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Das Leben und das Schreiben

Das Leben und das Schreiben

Titel: Das Leben und das Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Teil des Satzes gehört. (Angeblich ans Ende, und jedem seine oder ihre Meinung, aber ich glaube nicht, dass Mit einem Hammer tötete er Frank jemals Er tötete Frank mit einem Hammer ersetzen wird.)
    Bevor wir die Grundlagen von Form und Stil verabschieden, sollten wir uns kurz dem Absatz widmen, der nächstgrößeren Organisationsform nach dem Satz. Nehmen Sie sich zu diesem Zweck einen Roman, möglichst einen ungelesenen, aus dem Regal (was ich Ihnen zeigen will, trifft auf fast alle Textformen zu, aber da ich Prosa verfasse, habe ich sie vor Augen, wenn ich über das Schreiben nachdenke). Schlagen Sie das Buch in der Mitte auf und betrachten Sie die beiden Seiten. Lassen Sie das Muster auf sich wirken, den Zeilenfluss, die Ränder und ganz besonders den leeren Raum, mit dem Absätze beginnen oder enden.
    Ohne ein Wort zu lesen, können Sie sagen, ob das ausgewählte Buch leicht oder schwer zu verdauen sein wird, stimmt’s? Leichte Bücher bestehen aus vielen kurzen Absätzen, darunter vielleicht Dialoge aus nur ein oder zwei Wörtern, und ganz viel freiem Raum. Sie sind so luftig leicht wie Dairy-Queen-Softeis im Hörnchen. Schwere Bücher, Bücher voller Ideen mit langen erzählenden oder beschreibenden Passagen, sehen stämmiger aus. Vollgestopft. Das Aussehen von Absätzen ist fast genauso wichtig wie ihr Inhalt; sie sind Landkarten mit Absichtserklärungen.
    In beschreibenden Texten können (und sollten) Absätze eine saubere, praktische Angelegenheit sein. Ideal bei beschreibenden Absätzen ist ein einführender Satz, gefolgt von mehreren Sätzen, die den ersten erklären oder ausschmücken. Hier nun zwei Absätze aus dem allseits beliebten Schulaufsatz, die diese einfache, aber ausdrucksstarke Textform illustrieren:
    Als ich zehn war, hatte ich Angst vor meiner Schwester Megan. Sie konnte nicht in mein Zimmer kommen, ohne mindestens eins meiner Lieblingsspielzeuge kaputt zu machen, meistens mein allerliebstes. Ihr Blick enthielt ein klebebandlösendes Zaubermittel; wenn sie ein Poster ansah, fiel es kurz darauf von der Wand. Lieb gewonnene Kleidungsstücke verschwanden aus dem Schrank. Sie nahm sie nicht (glaube ich jedenfalls nicht), sondern ließ sie einfach verschwinden. Normalerweise fand ich das geschätzte T-Shirt oder meine geliebten Nikes Monate später ganz hinten unter dem Bett, wo sie traurig und verlassen zwischen den Wollmäusen lagen. Wenn Megan in meinem Zimmer war, knallten Lautsprecher durch, flogen Fensterrollos mit lautem Knall hoch, und die Lampe auf meinem Schreibtisch brannte durch.
    Auch konnte sie richtig gemein werden. Einmal goss mir Megan Orangensaft in die Frühstücksflocken. Ein andermal drückte sie Zahnpasta in meine Socken, als ich gerade duschte. Und obwohl sie es nie zugab, bin ich überzeugt, dass sie mir, wenn ich sonntagnachmittags in der Halbzeit des Footballspiels vor dem Fernseher auf der Couch einschlief, Popel ins Haar schmierte.
    Schulaufsätze sind im Großen und Ganzen albern und unwesentlich; solange man nicht später einen Job als Kolumnist bei der örtlichen Tageszeitung bekommt, ist das Verfassen solchen Getöses eine Fertigkeit, die Sie in der wirklichen Welt mit ihren Einkaufspassagen und Tankstellen nie wieder gebrauchen werden. Lehrer ordnen Aufsätze an, wenn ihnen nichts Besseres einfällt, wie sie die Zeit der Schüler vergeuden sollen. Das berüchtigtste Thema lautet sicherlich »Wie ich meine letzten Sommerferien verbrachte«. Ich habe an der Universität von Maine in Orono ein Jahr lang Schreiben unterrichtet. Dort hatte ich einen Kurs voller Sportler und Cheerleader. Sie mochten Aufsätze, begrüßten sie wie alte Freunde von der Highschool, was sie ja waren. Ein ganzes Semester lang habe ich mir mühsam verkniffen, sie zwei Seiten gedrechselter Prosa zum Thema »Wenn Jesus in meiner Mannschaft wäre« schreiben zu lassen. Mich hielt die furchtbare, aber sichere Gewissheit zurück, dass sich die meisten von ihnen mit Begeisterung an die Aufgabe machen würden. Einige würden die Qualen des Verfassens womöglich zum Weinen bringen.
    Doch selbst beim Aufsatz kann man erkennen, wie stark die Absatzgestaltung wirken kann. Um auf einen einleitenden Satz Beschreibung und Ausführung folgen zu lassen, muss der Autor seine Gedanken ordnen; außerdem ist dieser Grundsatz eine gute Absicherung gegen das Abschweifen vom Thema. Bei einem Aufsatz ist Abschweifen nicht weiter schlimm, eigentlich ist es sogar de rigueur , ein Muss, aber bei ernsteren Themen,

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