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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sich.
    Jetzt hörten auch Karl und
Klößchen das Rascheln. Jemand schlurfte eilig über Moos, durch Heidekraut und
Gras. Sein Atem keuchte. Eine Taschenlampe blitzte auf. Der Lichtkegel war zu
Boden gerichtet. Und erlosch gleich wieder.
    Aus weitgeöffneten Augen
starrte Tarzan in die Dunkelheit. Jetzt konnte er die Silhouette ausmachen. Es
schien ein Mann zu sein. Mehr war nicht zu erkennen.
    Er kam näher, seine Schritte
wurden langsamer. Er blieb stehen. Offenbar sollte sein Atem sich beruhigen.
Dann schlich er weiter. Im nächsten Moment war er unter den Birken
verschwunden.
    Klößchens Zähne schlugen
aufeinander.
    Tarzan puffte ihn in die
Rippen.
    An Flüstern war nicht zu
denken. Auf die kurze Entfernung hätte der Wilddieb es gehört.
    Plötzlich blitzte unter den
Bäumen Licht auf.
    Der Strahl der Taschenlampe war
aufwärts gerichtet. Dorthin, wo das Reh hängen mußte.
    Einen Augenblick später kam die
Gestalt unter den Bäumen hervor.
    Unmöglich! dachte Tarzan. In
den paar Sekunden kann er das Reh nicht vom Baum geholt haben!
    Leise kam der Mann auf sie zu.
Jetzt war er nur noch fünf oder sechs Schritte entfernt.
    Tarzans Muskeln spannten sich.
Er saß sprungbereit. Aber im Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus, denn
mit einem bewaffneten Wilddieb ist bestimmt nicht gut Kirschen essen.
    Wenn er jetzt die Lampe
anmacht, dachte Tarzan, sind wir entdeckt.
    Aber die Lampe leuchtete nicht
auf. Der Mann blieb stehen. Leise schneuzte er sich. Tarzan glaubte,
Schweißgeruch zu spüren. Ziemlich deutlich konnte er den Mann jetzt
     
    erkennen. Plump war er,
beleibt, trug einen Hut und — tatsächlich! — er hatte ein Gewehr auf dem
Rücken.

    In derselben Sekunde wußte
Tarzan, wer da stand: Gröbl, der Jagdaufseher.
    Du grüne Neune! dachte Tarzan.
Jetzt haben wir den Salat! Der will dasselbe wie wir: auf den Wilddieb lauern.
Also hat auch Gröbl das Reh vorhin entdeckt. Vielleicht war er deshalb so
eklig. Und jetzt? Wenn er uns bemerkt, gibt’s mordsmäßigen Rabatz! Also lieber
nicht. Flach atmen, nicht rühren. Hoffentlich muß Willi nicht husten. Karl kann
sowieso nur kurze Zeit stillsitzen. Aber wenn er seine langen Knochen bewegt,
knarren jedesmal die Gelenke. Au Backe!
    Gröbl war zu einem Entschluß
gekommen. Er suchte ein Versteck. Zwei Schritte brachten ihn noch näher an den
Strauch heran, hinter dem die drei auf ihrem Baumstamm hockten.
    Aber Gröbl schien den Strauch
für ein unüberwindliches Hindernis zu halten. Er bog nach links ab, stolperte
in die Schneise zwischen den Büschen, grunzte ärgerlich, ließ wieder die
Taschenlampe für eine halbe Sekunde aufblitzen und schien gefunden zu haben,
was er suchte: Einen Platz wo er sitzen konnte.
    Der war etwa zehn Meter
seitlich von den Jungs und in gleicher Entfernung von der Baumgruppe.
    Gröbl setzte sich; vermutlich
auf einen Stein. Aber offenbar piekte der. Deshalb drehte er ihn erstmal,
wendete und rollte ihn etwas — noch näher zu den drei Freunden heran.
    Dann saß Gröbl. Metall klirrte
leise, als er sein Gewehr bereitlegte. Er hüstelte. Wie herrlich! Er durfte — die
Jungs durften nicht. Nochmals schneuzte er sich. Dann schepperte Glas. Aha! Er
nahm einen Schluck. Zielwasser, sozusagen.
    Danach war Stille. Wieder
spielten Frösche und Grillen die erste Geige im nächtlichen Konzert. Und damit
die kleine Nachtmusik auch Hintergrund hatte, strich wispernd der Wind durch
die Blätter der Birken.
    Es war eine vertrackte
Situation, ein Geduldsspiel zum Aus-der-Haut-Fahren.
    Still und stumm wie Steine
saßen die drei.
    Hoffentlich kommt der Mond
nicht hervor! dachte Tarzan.
    Klößchens Mückenstiche juckten.
Das Verlangen, sich zu kratzen, wurde unerträglich. Mindestens für eine Woche
hätte er auf Schokolade verzichtet — nur um sich jetzt kratzen zu können.
    Karl, der mit seinem dünnen
Hintern nie sehr bequem saß, hätte sich um alles in der Welt ein Kissen
gewünscht. Die Po-Knochen taten ihm weh. Und irgendwas krabbelte an seinem Bein
herauf. Eine Spinne?
    Kein Wort und kein Zeichen der
Verständigung war nötig gewesen. Jeder der drei wußte: Wenn Gröbl uns bemerkt,
gibt’s Ärger. Der kriegt es glatt fertig und beschuldigt uns der Wilddieberei.
    Langsam schlichen die Minuten
vorbei. Die Zeit schien stillzustehen. Selbst die langweiligste
Unterrichtsstunde konnte nicht so schleppend vergehen.
    Nur Gröbl schien das Warten
nichts auszumachen. Er trank Schluck um Schluck, bewegte sich, wann er wollte,
rülpste zweimal

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