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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„Funke ist im Kiosk, sein Haus leer. Also
nichts wie hin! Die Schlüssel haben wir. Bestimmt paßt einer zur Tür.
Vielleicht finden wir den Schatz.“

10. Beinahe ertappt
     
    Am Anfang der Bricheisenstraße
hielten sie an. Auf Funkes Grundstück war niemand zu sehen — auch bei seinen
Nachbarn nicht. Ein Motorradfahrer kam die Straße herunter, bog ab und
verschwand. Benzingestank blieb in der Luft. Der Junge mit seinem Skateboard
kurvte jetzt auf der Straße herum — aber das war ziemlich weit entfernt.
    „Ich würde sagen“, meinte
Tarzan, „ihr fahrt bis zu der Bushaltestelle dort hinten. Dort könnt ihr euch
hinter den Bäumen verbergen, falls Funke überraschend auftaucht.“
    „Meinst du, er kommt?“ fragte
Karl.
    „Man kann nie wissen. Weshalb
sollte er im Kiosk bleiben? Außer Charly und Ottfried hatte er keine Kunden.
Heute ist die Bahnhofsgegend tot. Alles treibt sich im Moor rum. Ich vermute,
Funke läßt sich nur deshalb beim Kiosk blicken, weil er jeden Samstagnachmittag
dort ist. Er will nicht auffallen. Das ist es.“
    „Sei bloß vorsichtig!“ sagte
Gaby. „Eigentlich finde ich’s nicht richtig, daß du immer alles allein machst.“
    „Mache ich ja gar nicht. Ihr
seid genauso beteiligt. Aber wenn ich ums Haus schleiche, fällt einer weniger
auf als vier mit Hund.“
    Tarzan stieg vom Rad. „Nimm’s
bitte mit, Karl. Hier nützt es mir nichts.“
    Er sah seinen Freunden nach,
als sie die Straße entlang radelten. Karl hatte nur eine Hand am Lenker. Mit
der anderen führte er Tarzans Rennrad. Gaby sah zweimal zurück. Sogar Oskar
vermißte Tarzan und wäre gern zu ihm zurückgetrottet.
    Je weiter sich die drei Freunde
von Tarzan entfernten, um so stiller wurde die Straße. Nur in den Gärten
zankten sich Spatzen. Aber ihr Tschilpen verstärkte die Stille noch.
    Tarzan schlenderte den Gehsteig
entlang. Als er vor Funkes Haus war, schielte er aus den Augenwinkeln zu den
Fenstern. Nichts rührte sich. Über dem Unkraut, das am Jägerzaun büschelweise
blühte, summten Bienen.
    Tarzan schlüpfte durchs
Gartentor. Es hing schief in den Angeln und ließ sich nicht schließen. Noch ein
rascher Blick rundum, dann huschte er am Haus vorbei, mied die Vordertür, kam
zur Rückfront und atmete auf. Hier sah ihn niemand. Dicht belaubte Apfelbäume
schirmten zu den Nachbargrundstücken ab. Man sah die Dächer, mehr nicht.
Außerdem wuchsen hier allerlei Büsche. Es war ein Garten, der sich für ein
Geländespiel geeignet hätte. Jedenfalls wucherte alles wild durcheinander.
    Die Hintertür war aus Holz und
hatte einen Einsatz aus Mattglas. Dahinter war sicherlich ein dunkler Flur —
jedenfalls schien es so.
    Tarzan zog Funkes Schlüsselanhänger
aus der Tasche. Dabei legte er gewohnheitsmäßig eine Hand auf die rostige
Klinke. Als er sie niederdrückte, gab die Tür nach. Sie war unverschlossen.
    Erstaunt blickte Tarzan in den
dämmerigen Flur. War Funke so schusselig, daß er sogar seine Türen offen ließ?
    Tarzan zögerte. Ihm war nicht
geheuer. Einfach so in ein fremdes Haus eindringen, um nach einem
15-Millionen-Schatz zu suchen — das war schon eine Sache, bei der man feuchte
Hände und Herzklopfen kriegen konnte.
    Innerlich gab er sich einen
Ruck. Den Schlüsselanhänger steckte er in die Tasche. Auf Zehenspitzen trat er
in den Flur. Er roch modrig, der Steinboden hätte längst geschrubbt werden
müssen. An den Wänden waren Haken befestigt. Drauf hingen schmutzige Overalls,
durchschwitzte Hüte und fleckige Hemden. Ein Paar Gummistiefel stand an der
Wand.
    Vorsicht, dachte Tarzan, ist
die Mutter der Porzellankiste. Also...
    Er hustete vernehmlich.
    „Hallo!“ rief er halblaut. „Ist
hier jemand?“
    Natürlich kam keine Antwort. Beruhigt
schloß er die Tür hinter sich.
    Gerade hatte er die Lippen
gespitzt, um vergnügt zu pfeifen — da passierte es.
    Ruckartig wurde die Tür am Ende
des Flurs geöffnet.
    Tarzan erschrak. Für einen
Moment stand er stocksteif. Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. Funke?
dachte er. Unmöglich! Der kann noch nicht hier sein.
    Er war’s auch nicht. Sondern
eine Frau.
    „He!“ sagte sie und blinzelte
verschlafen zu ihm hin. „Was machst du denn hier?“ Mit beiden Händen stopfte
sie den Rand ihres Pullis in die Cordjeans.

    „Entschuldigung!“ Tarzan fing
sich sofort. „Habe ich Sie beim Mittagsschlaf gestört? Das täte mir leid. Ich
will zu Herrn Funke.“
    „Der ist nicht da“, sagte sie.
    Tarzan kannte sie nicht. Woher
auch? Sie mochte

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