Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
er,
wohin ich mich so rasch verkrümelt habe — mit meiner Bestie von Hund.
    Da hörte er Funkes heisere
Stimme. „Hallo, ihr da!“ rief er. „Ja, ihr.“
    „Meinen Sie uns?“ fragte Karl.
Er war wohl ganz in der Nähe. Aber Büsche und Bäume verstellten Tarzan die
Sicht.
    So ein Mist! dachte er besorgt.
Gaby, Karl und Klößchen haben Funke gesehen. Warnen konnten sie mich nicht.
Aber sie sind hergekommen.
    „Klar, meine ich euch“, sagte
Funke. „Oder siehst du noch jemanden. Habt ihr einen Jungen gesehen — mit ‘nem
Hund. Muß eben hier rausgekommen sein. Etwa 15 Jahre — so ein Braungebrannter
mit dunklen Locken.“
    „Nee, wir haben keinen
gesehen“, antwortete Karl. Seine Stimme kiekste vor Aufregung. Wohl war ihm
offenbar nicht.
    „Was... was für einen Hund
hatte er denn?“
    „Keine Ahnung. Irgend so ein
bissiges Vieh. Entweder ihr habt ihn gesehen oder nicht, aber... Moment mal!
Euch kenne ich doch. Ihr wart vorhin auf dem Parkplatz beim Bahnhof. Und
gestern in der Höllenmühle.“
    „Wo? Nein. In der Hölle waren
wir noch nie und...“
    „Das Gasthaus am Moor, meine
ich, Bengel! Und jetzt erinnere ich mich genau. Da war so ein Typ bei euch. Das
kann er gewesen sein.“
    „Wir wissen nicht, wen Sie
meinen“, kiekste Karl. „Oder weißt du das, Willi? Oder du, Gaby? Oskar weiß es
auch nicht. Wir sind nämlich meistens zu dritt.“
    Darauf herrschte Schweigen.
    Tarzan konnte sich vorstellen,
wie Funke die drei anfunkelte. Was er dann sagte, war geeignet, Tarzan noch
mehr zu beunruhigen.
    „Und wem gehört das vierte
Rad?“
    „Wie bitte?“ Karl stotterte
fast.
    „Wem das vierte Rad gehört?“
wiederholte Funke in einem Ton, der nichts gutes verriet.
    „Mir... mir, natürlich“, schwindelte
Karl. „Ich... eh... fahre zwar nie gleichzeitig auf zwei Rädern. Aber... eh...
das hier war kaputt. Eben habe ich ‘s aus der Reparatur geholt. Stimmt’s,
Willi?“
    „Stimmt“, echote Willi. „Es war
kaputt. Die Kette sprang dauernd runter.“
    „Wo“, fragte Funke heiser, „war
es zur Reparatur?“
    Wieder entstand Stille.
Unheilvolle Stille. Natürlich kannte Karl in diesem Viertel nicht eine einzige
Reparaturwerkstatt. Und leider war er auch zu verdattert, um sich irgendeinen
Namen auszudenken.
    „Komm’ mal her!“ gebot Funke in
scharfem Ton. „Komm’ her, sage ich! Sonst hole ich dich.“
    Jetzt muß ich handeln, dachte
Tarzan. Er sprang auf. In der Faust hielt er einen tennisballgroßen Stein, den
er unter dem Busch gefunden hatte.
    Die beiden Autowracks waren nur
wenige Meter entfernt. Von Brennesseln umrankt, lagen sie unter einem
Apfelbaum: Rostzerfressen, unansehnlich und nicht mal mehr als Schrott zu
gebrauchen. Aber jetzt halfen sie Tarzan.
    Mit voller Kraft schmetterte er
den Stein gegen das Blech.
    Es krachte und dröhnte, als
werde ein riesiger Gong mit dem Schmiedehammer bearbeitet.
    Augenblicklich flitzte Tarzan
zur Hausecke. Nicht zu der, wo er Funke in die Arme gelaufen wäre, sondern zu
der anderen. Dort wuchsen zwar Sonnenblumen und Sträucher, die das Durchkommen
erschwerten, aber einen anderen Weg gab es nicht.
    Am Küchenfenster hastete er
vorbei. An der vorderen Ecke blieb er stehen und spähte zur Straße.
    Seine drei Freunde standen mit
ihren Rädern nahe der Gartentür. Ihre Blicke waren in den Teil des Gartens
gerichtet, der auf der anderen Seite lag. Sicherlich war Funke sofort nach
hinten gerannt, und sie sahen ihm nach.
    Tarzan pfiff. Eiligst flankte
er über den Zaun.
    Sofort waren die drei bei ihm,
und er sprang auf sein Rennrad.
    „Nichts wie weg!“ sagte er.
    Sie beeilten sich, konnten aber
nicht mit vollem Tempo fahren, denn Oskar war noch müder geworden.
    Nach 100 Metern sah Tarzan sich
um. Funke war an der Gartentür, machte jetzt kehrt und rannte zurück.
    Himmel, der holt sein Rad und
kommt uns nach, dachte Tarzan.
    „Was war denn los?“ keuchte
Klößchen.
    „Erzähle ich gleich. Erstmal
weg.“
    „Nicht so schnell. Oskar kann
sonst nicht mit“, rief Gaby.
    Bevor sie an der Kreuzung links
abbogen, blickte Tarzan wieder zurück.
    Seine Vermutung hatte ihn nicht
getäuscht. Funke war schon auf der Straße und schwang sich eben aufs Rad.
    „Er folgt uns“, sagte Tarzan.
„Los, wir verstecken uns dort hinter der Plakatwand.“
    Sie stand rechts der Straße vor
einem Baugelände, auf dem Bagger die Gruben für tiefe Kellergeschosse bereits ausgehoben
hatten. Bald würden hier wieder mehrere Menschen-Silos mit ein paar

Weitere Kostenlose Bücher