschäft wie üblich. Allen wurde geholfen, nur dem armen Mr. Ostermeyer nicht, der in die Klauen des Schriftstellers gefallen war.
»Mr. Ostermeyer?«, wiederholte Mike. Ihm tat der Mann ein wenig leid.
»Nein«, antwortete Ostermeyer schließlich. »Kein Problem. Aber, Mr. Enslin … könnte ich Sie einen Augenblick in meinem Büro sprechen?«
Aha, dachte Mike. Er versucht es noch einmal .
Unter anderen Umständen wäre er vielleicht ungeduldig gewesen. Jetzt blieb er ruhig. Das würde dem Kapitel über Zimmer 1408 guttun, indem es den eigenen bedrohlichen Unterton lieferte, nach dem die Leser seiner Bücher süchtig zu sein schienen, es würde die berühmte letzte Warnung sein, aber das war noch nicht alles. Trotz aller Ausweich- und Ablenkungsmanöver war Mike Enslin sich seiner Sache bisher nicht sicher gewesen; jetzt war er es. Ostermeyer spielte ihm nichts vor. Ostermeyer hatte wirklich Angst vor Zimmer 1408 und davor, was Mike dort heute Nacht zustoßen könnte.
»Natürlich, Mr. Ostermeyer. Soll ich den Koffer an der Rezeption stehen lassen oder mitnehmen?«
»Ach, wir nehmen ihn mit, ja?« Ostermeyer, der gute Gastgeber, griff danach. Ja, er hoffte noch
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