Das leere Grab
nickte ihm aufmunternd zu.
»Gut. Dann tue ich es.« Er stand auf.
»Jetzt?«
»Jetzt!«
»Soll ich mitkommen?«
Justus schüttelte den Kopf. »Das muss ich allein erledigen.«
»Dann viel Glück!«
»Danke.« Justus ging aus dem Gastraum ins Treppenhaus, stieg die Stufen hinauf in den ersten Stock und blieb vor Zimmer 108 stehen. Dort atmete er einmal tief durch und klopfte entschlossen an. Ein paar Sekunden später öffnete Mr Jonas die Tür. Er sah Justus überrascht an. »Du?«
»Guten Morgen, Mr Jonas. Darf ich einen Augenblick hereinkommen? Ich muss mit Ihnen und Ihrer Frau reden.«
Mr Jonas zögerte einen Moment, dann trat er zur Seite und ließ Justus eintreten.
Der Erste Detektiv warf einen Blick in den Raum. Geöffnete Koffer lagen auf den Betten und Mrs Jonas war gerade dabei, die letzten Kleidungsstücke hineinzulegen. Sie sah ihn an.
»Sie packen schon? Aber Sie wollten doch erst morgen …«
»Falsch gedacht, Junge!«, rief Mr Jonas. Blitzschnell warf er die Tür zu und schloss sie von innen ab. Dann zog er den Schlüssel heraus und verstaute ihn in seiner Tasche.
»Was …«
»Du hast wohl geglaubt, wir hätten dich gestern nicht erkannt, als du aus dem Schrank kamst, was?« Mr Jonas grinste hämisch. »Aber so gut war deine Verkleidung nicht.«
»Aber Sie haben doch …«, begann Justus verwirrt.
Catherine Jonas fiel ihm ins Wort: »Wir haben dir weisgemacht, wir hätten dich nicht erkannt.«
»Und Sie wollten mich glauben lassen, dass Sie erst morgen abreisen«, stellte Justus grimmig fest. »Damit Sie heute unbehelligt verschwinden können.«
»Gar nicht so dumm«, erwiderte Mr Jonas. »Aber wir lassen uns von einem kleinen Schnüffler wie dir nicht die Tour vermasseln, Peter Shaw.«
»Sie schmuggeln Diamanten, richtig?«, fragte Justus. Nun konnte er mit offenen Karten spielen, er hatte nichts mehr zu verlieren.
»Ganz genau. Und du wirst uns nicht daran hindern.«
»Was haben Sie jetzt vor?«
Mrs Jonas lächelte. »Wir werden dich bestimmt nicht laufen lassen, falls du das meinst. Jedenfalls nicht, ehe wir verschwunden sind.«
Justus atmete tief durch. »Schön. Wenn wir schon dabei sind, unsere Masken fallen zu lassen, habe ich Ihnen auch noch eine Überraschung zu bieten: Ich heiße nicht Peter Shaw. Mein richtiger Name ist Justus Jonas.«
Der Moment der Wahrheit
»Ihr schon wieder. Ich sage euch gleich: Noch einmal werde ich die Grenzen des Gesetzes für euch nicht überschreiten.« Cotta beugte sich angriffslustig vor, als Bob und Peter sein Büro betraten.
»Guten Tag. Sind Sie gestern noch zu einem Unfalleinsatz gerufen worden?«, fragte Peter fröhlich. Er wollte die Stimmung etwas heben, bevor sie Cotta ihr neues Anliegen mitteilten.
»Erstaunlicherweise nicht. Da habe ich noch mal Glück gehabt. Aber du kannst dir den Small Talk sparen, Peter. Ich habe nämlich zu arbeiten. Kommt gleich zur Sache!«
Das Lächeln des Zweiten Detektivs verschwand. Er setzte sich.
»Wir haben etwas herausgefunden«, begann Bob. »Die Fotos in der Personendatei müssen Fälschungen sein.«
Cotta hob eine Augenbraue. »Ach. Eine solch kühne Behauptung hätte ich ja nur Justus zugetraut. Wie kommst du darauf?«
Bob erklärte es ihm. »Das Bild kann niemals dreizehn Jahre alt sein. Daher muss jemand das Programm manipuliert haben.«
»Das ist ein Polizeicomputer«, widersprach Cotta. »Den kann man nicht einfach so manipulieren. Aber ich sehe ein, dass an der Sache etwas faul ist. Und wie ich euch kenne, habt ihr schon eine Theorie – wenn nicht gar die Lösung des Rätsels?«
»Eine Theorie«, gestand Bob. »Wir glauben, dass andere die Identitäten von Catherine und Julius Jonas angenommen haben, um unterzutauchen.«
»Wie sollen sie das gemacht haben?«
»Weiß ich nicht. Aber wenn ich recht habe, dann müsste es in den Polizeiakten zwei gesuchte Verbrecher geben, die genauso aussehen, aber unter anderem Namen bekannt sind. Ließe sich das nicht herausfinden?«
Cotta lachte. »Du kannst gerne die gesamte Verbrecherkartei durchsehen. Im nächsten Jahr sprechen wir uns noch einmal.«
Peter war überrascht. »Gibt es wirklich so viele gesuchte Kriminelle?«
»Wir leben in einer schlechten Welt. Du hättest schon mit den Verbrecherfotos aus Kalifornien ein paar Tage zu tun. Das hat natürlich auch einen Vorteil: Detektive und Polizisten sterben garantiert niemals aus.«
»Ist diese Verbrecherkartei auch im Computer gespeichert?«, fragte Bob. Cotta nickte. »Wäre es dann
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