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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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einschlägt.
    Dann geschieht es – so schnell, dass ich es nicht genau sehen kann: Ein Dolch blitzt auf, und Blut spritzt aus Cesares Hals. Er taumelt, lässt das Schwert fallen, das auf den Marmorboden poltert, und presst eine Hand auf die offene Wunde, aus der das Blut schießt.
    Meine Gedanken überschlagen sich. Cesare wird verbluten. Ich muss ihn verbinden. Ich muss einen Druckverband anlegen, sonst stirbt er … Fra Diniz wirft sich auf mich, bevor ich mein Schwert ziehen kann.
    Mit dem Kopf schlage ich gegen das hin und her schwingende Reliquiar, dann stürze ich zu Boden und bleibe benommen liegen. Schon ist Fra Diniz über mir und will mir den Todesstoß versetzen. Als er sich unter dem zurückschwingenden Schrein des Mandylions hinwegduckt, ziehe ich meinen Khanjar-Dolch und ramme ihm die lange Klinge so wuchtig in den Hals, dass die Spitze auf der anderen Seite wieder hinausdringt. In einem fingerdicken Strahl spritzt das Blut aus beiden Wunden.
    Mit einem erstickten Röcheln kippt Fra Diniz vornüber und bricht über mir zusammen.
    Ich ziehe den Khanjar heraus, packe den Sterbenden bei den Schultern und wuchte ihn zur Seite. Ich bin ganz nass von seinem Blut.
    Mit einem erstickten Schluchzen springe ich auf, steige über Fra Diniz hinweg, um dessen Kopf sich wie ein Heiligenschein eine schimmernde Blutlache auf dem Marmorboden ausbreitet. Mittendrin liegt ein kleiner Pergamentzettel, der offenbar aus einem Notizbüchlein herausgerissen wurde. Darauf steht in griechischer Schrift das Wort Mandylion . Wer hat den Zettel geschrieben? Fra Jean, der Großmeister?
    Mit der blutnassen Hand fahre ich mir über die verschwitzte Stirn und stolpere zu Cesare hinüber. Mit der anderen Hand umklammere ich den Khanjar.
    So viel Blut!
    »Cesare!« Mit zitternden Knien hocke ich mich neben ihn und reiße mir den Turban vom Helm, um ihm einen Druckverband anzulegen.
    Ich weiß, es ist zu spät.
    »Sandra …«, haucht er schwach und hebt die Hand.
    Meine Augen schwimmen in Tränen. »Sei ganz ruhig, ich bin …«
    Cesare deutet über meine Schulter hinweg.
    Wie ein Hieb mit einem scharfen Schwert durchzuckt mich plötzlich die Ahnung einer Gefahr, die hinter mir lauert. Im Allerheiligsten.
    Sofort reiße ich den Khanjar hoch, springe auf und wirbele herum. Ein schwarzer Schemen kommt durch das düstere Sanktuarium unaufhaltsam auf mich zu. Auf seiner Brust leuchtet ein weißes Kreuz. In der Hand hält er ein Schwert.
    Fra Galcerán.
    Mit einem raschen Blick erfasst er die Lage. Blut rinnt über den Marmorboden des Parakklesions. Sein Schwertbruder und Freund Diniz ist tot. Und Cesare liegt im Sterben.
    »Ein letztes Gebet, Vossa Mercè. Es ist so weit.« Mit einer kraftvollen Bewegung hebt Fra Galcerán das Schwert über seinen Kopf. Cesare versucht, sich aufzurichten, rutscht in der Blutlache aber immer wieder ab.
    Ich lasse den blutigen Dolch fallen und ziehe mein Schwert.
    »Wo ist das Mandylion?« Fra Galcerán richtet sein Schwert auf die Brust meines tödlich verwundeten Gemahls. »Gebt es mir, oder er stirbt.«
    »Er ist so gut wie tot, wenn ich nicht sofort seine Wunden versorge.« Ich deute auf das Turbantuch, mit dem ich Cesare verbinden wollte. »Seht Ihr nicht, wie das Blut aus ihm herausrinnt?«
    Fra Galcerán reagiert nicht.
    Also gut, wie du willst.
    Ich suche mir einen sicheren Stand auf dem blutnassen Marmorboden, spanne meine schmerzenden Schultern an und hebe mein Schwert über den Kopf.
    Mit einem zornigen Aufschrei stürmt Galcerán vorwärts, setzt mit einem Sprung über Cesare hinweg und wirft sich auf mich. Ich weiche ihm aus, stolpere jedoch über den toten Diniz und stürze in die Blutlache.
    Dann ist Galcerán über mir und reißt das Schwert hoch zum Todesstoß, als er sich plötzlich mit aufgerissenen Augen umwendet.
    »Lass sie in Ruhe!«
    Schwankend steht Cesare hinter ihm, zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, zu kraftlos, um das Schwert zu heben, dessen Spitze über den Marmorboden schleift, zu langsam und zu benommen von dem Blutverlust, um sich gegen Fra Galcerán zu wehren. Der wirbelt mit einer geschmeidigen Bewegung herum. Dabei lässt er seine Klinge durch die Luft sausen und schlägt meinem Ehemann mit einem einzigen wuchtigen Hieb den Kopf ab.
    Der Schmerz versetzt mir einen Stich ins Herz. Mit einem gequälten Schrei springe ich auf und erwarte Fra Galcerán, der langsam über Cesares Kopf hinwegsteigt und auf mich zukommt. Ich hebe das Schwert.
    »Wo ist das

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