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Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen

Titel: Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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nur ein beglänzter Felsen ist. Doch sie ist zu lange hier gewesen; sie ist heute so schön wie je, doch das Schloss um sie herum ist ihretwegen hässlicher geworden.«
    Er stiel? einen langen Seufzer aus, der in ein Winseln überging. »Mit dieser Art von Schönheit bin ich vertraut, doch jene andere hab ich noch nie zuvor gesehen. Hüte dich vor ihr. Sie sollte diesen Ort verlassen!«
    Als sie allein war, barg Molly ihr Gesicht in dem spärlichen Fell der Katze. Das Herdfeuer brannte herunter, doch sie legte kein Holz nach. Flinke Tierchen trippelten durch den Raum, erinnerten an Haggards Stimme. Der Regen rauschte und prasselte gegen die Schlossmauern, tönte wie der Rote Stier. Wie als Antwort darauf hörte sie den Stier, sein Gebrüll ließ die Steine unter ihr erbeben, sie musste sich am Tisch festhalten, um nicht zusammen mit der Katze zu Boden zu fallen. Sie schrie auf.
    Die Katze sagte: »Er verlässt seine Höhle. Er geht jeden Tag bei Sonnenuntergang hinaus, um das seltsame weiße Tier zu jagen, das ihm entkommen ist. Das weißt du ganz genau. Stell dich nicht so dumm!«
    Das hungrige Brüllen ertönte wieder, weiter weg. Molly starrte die Katze an. Sie war nicht so verblüfft, wie es andere gewesen wären; in diesen Tagen war sie ungleich schwerer zu überraschen als die meisten Frauen. »Hast du schon immer sprechen können?«, fragte sie. »Oder hat dir der Anblick der Lady Amalthea die Sprache verliehen?«
    Die Katze leckte nachdenklich an einer Vorderpfote. »Es war ihr Anblick, der in mir den Wunsch zu sprechen erweckte«, sagte sie nach einiger Zeit. »Dabei wollen wir’s bewenden lassen. Das ist also ein Einhorn. Sie ist sehr schön.«
    »Woher weißt du, dass sie ein Einhorn ist?«, fragte Molly. »Und warum hast du solche Angst vor ihrer Berührung gehabt? Ich habe deine Angst deutlich gesehen!«
    »Ich bezweifle, dass mir sehr lange zum Sprechen zumute sein wird«, erwiderte die Katze ohne Groll. »An deiner Stelle würde ich keine Zeit an solche Torheiten verschwenden. Was deine erste Frage angeht, so lässt sich keine Katze, die aus ihrem ersten Fell heraus ist, jemals durch Äußerlichkeiten täuschen. Ganz im Gegensatz zu den Menschen, die ihre Freude daran haben. Was deine zweite Frage betrifft…«, hier stockte sie, konzentrierte ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, sich den Pelz zu waschen; sie leckte sich flauschig, und dann leckte sie sich wieder glatt, beäugte angelegentlich ihre Krallen.
    »Hätte sie mich berührt«, sagte sie sehr leise, »dann hätte ich ihr gehört und niemals wieder mir selbst. Ich wollte, dass sie mich anfasst, aber ich brachte es nicht über mich. Keine Katze vermag das. Wir dulden, dass die Menschen uns liebkosen, denn es ist recht angenehm – und es beruhigt sie. Aber von ihr gestreichelt zu werden –, der Preis dafür ist höher, als irgendeine Katze bezahlen könnte.«
    Da hob Molly sie auf, und sie schnurrte, an ihren Hals gepresst, so lange, dass sie schon fürchtete, die Katze würde nie wieder reden. Doch dann sagte sie: »Ihr habt sehr wenig Zeit. Bald wird sie sich nicht mehr erinnern, wer sie ist oder weshalb sie hierher gekommen ist, und der Rote Stier wird des Nachts nicht mehr nach ihr brüllen. Vielleicht wird sie den guten Prinzen heiraten, der sie liebt.« Die Katze stieß ihren Kopf auffordernd gegen Mollys plötzlich stille Hand. »Nur zu!«, befahl sie. »Der Prinz ist sehr tapfer, ein Einhorn zu lieben. Katzen schätzen kühne Toren!«
    »Nein, nein, das darf nicht sein. Sie ist das letzte Einhorn.«
    »Nun, dann muss sie vollenden, was sie hierhergeführt hat. Sie muss den gleichen Weg zum Stier hinuntergehen, den auch der König geht.«
    Molly presste sie so fest an sich, dass die Katze ein mausartiges Quieken des Protestes von sich gab. »Kennst du diesen Weg?«, fragte sie so ungestüm, wie es Prinz Lír von ihr hatte wissen wollen. »Zeig ihn mir, sag mir, wohin wir gehen müssen.« Sie setzte die Katze auf den Tisch und ließ sie los.
    Die Katze blieb lange Zeit stumm, doch ihre Augen wurden heller und heller, Gold rieselte herab, bedeckte das Grün. Ihr verkrümmtes Ohr zuckte und die schwarze Schwanzspitze, sonst nichts.
    »Wenn der Wein sich selber trinkt, wenn der Schädel spricht, wenn die Uhr die Stunde schlägt – nur dann findet ihr den Gang zum Stier.« Sie zog ihre Pfoten unter die Brust und setzte hinzu: »Natürlich ist ein Trick dabei!«
    »Und ob!«, fauchte Molly. »An einem Pfeiler in der großen Halle hängt so ein

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