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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Samtkästchen mit Konstantins Geschenk auf meinem Schreibtisch.
    Cesare, der unsere türkische Ausrüstung aus einer Truhe gezerrt hat – mit Stahlplatten bewehrte Kettenhemden, Chichak-Helme, Kilij-Schwerter und Khanjar-Dolche –, tritt neben mich. »Hast du den Schlüssel zum Reliquienschrein?«
    Ich stelle das Fläschchen mit dem vergifteten Haschisch auf den Tisch, ziehe den Schlüssel unter meinem Harnisch hervor und zeige ihn Cesare.
    »Nimmst du das Haschisch nicht mit?«, fragt er verwirrt, öffnet das Samtkästchen und liest Konstantins Zeilen.
    Ich werfe mein Notizbüchlein in die Tasche. »Nein.«
    »Mir zuliebe.«
    Ich sehe ihn von der Seite an. Er wirkt traurig. Verzweifelt. »Du wirst nicht sterben, Cesare.«
    Er antwortet nicht, sondern starrt unverwandt das Fläschchen an.
    »Hast du wieder eine Todesahnung?«, frage ich ihn und lehne mich sanft gegen ihn. Als er taumelt, lege ich meinen Arm um ihn. »Wie letzte Nacht?«
    Er nickt, ohne mich anzusehen. Er wirkt plötzlich wie gelähmt. Wie zu Eis erstarrt.
    »Wem hast du deinen Abschiedsbrief an Latino anvertraut?«, frage ich leise.
    »Konstantin.«
    »Du hast gehofft, dass er überlebt.«
    Cesare atmet tief durch und drückt mir das Samtkästchen in die Hand. »Konstantin konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du zu Tode vergewaltigt oder bei lebendigem Leib gepfählt wirst. Und ich kann es auch nicht. Steck es ein, ich bitte dich.«
    Ich umarme ihn und halte ihn fest, um ihn zu trösten. »Du wirst nicht sterben, Cesare. Du bist nur zum Umfallen müde, und deshalb quälen dich düstere Gedanken.«
    Er antwortet nicht.
    »Cesare?« Ich packe ihn bei den Schultern und schiebe ihn von mir weg. »Komm schon! Ich bring dich von hier weg.«
    »Wohin?«, nuschelt er, immer noch benommen von seiner Todesahnung, die ihn schon seit gestern quält. Die Flucht vor den Türken hat ihm seinen Kampfgeist genommen. Er ist es nicht gewöhnt, dass er fliehen muss. Im Gegensatz zu mir. Egal, ob im Labyrinth des Tempelbergs von Jerusalem, in den Sälen der Abbaye du Mont-Saint-Michel oder in den Irrgängen unter der Pyramide von Sakkara.
    »Wir müssen das Mandylion retten«, sage ich, um ihn aus seiner Erstarrung zu lösen.
    »Und dann?«, fragt er müde.
    »Dann segeln wir mit dem nächsten Schiff nach Hause.«
    Er nickt langsam. »Keine Expedition dieses Jahr?«
    »Versprochen.«
    »Nicht nach Timbuktu? Oder Granada? Paris? Venedig? Athen? Jerusalem? Alexandria? Kairo? Mekka?«
    »Führe mich nicht in Versuchung!«, necke ich ihn.
    Er lächelt müde. »Rom also.«
    »Nur wir beide. Ich will mit dir zusammen sein.« Ich küsse ihn zärtlich. »Ich liebe dich.«

Kapitel 75
    In Alessandras und Cesares Räumen im Kaiserpalast
29. Mai 1453
Kurz vor halb acht Uhr morgens
    Sobald wir die türkischen Rüstungen angelegt haben, die Cesare in den letzten Tagen von gefallenen Yeniçeriler besorgt hat, und ich mein langes Haar unter einem mit einem Turban umwickelten Helm versteckt habe, machen wir uns mit unserer Beute auf den Weg zur Kapelle des Kaiserpalastes. Mit unserer schweren Tasche über der Schulter unterscheiden wir uns nicht von den Eroberern, die in den Palast eindringen, um ihn zu plündern.
    Während Cesare und ich mit den Schwertern in der Hand zur Kapelle hetzen, sehen wir uns aufmerksam um.
    Plötzlich recke ich meine Hand in die Höhe und bleibe so unvermittelt stehen, dass Cesare mich beinahe umrennt.
    Ich luge um die Ecke hinüber zur Kapelle. »Zwei Yeniçeriler bewachen das Portal.«
    Cesare stößt einen Fluch aus und drängt sich von hinten gegen mich. »Wir können die Kapelle also nicht betreten, ohne entdeckt zu werden.«
    Ich lasse die Tasche von der Schulter gleiten und stelle sie zwischen meine gespreizten Beine. »Die Armbrust.«
    Wortlos drückt er mir die Waffe in die Hand.
    Ich lege einen Bolzen ein und spanne den Bogen. Dann schiebe ich meine Finger an der Waffe entlang, lege sie an und nehme den ersten Türken ins Visier. Ich ziele auf den Kopf.
    Behutsam ziehe ich den Abzug durch.
    Ein gedämpfter Laut, ein leichtes Rucken, dann saust der Bolzen los.
    Während der erste Yeniçeri lautlos in sich zusammensackt, lade und spanne ich die Armbrust und nehme den zweiten ins Visier, der anscheinend noch nicht begriffen hat, warum der andere plötzlich mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Boden liegt. Er kniet sich neben den Toten, beugt sich über ihn und wird so zum leichten Ziel.
    Schuss!
    Der zweite Yeniçeri bricht lautlos zusammen und

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