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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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trug, klirrte etwas: Ein Schlüsselanhänger in Form einer schweren
Silbermünze. Am kurzen Kettchen hingen zwei Schlüssel.
    Schweifwedelnd wurde Tarzan von
Oskar begrüßt. Dann soff der Cocker, als hätte er seit Tagen keinen Tropfen
gekriegt.
    Als die Kinder später ihre
Limonaden bezahlen wollten und nach Lisa riefen, kam der Wirt der Höllenmühle
persönlich.
    „Lisa kann aus der Küche nicht
weg“, sagte er und ließ sich das Geld geben.
    Er war ein großer, schwerer
Mann mit einem Bauch wie ein Faß. Tränensäcke hingen ihm fast auf die Wangen.
Er hatte etwas geschlitzte Augen und blaue Bartschatten. Sympathisch war er
nicht. Tarzan wußte, daß er Keipner hieß.

    „Die Absturzstelle haben wir
nicht gesehen“, sagte Klößchen, als sie dann heimwärts radelten, „den Schatz
haben wir nicht gefunden; aber ich habe wenigstens vier Mückenstiche
abgekriegt. War doch ein schöner Ausflug, was?“

    „Für dich schon“, meinte Karl
lachend. „Aber was sollen wir sagen? Keinen Stich, keine Schramme. Geht’s
deinem Schokoladenbauch besser?“
    „Dem ging’s nie schlecht. Und
er freut sich schon auf die nächsten Tafeln. Aber erst kriegen Tarzan und ich
bei meiner Mutter Diät. Ihr wißt ja, wie sie die Menüs zusammenstellt:
Brennesselsuppe, gedünstetes Gemüse und anschließend Rhabarberkompott. Naja,
wir halten uns woanders schadlos.“
    Die Jungs brachten Gaby nach
Hause, verabredeten sich dann für sieben Uhr abends und vereinbarten, dunkle
Sachen anzuziehen, die bei Nacht nicht auffielen.
    Tarzan und Klößchen radelten
zum Internat zurück und packten ein, was sie zum Wochenende brauchten.
Ordnungsgemäß meldeten sie sich beim Erzieher vom Dienst ab. Dann fuhren sie zur
Eichenallee, wo Willi zu Hause war.
    Die Sauerlichs besaßen eine
riesige Villa in einem parkgroßen Grundstück. Ein Zwölfzylinder-Jaguar gehörte
zum Besitz. Und Georg, der gutmütige Chauffeur, war — nach Tarzan — Klößchens
bester Freund.
    Frau Sauerlich, Klößchens
Mutter, empfing die beiden herzlich. Sie war für eine Frau recht groß, aber —
im Gegensatz zu ihrem Sohn — grazil, sprach mit hoher Stimme und verschluckte
nie einen Endbuchstaben oder gar eine Silbe. In ihr blondes Haar waren blaue
Tupfer gefärbt, was ihr überhaupt nicht stand. Sie hatte eine spitze Nase und
dünne Lippen, die zwar immer lächelten, aber trotzdem streng wirkten. Wenn sie
redete, waren ihre Hände beteiligt. Manchmal fuchtelte sie herum, daß man
meinen konnte, sie fange Fliegen.
    „Wascht euch die Hände,
Kinder!“ sagte sie. „Und kommt bitte ins Speisezimmer. Wir essen gleich.“
    „So früh schon, Mutter?“ fragte
Klößchen, der den schlimmsten Appetit gern vorher gestillt hätte. Mit
Schokolade, natürlich.
    „Extra euretwegen“, strahlte
sie. „Naja, und ein bißchen was müssen Vater und ich auch vorher essen. Wir
sind bei Kranwinkels eingeladen. Aber die machen immer dieses gräßliche kalte
Buffet. Wohin du siehst — nur die Reste toter Tiere. Keinen Bissen kann ich
dort zu mir nehmen.“
    Tarzan unterdrückte ein
Grinsen. Er wußte, wie es bei den Sauerlichs zuging. Schließlich gehörte er
schon fast zur Familie.
    Frau Sauerlich hatte ihr Leben
der Diät verschrieben. So wie sie aussah, so lebte sie auch. Als überzeugte
Vegetarierin wies sie Fleisch weit von sich. Und ihr Mann, der einen ganz
anderen Geschmack hatte, mußte wohl oder übel mitmachen, wenn er nicht gerade
heimlich futterte. Außerdem — und das war der Zwiespalt, mit dem Frau Sauerlich
ständig lebte — hielt sie Zucker und Süßwaren für Gift. Zwar hatte ihr Mann
seinen Reichtum als Schokoladenfabrikant erworben, aber gutheißen konnte Frau
Sauerlich das nicht. Sicherlich — ihr Mann aß nie einen Bissen Schokolade,
hielt aber Naschen keineswegs für eine Untugend. Guten Gewissens produzierte er
daher herrlichste Schokolade und köstlichste Pralinen.
    Herr Sauerlich hatte im
Speisezimmer bereits Platz genommen. Daß es sich bei ihm um Klößchens Vater
handelte, war nicht zu übersehen. Er hatte das gleiche runde Mondgesicht mit
den vielen Sommersprossen, die gleichen Henkelohren und eine noch fülligere
Figur. Er war zwar mehr als 30 Jahre älter als sein Sohn Klößchen, aber nur um
eine Winzigkeit größer.
    „Hallo, ihr beiden! Dann mal
ran an die Bouletten!“ sagte er und stieß, wie es seine Angewohnheit war, den
Zeigefinger energisch in die Luft.
    Bouletten? dachte Tarzan.
Wenn’s die nur gäbe! Wäre ja zu schön, um wahr zu

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