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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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einzusteigen. Für Smith war das mit
seiner Beinverletzung bestimmt keine Kleinigkeit.
    Sie müssen ein Auto haben,
dachte Tarzan. Wahrscheinlich einen Leihwagen. Aber den haben sie sonstwo
geparkt. Sonst hätte ich den Motor gehört.
    „Nehmen wir uns erstmal die
Schränke im Wohnzimmer vor“, sagte Stulla. „Ich mache Licht. Ist doch egal. Um
diese Zeit kommt Funke mit seiner Mieze bestimmt nicht zurück.“
    Sie gingen in den Wohnraum.
Smith humpelte. Die Deckenleuchte flammte auf. Ihr Licht fiel durch die
geöffnete Tür in den Flur. Tarzan hörte, wie sie rumorten. Schränke und
Schubladen wurden geöffnet.
    Zum Teufel, dachte Tarzan. Wenn
sie hier reinkommen, leuchten sie natürlich auch unters Bett. Ob sie mich für
einen Teppich halten? Vielleicht hätte ich mir ein Schild umhängen sollen, auf
dem steht: ICH BIN EIN TEPPICH. Totstellen hilft auch nichts. Egal! Ich lasse’s
darauf ankommen.

    So brenzlig die Situation für
ihn war — seinen Humor verlor er nicht. Im Gegenteil: Es würde auf Biegen und
Brechen gehen, und das machte ihm Spaß. Nur eins war schlimm: Daß es hier
keinen Hinweis auf Oskar gab.
    In diesem Moment hörte Tarzan
den Pfiff.
    Gellend tönte er durch die
Nacht. Und Tarzan kannte das Signal ganz genau.
    Karl pfiff. Das hieß, er warnte
ihn. Und die Warnung war vereinbart für den Fall, daß Funke zurückkam.
    „Es hat jemand gepfoffen“,
sagte Smith.
    „Gepfiffen“, verbesserte
Stulla. „Au! Jetzt habe ich mir den Finger eingeklemmt. Hier ist auch nichts,
ja, gepfiffen wird hier oft. In diesem Viertel gibt’s viele Hundehalter. Na, zu
denen gehören wir jetzt auch.“
    Aha! schoß es Tarzan durch den
Kopf. Ihr Saukerle habt Oskar. Anders kann das gar nicht gemeint sein. Na,
prima! Damit hat sich alles gelohnt. Nur für euch nicht. Denn gleich wird Funke
hereinstürmen.
    Aber — Funke stürmte nicht.
Funke schlich. Offenbar haben das Wilddiebe so an sich. Natürlich hatte er den
Lichtschein in seinem Haus bemerkt. Diese Überraschung war kein angenehmer
Abschluß seines Abendspaziergangs mit Olga Kretschmer, der Rothaarigen. Aber
auf Überraschungen war Funke ständig gefaßt. Nicht umsonst trug er deshalb eine
kleine Pistole bei sich.
    Tarzan hatte weder ihn noch die
Frau gehört — obwohl beide durch die Vordertür kamen und den Schlüssel
benutzten.
    Plötzlich standen sie in der
Diele.
    Von der Hacke bis zur Hüfte
konnte Tarzan ihre Gestalten sehen.
    „Hände hoch!“ brüllte Funke.
Seine Stimme überschlug sich. „Keine Bewegung! Weg mit dem Knüppel, Kerl, oder
ich lege dich um! Eine falsche Bewegung, und du hast eine blaue Bohne zwischen
den Rippen.“
    Dann war sekundenlang Stille.
    Überrascht stieß Funke die Luft
durch die Zähne.
    „Sieh einer an!“ sagte er. „Max
Stulla. Und mit wem habe ich sonst noch die Ehre...? Moment mal! Das Foto war
doch in der Zeitung. Klar, Harry Smith! Der Pilot! Jetzt begreife ich.
Begreifst du, Olga?“
    „Totschießen kannst du sie
nicht“, zischte sie. „Aber die sollen sich nicht einbilden, daß du...“
    „Halt’ den Mund! Die können
selber sagen, was sie wollen. Also?“

    „Leg’ erst die Pistoule wäg“,
sagte Smith. „Wuir können uns einigen. Wuir sitzen im selben Bout.“
    „Zunächst mal wirst du dich auf
meine Couch setzen,“ gebot Funke. „Du auch, Stulla. So ist es schön. Und die
Hände auf den Tisch! Jetzt höre ich.“
    Er blieb stehen, wo er stand,
und behielt auch die Pistole im Anschlag.
    „Es stimmt“, sagte Smith jetzt
sehr um eine recht klare Aussprache bemüht und fast ohne Akzent. „Ich bin Harry
Smith. Ich spiele mit offenen Karten. Damit du siehst, Funke, daß ich jetzt
keinen Hinterhalt plane. Wenn ich dir sage, wie alles gekommen ist, gebe ich
mich sogar in deine Hand. Im Heimatland des Scheichs habe ich das Gerücht
verbreitet, seine Gegner würden ihm nach dem Leben trachten und planten einen
Bombenanschlag. Ich äußerte, daß ich Angst hätte, die Maschine zu fliegen. Denn
wie leicht könnte der Anschlag dort erfolgen — wenn Abu Yassir Khaluns Feinde
glauben, er wäre an Bord. Doch die Bombe habe ich selbst gebastelt. Sie war mit
Zeitzünder versehen. Eine Minute bevor die Maschine explodierte, sprang ich mit
dem Fallschirm ab. Das war über dem Moor. Ich bin schon oft in der Stadt hier
gewesen und kenne die Umgebung. Den Tresor hatte ich bei mir. Ich habe nicht
gewagt, ihn auf gut Glück abzuwerfen. Das war mein Verhängnis. Für den
Fallschirm wurde die Last zu groß, die

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