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Das Leben Zimmer 18 und du

Das Leben Zimmer 18 und du

Titel: Das Leben Zimmer 18 und du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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können. Genau das war auch ein Grund, warum ich den Kontakt zu dir gesucht habe. Das, was du durchgemacht hast, tut mir so leid und normalerweise bin ich auch jemand, der andere sehr gut aufheitern kann. Deshalb habe ich gedacht, dass ich vielleicht auch dir eine Hilfe sein kann. Ich hatte zumindest das Gefühl, denn manchmal kann ich andere auch dann aufbauen, wenn ich selbst am Heulen bin. Irgendwie ist er eben doch immer da (manchmal nur etwas besser versteckt), der Glaube daran, dass alles gut wird.
    Ich würde mich wie gesagt sehr freuen, wenn du mit Max kommst. Natürlich nur, wenn du es nicht schlimm findest, zurück in den Knast zu kommen. Ich komme dann natürlich nach draußen. Ich darf ja nun endlich auch raus, ohne bei den Schwestern um Auslass zu bitten.
    Ich schicke dir nochmal meine Handy-Nummer, für den Fall, dass das Internet hier wieder mal spinnt (ich gehe gerade per Netbook ins Internet und nehme mein Handy als "Modem", aber das Internet hakt manchmal), aber per Facebook ist ja ansonsten besser, weil umsonst.
    Nancy

    15. März 2013, 19.47 Uhr
    Bastian Engermann:
    So ich bin wieder da es tut richtig gut mit dir zu reden du weißt ja es verstehen nicht viele wie wir uns fühlen aber man lernt aus fehlern man ist nicht zu alt dafür und ich denke wenn man dazu steht und ich rede jetzt offen über meine probleme geht es einem besser
    Ps. ich hatte glück war allein auf dem zimmer

    Ich sauge seine Zeilen auf wie Wassertropfen in der Wüste. Während ich seine Worte lese, wird mir klar, dass mir die Besonderheit seiner Person vermutlich nicht aufgefallen wäre, wenn wir uns auf Facebook kennengelernt hätten. Er beschränkt sich auf das Wesentliche, hält sich nicht mit Schnörkeln oder überflüssigen Worten auf – und dennoch ist es genau das, was mich fasziniert. Zwei Menschen, die verschiedener nicht sein könnten und doch auf wundersame Weise miteinander verbunden sind – durch Schicksalsschläge, die uns beide auf die Probe gestellt haben. Ereignisse und Verluste, die unser beider Leben in Richtungen gelenkt haben, mit denen wir anfangs nicht umzugehen wussten.
    Und jetzt?
    Was ist jetzt anders?
    Im Grunde ist doch alles genau wie vorher. Ich, redseliges Nervenbündel auf dem Weg zum alten Ich. Er, kurzsilbiges und lässiges Stehaufmännchen, das trotz allem nach vorn schaut. Hier und da ein paar flüchtige Worte, die wir miteinander teilen.
    Mehr nicht.
    Nein. Mehr nicht.
    Das Klingeln meines Handys reißt mich aus den Gedanken. Genervt schaue ich zum Rollcontainer neben dem Bett. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist jemanden, der mich stört. Doch als ich eine fremde Nummer auf dem Display sehe, überkommt mich eine Ahnung, die mich augenblicklich innehalten lässt.
    „Hallo?“, säusele ich unsicher ins Telefon.
    „Ja hallo, hier ist Bastian.“
    „Oh, das ist aber eine Überraschung.“
    „Na ja, du hast mir deine Nummer doch gerade geschickt.“
    „Ja, aber …“ Ich halte kurz inne. „Ihr Männer seid nicht unbedingt Freunde des geschriebenen Wortes, was?“
    Er lacht. „Ja, reden ist dann doch besser.“
    „Schön, dich zu hören.“
    „Ich freue mich auch.“
    Seine Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören hat geradezu etwas Symbolisches. Fast so, als hätte ich mir eine fremde Welt in meine eigene geholt. Eine Welt, in die ich bisher keinen Fuß gesetzt habe und die doch so verlockend scheint.
    Seine Welt.
    „Ich hoffe, es hat dich nicht irritiert, dass ich dich über das Internet gesucht habe, bisher habe ich so etwas nicht gemacht, aber diesmal war mir irgendwie danach. Ich weiß auch nicht, ich fand es einfach schade, dass unser Kontakt einfach so …“
    „Geht mir genauso“, fällt er mir ins Wort und bringt mich unweigerlich zum Lächeln.
    „Ich bin ja verheiratet“, höre ich mich sagen und erschrecke im selben Moment über diese Information.
    „Deshalb ist es vielleicht etwas ungewöhnlich, dass ich nach einem eigentlich fremden Mann im Internet suche“, beeile ich mich fortzufahren. „Aber ich fand einfach, dass unsere Gespräche … ich weiß auch nicht … irgendwie ging es mir danach immer besser.“
    „Ich weiß genau, was du meinst. Genau deshalb habe ich mich ja auch so gefreut, von dir zu hören. Es ist wichtig, mit Menschen zu tun zu haben, die verstehen, was man durchmacht. Leute, die die Krankheit eben kennen. Ich weiß ja nicht, wie dein Mann drauf ist, aber …“ Er stockt für einen Moment. „Aber ich hoffe, er versteht, dass

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