Das leere Grab
Justus eindringlich. »Ganz sicher. Und jetzt geh ihnen bitte nach, sonst verlierst du sie noch!«
J.J. rollte mit den Augen. »Also schön. Aber danach erklärst du mir alles!«
»Versprochen!«
Der schlanke Junge stand auf und ging hinaus auf die Straße. Einen Augenblick später war er um eine Ecke verschwunden.
Auch Justus stand auf. Schnell lief er die Treppe hinauf und den Flur entlang. Vor der Tür zu Zimmer 108 blieb er stehen. Probeweise drückte er die Klinke herunter, doch die Tür war verschlossen. Justus zückte seinen Schlüsselbund. Dort hingen zwei Dietriche, die er Peter einmal abgeschwatzt hatte. Eigentlich war der Zweite Detektiv der Schlösserexperte, doch Justus’ Argument, dass auch Bob oder er einmal in eine Situation kommen könnten, in der sie eine Tür öffnen mussten, hatte Peter überzeugt: Er hatte einen Teil seiner Dietrichsammlung Bob und Justus überlassen.
Justus versuchte die Tür zu öffnen. Er war jedoch kein Experte. Peter hätte das Schloss vermutlich innerhalb von Sekunden geknackt. Der Erste Detektiv brauchte zwei Minuten, bis der Riegel mit einem leisen Klick endlich nachgab und die Tür sich öffnen ließ. Er schlich in das Zimmer. Es war fast genauso eingerichtet wie ihr eigenes. Schnell sah er sich um. Unter dem Bett standen zwei leere Koffer. Justus öffnete den Schrank: Die Kleidung war ordentlich hingehängt worden.Offenbar planten die Jonas einen längeren Aufenthalt in Suerte. Auf dem Tisch lag eine Brieftasche. Er öffnete sie. Zwei Touristenkarten waren darin, eine Art Visum, das man ohne Schwierigkeiten am Flughafen bekam. Justus hatte auch eines. Auf diesen Karten standen die Namen der Inhaber: Catherine Jonas und Julius Jonas, wohnhaft in Chicago. Justus wollte die Geburtsdaten kontrollieren, doch die waren auf den Karten nicht angegeben.
Er blätterte die Brieftasche durch. Ein paar Kreditkarten und einige Fotos kamen zum Vorschein. Er betrachtete sie: Es waren zwei Bilder von Catherine und Julius Jonas, eines von einer Frau, die er nicht kannte, und ein altes, verblichenes Kinderfoto: Ein kleiner, dicker Junge mit hellbraunen Locken grinste in die Kamera. Er mochte vielleicht vier Jahre alt sein.
Justus starrte das Foto an. Früher waren seine Haare heller gewesen, wie das bei Kindern meistens der Fall war. Tante Mathilda hatte ihm oft erzählt, dass er damals auch Locken gehabt hatte. Das Bild war etwas überbelichtet und unscharf. Trotzdem: Eine gewisse Ähnlichkeit war zu erkennen.
Wie gebannt sah er sich das Foto an und vergaß völlig, wo er war. Plötzlich klopfte es an der Tür.
Der Lauscher im Schrank
»Das war es dann also«, sagte Peter zu Bob, als er die Zentrale betrat. »Wieder ein Schuljahr vorbei. Wieder ein Zeugnis mehr, das ich besser vor meinen Eltern verstecke.«
»So schlimm?«
»Na ja, geht so. Mit meiner Sportnote habe ich einiges rausreißen können.«
»Wie immer.« Bob wippte unruhig mit dem Schreibtischstuhl herum. »Was fangen wir nun mit den Ferien an?«
»Ich weiß, was du denkst. Du würdest am liebsten sofort nach Venezuela fliegen und unserem verehrten Ersten Detektiv beistehen, stimmt’s?«
»Du hast es erraten. Und wie steht es mit dir?«
»Ich würde ja gerne. Aber meine Finanzen lassen das einfach nicht zu.«
Bob grinste. »Du musstest dir ja unbedingt schon wieder ein neues Fahrrad kaufen.«
»Ich konnte doch nicht ahnen, was auf uns zukommt«, verteidigte sich Peter.
»Wenn wir nicht nach Venezuela fliegen können, müssen wir hier unser Möglichstes tun, um Justus zu helfen. Ich habe meinen Vater beauftragt, im Archiv seiner Zeitung alles über den Flugzeugabsturz von damals herauszufinden und es uns rüberzufaxen.«
»Was erhoffst du dir davon?«
»Keine Ahnung. Aber irgendwas müssen wir schließlich tun. Justus würde genauso vorgehen: Erst mal alle Informationen zusammentragen, die man bekommen kann, und dann sehen, was man damit anfängt.«
Das Telefon klingelte. Peter wollte nach dem Hörer greifen, doch Bob hielt ihn zurück. »Das ist vielleicht für das Faxgerät.« Er hatte recht: Nach dem dritten Klingeln schaltete sich das Gerät ein und spuckte wenige Sekunden später einen kleinen Stapel Papier aus. Es waren Kopien vonZeitungsartikeln, die Bobs Vater herausgesucht hatte. Sie teilten den Stapel auf und begannen zu lesen.
»Ich weiß immer noch nicht, was wir hier finden sollen«, meinte Peter, nachdem er zwei Artikel gelesen hatte. »Das war ein Flugzeugabsturz wie jeder andere
Weitere Kostenlose Bücher